Freitag, 19. Mai 2017

"Entspanne dich, lass das Steuer los, trudle durch die Welt, sie ist so schön." - Kurt Tucholsky

Mein Bauch fängt an zu kribbeln, die Nervosität steigt. Es ist wie ein riesiger Knoten im Bauch - aber ein guter. Ich laufe durch den Flughafen, der mir komisch vertraut ist. Das Gepäck des Fluges aus Paris ist auf Gepäckband sechs. Auf los geht's los. Immer, wenn mein Gepäck nicht unter den ersten fünf ist, habe ich Angst, dass es weg ist. Und dann muss ich mir auch noch um zwei Gepäckstücke Sorgen machen. Aber da ist mein Rucksack! Und direkt dahinter mein Koffer. Nein, das ist nicht ihr Koffer sondern meiner, danke. 
Plötzlich stehe ich da. Zwischen den Gepäckbändern. Rucksack auf, Koffer in meiner linken Hand und Handgepäck über der Schulter. Mein Leben aus Togo in drei Gepäckstücken, so kurz davor wieder in mein altes Leben zurück zu kehren. Ich will nach vorne rennen und gleichzeitig zurück in dieses Flugzeug.
Ich gehe durch die Tür. Auf mich wartet Liebe, Freude und ein Luftballon. Mein Herz pocht wild und ich bin vor allem froh. Verdammt froh. Erleichtert? Keine Ahnung. Und dann verlassen wir das Gebäude. Fizzelregen und gefühlte 0° erwarten mich. Mein Pulli schützt mich nicht wirklich, aber das Auto ist nicht weit weg und schnell kann ich mich darin aufwärmen. 
Zwei Stunden dauert die Fahrt, die mich nach Hause bringt. Oder zumindest in mein altes Leben. Auf der Autobahn sehe ich so viele LKWs und Autos mit deutscher Werbung. Guck mal, da ist ein Maler! Und da fährt ein Elektriker! Ach ja, so besonders ist das ja gar nicht.

Hallo und Herzlichen Willkommen zurück in Deutschland! Und Hallo an alle, die diesen Post lesen.
Über vier Wochen bin ich wieder hier und das Leben geht weiter. Ich genieße vor allem die Vorteile. Leitungswasser, das ich so trinken kann. Autofahren. Ein Backofen. Eine warme Dusche. Und mein geliebtes Fahrrad. Aber ich vermisse so viel aus Togo. Allen voran meine WG. Freunde. Essen einfach von der Straße kaufen. Haricot, beignes, koliko, fufu und dèguè. Sauce d'arachide. Das Moto-Taxi, das mich einfach so überall hinfährt. Das Handeln. Auf den Markt fahren. Die Palmen vor der Haustür. Die Sonne. Das Tanztraining. Meine Arbeit. Noch immer kann ich es nicht lassen meine Togo-Playlist lauf aufzudrehen. Auch diesen Post habe ich nicht geschafft, ohne Lieder und damit Erinnerungen aufleben zu lassen.
Ich bin aber vor allem erleichtert, dass ich nicht bereue früher geflogen zu sein - das hätte mir mein Herz zerbrochen und wahrscheinlich alles zerstört.

Jetzt sitze ich also hier in Deutschland und die Pläne, die ich ungefähr stündlich änderte, nehmen wirkliche Formen an. Seit Mitte April habe ich eine Zusage aus Groningen, ab September werde ich dort studieren. Yeah! Was aber auch heißt, dass ich grade ein Zimmer in einer WG suche, was gar nicht so einfach ist. Denn wer hätte es gedacht, aber ich bin tatsächlich nicht die einzige. Geschichten von meinen Eltern - 'früher standen wir schon morgens bei den Zeitungsverlagen und haben WG-Angebote angeguckt, dann sind wir dorthin gefahren, um uns in eine lange Schlange zu stellen' - spielen sich heute dann doch ein bisschen anders ab und doch irgendwie gleich. 50+ Anfragen auf ein WG-Zimmer bei Facebook sind normal. Dreimal war ich in den letzten zwei Wochen in Groningen und habe mir WGs angeguckt. Drückt mir die Daumen, dass ich demnächst mal eine positive Rückmeldung bekommen werde, ich brauche sie! 
Dann geht es mit einer Freundin für 10 Tage in die Niederlande. 'Erkunde deinen Studienort' oder so ist das Motto. Dann bin ich für ein paar Tage wieder in Deutschland, in denen sowohl meine beste Freundin wieder kommt als auch meine Schwester ihren Realschulabschluss macht. Mit ihr fahre ich dann für 18 Tage mit Interrail durch Skandinavien. Wieder bin ich für ein paar Tage in Deutschland, bevor ich als Betreuerin einer Ferienfreizeit nach Italien fahren werde. Wenn ich dann wieder komme, ist es schon Ende Juli und es steht einem Umzug Mitte Augusts - hoffentlich - nichts mehr im Wege.
Wie sagt man so schön? Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - Sieh sie dir an. Ok, Kurt Tucholsky war der, der es sagte. Damit wird er zweimal zitiert - Herzlichen Glückwunsch Kurt! Aber darum geht es nicht, sondern darum, dass ich reisen will. Und ja, die Welt ist eine riesige Sehenswürdigkeit und ich will jedes Jahr einen neuen Teil davon entdecken.

Hier sitze ich also auf dem Sitzsack. Laptop auf dem Schoss, Tee in einer riesigen Tasse. Ach ja, Netflix ist auch etwas, was ich wieder gucken kann. Ich trage ein Top, das in Kanada bei einem paint fight bunt wurde und eine kurze Hose, die ich in Togo habe schneidern lassen. In meinem Zimmer sehe ich die Kanadaflagge mit lieben Worten von meinen Freunden dort. Die Togoflagge aus pagne. Karten aus Togo mit den unterschiedlichsten Bildern. Eine kleine Pinnwand mit allen möglichen und unmöglichen Erinnerungen. Bilder von der Zeit in Kanada. Jean Paul sagte einmal "Die Erinnerung ist das einzige Paradies, woraus wir nicht vertrieben werden können." und ich könnte ihm nicht mehr zustimmen. Sie lassen mich leben. Bringen mich zum Schmunzeln, lautem Lachen, zum Schlucken und zum Weinen. Sie sorgen dafür, dass mein Herz dort ist, wo es grade ist - verteilt auf drei verschiedenen Kontinenten. Und ich mag das. Sehr sogar und werde nicht aufhören, bis mein Herz noch mehr verteilt ist.

Auf mehr Reisen, mehr Erfahrungen und Erinnerungen, mehr Bilder, mehr Lachen und vor allem mehr Freunde!
Wir hören bestimmt noch einmal voneinander.

Noch einmal Danke für das geduldige Lesen. Ich wünsche euch von ganzem Herzen nur das Beste!

Mara <3

Donnerstag, 13. April 2017

Von Abschieden und letzten Aktionen - eine Liebeserklärung an meine WG

Hallo meine Lieben,

ich weiß nicht, wo ich sein werde, wenn dieser Post hochgeladen wird, aber im Moment sitze ich auf dem Boden neben meinem Bett, um mich herum halb gepackte Koffer. Es ist schon Montagabend. Ich hasse packen. Vor allem, wenn ich gar nicht gehen will.
In den letzten Tagen haben ich mich vor allem verabschiedet, was so unglaublich surreal ist. Ich bin doch noch hier!? Und doch werde ich so viele Leute nicht mehr sehen, bevor ich in dieses Flugzeug steige. Andererseits...

Andererseits wurde ich da grade zum Fufu essen gerufen. Und plötzlich sitze ich Flugzeug, höre togoische (und andere westafrikanische) Lieder auf voller Lautstärke und weiß nicht so recht, was ich mit mir anfangen soll. Tränenüberströmt, weil ich die coolste und tollste und beste der WG der Welt habe, die es sogar schafft das ich, die selten weint, sich nicht mehr einkriegt. Und ich weiß das hier wird nicht nur ein Post über die Abschiede, sondern vor allem eine Liebeserklärung an meine
WG.

Alles begann vor sieben Monaten, als die letzte Gruppe ankam und damit unsere WG komplett wurde. Alina, Lea, Valentina, Patricia, Stella, Cindy und ich. Ein Haufen Mädels, der nicht unterschiedlicher sein könnte und doch zusammen passt. Bin ich ehrlich, hätte ich nicht gedacht, dass sieben Mädels in einer WG funktionieren kann und obwohl auch wir natürlich manchmal unsere fünf Minuten haben, klappt es doch so unglaublich gut. Wir lachen und weinen zusammen, regen uns auf und beruhigen uns gegenseitig. Wir wischen Tränen weg, pflegen die Kranken, kämpfen in der Küche und mit dem Putzplan. Aber noch öfter sieht man uns zusammen sitzen, reden und lachen. Sei es auf der Terrasse oder im Flur, wenn es draußen zu heiß ist. Nicht einmal habe ich mich in der WG einsam gefühlt. Wir sind Süßlinge und die einzig wahre Schweißschwesternschaft.
Fünf Monate wohnten wir in dieser Konstellation, bis Stella ihren Platz bei uns aufgab und Katharina damit die Möglichkeit ihre Situation zu verbessern. Sie tauschten ihre WG-Plätze. Mit einem weinenden Auge verabschiedeten wir Stella. Und mit einem lachenden Auge begrüßten wir Katharina.
Sie fand schnell ihren Platz bei uns, was auch daran lag, dass sie schon vorher oft bei uns war. Ohne holprige oder komische Übergänge ging es weiter. Lachen, reden, austauschen und diskutieren, weinen und trösten, pflegen und füreinander da sein.
So viel hätte ich in den letzten Monaten ohne diese Mädels nicht geschafft. Und ja, ich fliege trotzdem früher nach Hause. Aber manchmal nimmt das Leben Wege, die wir so nicht vorher gesehen hatten. Das tut weh, ist tränenreich und alles andere als leicht. Aber man kann sich dagegen auch nicht wehren. Deswegen sitze ich jetzt in diesem Flugzeug.
Wäre es nicht für diese Mädels, hätte mich wahrscheinlich nichts davon abgehalten schon im Januar oder Februar abzureisen - nichts, außer meiner Arbeit vielleicht -, aber ich wollte es unbedingt versuchen.
Es gibt so viel was ich vermissen werde. Mittagspausen, bei denen ich vor allem auf Lea und Koliko zählen kann. Allabendliche Zimmergespräche mit Alina, wenn ich nicht grade auf der Arbeit schlafe. Die beste Asia-Pfanne von Valentina, die ich immer noch nicht kochen kann (Vale, du musst wohl oder übel ein Rezept schreiben und mir schicken). Gemeinsames Abendessen auf der Terrasse. Ein Haus, das so ziemlich nie leer ist. Den Schlüssel im Schlüsselloch zu hören, auf die Uhr zu gucken und zu wissen, wer nach Hause kommt – ja, meine Ausgleichstage haben dafür gesorgt, dass ich den Tagesablauf von jeder aufschreiben könnte. Das Wissen, dass immer jemand für mich da ist. Und noch so, so, so viel mehr.
Zum Abschied habe ich von diesem verrückten Haufen ein Buch mit Bildern aus den letzten Monaten und Briefe von ihnen und anderen bekommen. Abgesehen davon, dass ich mich nicht mehr auf den Beinen halten konnten, weil sie mich so überwältigt haben, hat Alina geschrieben, dass es heißt: „'Weine nicht, weil es vorbei ist, sondern lächle, weil es schön war.' Wenn es danach geht, grinse ich ganz breit.“ Ich kann mich ihr da nur einschließen. Deswegen wische ich jetzt meine Tränen weg und erinnere mich an all das Tolle was war und noch kommen wird.
Ich habe so unglaublich tolle Freunde (auch außerhalb der WG) gefunden, die immer einen Platz in meinem Herzen haben werden. Weil sie es verdienen. Alle. Ich werde sie wiedersehen, da bin ich mir sicher.
Bevor ich aber noch mehr kitschige Sprüche raushaue, von denen mir grade viele einfallen – und sie ja auch irgendwo richtig sind und ihren Ursprung haben -, schreibe ich lieber, was ich in den letzten Tagen alles gemacht habe. Ein Abschied kann nämlich ganz schön anstrengend sein.
Mädels ich weiß, dass ich mich regelmäßig wiederhole, aber auch hier nochmal. Ein riesiges, riesiges Dankeschön für all das, was ihr in den letzten Monaten für mich getan habt!

Die Woche davor: Alles fing mit dem Montagabend an, an dem wir das letzte Mal als WG zusammen saßen. Patricia ist nämlich am Dienstag mit ihrer Familie auf Reise gefahren und bleibt noch bis zum kommenden Wochenende, ist also nicht bei meinem Abflug dabei gewesen.
Ansonsten habe ich mich mit Freunden getroffen. Sei es bei ihnen Zuhause oder auf dem Grand Marché, um die letzten Mitbringsel zu kaufen. Ich war sowohl mit meinem Koordinator als auch mit der lieben Lea essen.
Der Mittwoch war ein voller Tag. Der Morgen fing mit der letzten réunion auf der Arbeit an. Es war ein komisches Gefühl sich von meinen Kollegen zu verabschieden, auch wenn klar war, dass ich nachmittags nochmal welche sehen würde. Ich bin nämlich nochmal ins Projekt, um mich endgültig von den Jungs zu verabschieden. Ich wollte so viel Alltag und so wenig Abschiedsschmerz wie möglich. Also bin ich erst mal mit den Garten, als einige der Jungs dorthin sind. Der einzige Unterschied war, dass ich meine Kamera dabei hatte und deswegen natürlich auch Bilder gemacht wurden. Wir haben Maniok ausgegraben, wobei das 'wir' übertrieben ist. Sie haben es getan. Ich durfte die Gerätschaften nur für das Foto anfassen, sonst ist es strengstens untersagt, dass ich auch nur irgendwas anfasse, was mit Arbeit zu tun haben könnte. Oder tragen. Aber das ist ein anderes Thema. Letztendlich bin ich doch nicht um den Abschiedsschmerz herum gekommen und habe meine Jungs versammelt. Abschiedsfotots, ganz viele liebe Worte, Nummer und Facebook-Namen abgeben, Süßigkeiten für die Jungs und schon war ich weg. Kurz und schmerzvoll. So sehr ich mir es auch wünsche, ich weiß, dass es Jungs gibt, die ich nicht mehr wiedersehe, obwohl ich sie nie vergessen werde.
Damit war der Mittwoch aber noch nicht beendet. Schnell nach Hause, umziehen und ab zu Midjo. Zu meinem Abschied gab es nämlich noch spontan ein spectacle. Ich habe mich so unendlich gefreut, weil es ein unglaublich toller Abschied war. Noch einmal mit meiner Midjo-Familie tanzen und spielen, lachen und Spaß haben. Als dann am Ende Etiam, der president, mich verabschiedet hat, konnte ich mir das ein oder andere Tränchen nicht verkneifen. Als Abschied gab es eine Laptop-Tasche aus pagne mit Midjo Togo drauf genäht. Wir ignorieren einfach den Fakt, dass sie nicht passt und mein nächster Laptop wird kleiner.

Der Sonntag und der Montag waren durchgeplant und doch wurden die Pläne über den Haufen geworden. Aber alles erledigt.
Eigentlich wollten wir am Sonntagmittag zum Strand und danach zu Yannicks Restaurant, welches in der Nähe ist, damit ich mich verabschieden kann. Außerdem strahlt er immer so, wenn wir bei ihm sind. Abends wollte ich dann zur 5er-WG und danach noch andere Freunde treffen. Der Montagvormittag sollte mir packen starten, mittags noch einmal zu Christian, zusammen mit Chryst und Alina plus Familie zum Mittagessen. Nachmittags weiter packen und abends Fufu mit den tollsten Mädels. Soweit so gut. Aber dann kam das Wetter. Von wegen April ist der heißeste Monat und es fängt erst im Mai oder Juni an zu regnen. Das Wetter spielt verrückt, weswegen es die letzten Tage schon das ein oder andere Mal geregnet hatte. So auch am Sonntag, der Strand fiel also aus.
Stattdessen haben Lea, Vale, Katharina und ich spontan einen Film geguckt und danach ging es zum Restaurant von Yannick, den konnten wir ja auf keinen Fall versetzten. Nach der leckeren Pizza und dem geschenkten Cocktail ging es wieder zurück. Ich bin zur anderen WG gefahren und habe mich dort verabschiedet. Abends haben wir uns noch mit Freunden getroffen.
Am nächsten Morgen ging es dann früh weiter. Um 7h um genau zu sein, denn den Strand konnte ich ja nicht auslassen, weswegen kurzerhand das Frühstück an den Strand verlegt wurde. Lea, danke für diese wunderbare Idee! Als wir uns auf den Weg machten war es grau und frisch, wir hatten also Pullis dabei. Kaum am Strand angekommen strahlte die Sonne vom Himmel und nach dem Essen waren wir schnell im Wasser.
Mittags ging es wieder zurück, ich bin aber nicht direkt mit zu Christian, irgendwann musste ja mal der Koffer begonnen werden. Nachmittags aber bin ich dazu gestoßen – und nein, meine Koffer waren noch lange nicht fertig.
Abends ging es dann weiter. Während des Prozesses haben Alina und ich beschlossen nochmal einen Nacht auf der Dachterrasse zu schlafen, was mir sehr entgegen kam. Einerseits ist es wunderschön und andererseits konnte ich so mein Bett ohne Probleme als Pack-Ablage benutzen. Kaum hatte ich eine Pause eingelegt und den ersten Absatz geschrieben, wurde ich auch schon zum Essen gerufen. Vale und Cindy haben für mich – und die anderen natürlich auch - in der Küche gekämpft und Fufu (Yams gekocht und zum Fufu-Mix gebracht, zum Stampfen haben wir erstens nicht die passenden Sachen und zweitens nicht die Kraft) und Erdnusssoße gezaubert.
Nach dem Abendessen ging es für Alina und mich hoch auf die Dachterrasse, Matratze, Moskitonetz und Gummibärchen eingeschlossen. Ein letztes Mal – vorerst – vor dem Einschlafen quatschen.
Der nächste Morgen begann früh. Erstmal Koffer fertig packen. Dann die letzten Sachen für die Mädels vorbereiten, Koliko zum Mittagessen und Kuchen nachmittags mit allen zusammen. Um 17h schon kam M. Sani, um mich für den Flughafen abzuholen. Gepäck abgeben, Geschenk bekommen, weinen, Foto, verabschieden, nochmal weinen und ab in den Flieger. Viel zu schnell ging die Zeit rum und ich saß im Flugzeug. Was ein komisches Gefühl.

Jetzt sitze ich grade in Paris am Flughafen und warte auf der Boarding, was in wenigen Minuten beginnen wird. Es wird also nichts mehr mit Hochladen. Warum sind die Wege in diesem Flughafen auch so weit? Dann halt von Zuhause aus.

Die Tänzerinnen dieses spectacles, im Hintergrund seht ihr Victoire, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mittanzen konnte.

Oho, das sieht nach Tränen aus. Und nach meinem Geschenk.


Meine Midjo Familie

Auch mit Maniok kann man verrückte Dinge machen.

Meine Jungs, auch, wenn einer fehlt.

Abschiedsfotos!

Riz au gras...

... und Pizza

Unser Frühstück am Strand, wenn auch nur ein Teil davon.

Unser Fufu, ein riesiges Danke an Vale und Cindy

Und dann stehen sie da, meine gepackten Sachen.

Danke für alles!


Ich werde diesen Post nicht mit Momenten beenden, denn da wüsste ich nicht wo ich anfangen und wo ich aufhören soll, dabei ist der Eintrag jetzt schon viel zu lang. Also gibt es nur Bilder. Ich werde mich aber bestimmt nochmal melden wie es so ist, wieder in Deutschland zu sein und was so meine Pläne sind, wobei das auch ein spannendes Thema ist, die ändern sich nämlich fast täglich.

Ein riesiges Dank an dich, liebe Leserin und lieber Leser. Ihr seid wirklich klasse, dass ihr meine langen Texte aushaltet!

Liebste Grüße einer-unglaublich-verwirrten,


Mara <3

Montag, 3. April 2017

Irgendwann ist nun einmal alles vorbei

Hallo meine Lieben,

hier bin ich wieder und diesen Text zu schreiben fällt mir unglaublich schwer. Ich weiß nicht mal, wie ich anfangen soll. Erst die Bombe platzen lassen und dann erklären oder erst erklären und dann die Bombe platzen lassen? Ich schreib einfach drauf los, weswegen der Text etwas unstrukturiert werden kann. Aber hoffentlich verständlich.

Wer regelmäßig meinen Blog liest weiß, dass ich im Dezember zusammen mit einer Freundin überfallen worden bin. Das ganze hat mich in den letzten Monaten mehr als geplant oder je gedacht mitgenommen. Gleichzeitig sind noch ein paar andere Sachen vorgefallen.
Seit drei Monaten bin ich am hin und her überlegen, was ich machen werde und habe vor knapp zwei Wochen eine Entscheidung getroffen, ich werde mein Auslandsjahr in Togo abbrechen.
Die Entscheidung hat viele Tränen gekostet, viel Zweifeln und Reden. Ich war hin und her gerissen, was ich machen soll. Am Ende half aber kein Gespräch mit den Mädels aus der WG oder anderen Freunden, kein Überlegen und kein Hoffen.
Am 11. April werde ich also schon wieder in den Flieger nach Deutschland steigen.

Was mir noch eine Woche in Togo gibt. Zeit zum Abschied nehmen. Mittlerweile wissen auch alle hier in Togo Bescheid und es gibt Pläne, was noch alles gemacht werden muss.
Teilweise schon erledigt, vorletzten Samstag haben wir zu sechst auf der Dachterrasse geschlafen. Vorher gab es Pizza. Wir haben unseren privaten Lieferservice, was auf jeden Fall seine Vorteile hat. Geschlafen haben wir natürlich unter aufgebauten Moskitonetzen, ich will auf den letzten Metern nicht noch Malaria riskieren und die anderen Mädels auch für die letzten Monate nicht. Und so lagen wir auf hoch geschleppten Matratzen, aßen überteuerte Pringles und günstige Kekse und redeten über alles, was man sich nur so vorstellen kann. Wir hätten ja gerne abertausende von Sternen gezählt, aber wie das so in einer Großstadt ist, ist das nicht möglich. Wir haben 5 gezählt. Ach, und ein Flugzeug.
Das Frühstück bestand aus den restlichen Keksen und Selfies. Von so etwas wollen wir ja schließlich noch unseren Enkeln erzählen und die glauben uns sicherlich nichts, wenn wir nicht Selfies als Beweise haben.
Danach gab es ein riesiges Freiwilligen-Frühstück, bei dem wirklich alle da waren, auch unsere beiden Mädels aus Atakpamé. Letzten Mittwoch ist nämlich noch eine Freiwillige aus gesundheitlichen Gründen wieder nach Deutschland geflogen und wir haben die Gelegenheit genutzt mit allen 16 zusammen zu sitzen. Tabea, die zwischendurch in Deutschland war, ist wieder da und es war das erste Mal seit ihrer Rückkehr, dass wir alle zusammen saßen. Gut, und auch das letzte Mal. Trotzdem war es total schön!
Auch unser WG-pagne ist endlich in unseren Händen. Ich kann euch sagen, dass es gar nicht so einfach ist zu siebt einen pagne zu finden, den nicht nur alle mögen, sondern den es tatsächlich auch sieben Mal gibt. Dazu muss man wissen, dass es hier Marktstände gibt, an denen man pagne kaufen kann. Es gibt pagne, den es häufig gibt und den, den es nicht so häufig gibt. An einem Stand bekommt man meistens drei pagne. Drei Stoffe hängen nämlich immer zusammen und davon kann man sich einen oder zwei abschneiden lassen, oder halt den ganzen nehmen. Wir brauchen also einen Stoff, den man an drei verschiedenen Ständen bekommt. Und nicht zu vergessen, wir alle müssen ihn mögen.
Also haben wir uns am Sonntag auf den Weg zum Grand Marché gemacht. Es sind zwar nicht alle Stände da, aber dementsprechend auch nicht so viele Leute. Ein überfüllter Markt ist zu zweit schon anstrengend, zu siebt sowieso. Wir konnten uns aber auf nichts einigen, sind also zu unserem Markt gefahren.
Auch dort war es anstrengend. Aber immerhin haben wir uns auf einen pagne geeinigt. Mit dem Problem, dass es den pagne nur viermal gibt. Natürlich... Nach sieben Monaten Togo haben wir aber unsere Quelle und wollten eine Bestellung in Auftrag geben, haben es dann aber doch nicht getan. Cindy und Lea haben nämlich am Wochenende in Kpalimé einen pagne gefunden. Via Whatsapp wurde mit uns kommuniziert und der pagne glücklicherweise sieben mal gefunden, auch wenn bei dem einen das Muster etwas türkiser und bei dem anderen etwas blauer ist. Wie er genau aussieht? Da müsst ihr wohl warten, bis ich die fertigen Sachen beim Schneider abhole.

Und sonst? Seit Samstag haben sowohl Alina als auch Patricia Besuch weswegen hier mal wieder viel los ist, aber es ist auch schön. Und wir haben Unmengen von Pesto, Brot, Schokolade, Tee und mehr. Besucher haben definitiv seine Vorteile und es ist echt schön die Familien der anderen kennenzulernen.

Für mich stehen vor allem Abschiede bevor, was mir jetzt schon unglaublich weh tut. Ich werde mich auf jeden Fall nochmal melden, bevor ich fliege und berichten, wie die Abscheide so waren.

Konstantin (links) und Daniele (rechts) sind die beiden Kinder eines Kollegens. Sie sind zwei süße Schätz und natürlich machen wir Abschieds-Selfies

Pizza-Time! 

Guten Morgen ihre Süßen! Und wo der graue Balken herkommt, weiß man auch nicht. 

Unsere Moskitonetze, da, wo sie hingehören.

Koffa - in der Schubkarre - und Sam beim Rumalbern. 

Wir hatten sogar Lichterketten!


Ach, Lego ist übrigens auch sehr cool. Jules, links, und Sam folgen geduldig jeden Schritt der Anleitung. Das sind tolle Weihnachten im Schuhkarton Geschenke


Herzbrechender-Moment der Woche: Ich erzähle meinen Jungs, dass ich früher fliegen werde. Eloge spricht nicht mehr mit mir und Koffa und Sam fragen mich, was sie bis zum Ende des Jahres machen sollen. Nächste Schicht. Eloge spricht zum Glück wieder mit mir. Und Sam fragt mich, wann ich aus Kara wiederkomme, da würde ich doch hinfahren. Er hat es nicht verstanden, immer noch nicht. Immer wieder bekomme zu hören, das ich nicht fahren soll. Und immer wieder kommen mir die Tränen.

Regen-Moment der Woche (+ einer der besten Momente hier in Togo): Es ist die Zeit der Abschiede. Nono, die französische Praktikantin, die bei Alina war, feiert am Freitag ihren letzten Abend. Wir sind im Queen Store und machen eine kurze Pause, tanzen ist ganz schön anstrengend. Und dann kommt 'Mama' von Kiss Daniel. Alinas und mein Lied, sie redet mit jemanden und ich auch, aber wir gucken uns an und keine drei Sekunden später sind wir auf dem Weg auf die Tanzfläche. Es nieselt. Wir hatten es nicht mitbekommen, aber es stört uns auch nicht. Andere Mädels kommen dazu und so tanzen wir die nächste viertel Stunde im Regen. Wir sind triefend nass, aber mehr als glücklich.


Bis dahin – liebste Grüße,

Mara <3

Sonntag, 26. März 2017

In der Rückschau fällt vor allem auf, wie irrsinnig schnell die Zeit vergangen ist

Hallo meine Lieben,

hier bin ich wieder. Diesmal sogar früher als beim letzten Mal. Seit 202 Tagen bin ich Togo, 6 Monate und 21 Tage. Am 5. diesen Monats hatte ich Halbjähriges und weil das damit auch das Halbjährige der Freundschaft von Alina und mir bedeutete, sind wir Essen gegangen. Der Erinnerung wegen bei Rose und Roger, wo wir ja auch unsere Willkommensabende hatten.
Wir haben uns chic angezogen und auf den Weg gemacht. Gemüsepizza und ganz viele Erinnerungen an die letzten Monate. Aber nicht nur Erinnerungen, sondern auch Erfahrungen und die kommenden Monate, die Zukunft waren Thema.
Wir waren aber natürlich nicht die einzigen, die jetzt schon (über) ein halbes Jahr hier sind. Aus diesem Grund hatten zwei Mädels beschlossen, dass wir doch wieder einen gemeinsamen Abend, die Jungs, die uns seit Tag eins begleiten und unseren Koordinator eingeschlossen, bei Rose und Roger verbringen sollten. Gesagt, geplant und getan. Es wurde ein Buffet bestellt und alle eingeladen. Nochmal mit allen zusammen zu sitzen und zu reden, sich auszutauschen, tat total gut.

Am letzten Wochenende, waren wir – Alina, Katharina, Patricia, Valentina, drei Jungs von Midjo und ich – in Kpalimé, eine Stadt nordwestlich von Lomé. Und sie ist so schön! Und grün. Wenn man dort durch die Gegend läuft, sieht man vor allem viele Bäume, Sträucher und Gras. Alles in grün. Was eine gute Abwechslung zu dem eher wenigen grünen Lomé ist.
Morgens um 7h ging es los, die Fahrt dauert ungefähr zwei Stunden. Die drei Jungs kommen alle aus Kpalimé und sind dort groß geworden. Der Familie von einem der Jungs gehört ein Ferienhaus, in dem wir kostenlos schlafen durften. Dort haben wir uns erst einmal eingerichtet. Nach ein paar Minuten, es ging aber direkt weiter, um zu frühstücken und mit dem Taxi Richtung Wasserfall zu fahren. Nur das letzte Stück mussten wir laufen, die gingen dann aber auch über eine steile Treppe. Wir sind ein bisschen ins Tal des Berges gelaufen, den wir vorher mit dem Auto hochgefahren waren.
Der Wasserfall ist deutlich kleiner als der, bei dem wir in Badou waren. Dafür in einer Bucht, ähnlich wie eine Grotte. Natürlich sind wir auch schwimmen gegangen!
Den restlichen Tag, wir waren alle ziemlich fertig – da die Nacht vorher kurz und der Tag selber anstrengend waren - haben wir meistens im Haus verbracht. Geredet, gelacht und gespielt.
Wir waren nicht auf ein Touri-Wochenende aus, sondern aufs Rauskommen und Entspannen. Einer der Jungs war die zwei Wochen vorher auch schon in Kpalimé, weil er dort mit zwei verschiedenen Gruppen Tänze einstudiert hat. Und diese Tänze wurden am Sonntag bei einer Veranstaltung aufgeführt.
Nachdem wir den Vormittag in kleiner Gruppen damit verbracht hatten, sind wir alle zusammen zu der Veranstaltung gefahren. Nach den Auftritten ging es für uns aber direkt wieder weiter – es war schon 15h und wir wollten vor der Rückfahrt noch etwas essen. Weiter ging es also zu der Tante einer der Jungs, um dort etwas zu essen. Taxi suchen, Sachen packen und schon waren wir wieder auf dem Rückweg.
Es tat total gut raus zu kommen und sich abzulenken. Jede Stadt, in der ich bis jetzt war, ist es deutlich ruhiger, als in Lomé. Diese Ruhe tut gut und die letzten Wochen waren anstrengend, also waren wir umso glücklicher um die Zeit in Kpalimé. Auch, wenn sie viel zu schnell vorbei war.

Und sonst so? Hatte ich erzählt, dass mein Papa uns einen Rührstab, eine Kartoffelreibe und einen Kartoffelstampfer mitgebracht hat? Wenn nicht, tue ich es hiermit. Es hört sich vielleicht nach komischen Wünschen an, besitzt man aber keinen Backofen so wie wir, ist man in seinen Kochmöglichkeiten doch ziemlich begrenzt. Und wir freuen uns über alles, was neue Kochmöglichkeiten schafft. Seitdem gibt es nämlich auch Kartoffelbrei bei uns. Und Kartoffelpuffer, mein Lieblingsessen.
Das erste Mal hier gemacht haben Alina und ich das zusammen mit Chryst und Christian gemacht. Super lecker! Nicht so wie die von Papa, aber schon nah dran.

Kartoffelpuffer for the win!

Und da sind sie fertig!

Und weil das mit dem Kochen noch nicht genug war, haben Alina und ich auch beim Deutschkurs gekocht, diesmal allerdings Pfannkuchen

Was ein Puzzle nicht alles bewirken kann, es kommen ganz neue Gruppendynamiken auf

Auf dem Weg zum Wasserfall bei Kpalimé

Und das sind wir vorher im Taxi, grade so hinter Lomé

Das ist auch auf dem Weg - und natürlich sieht genau jetzt die Treppe nicht so steil aus

Und da ist er, der Wasserfall!


Entspanntester-Moment der Woche: Das Wasser ist angenehm kalt, während die Sonne strahlt. Der Wasserfall ist stark und ist wie eine gute Massage. Ich lächle, hier kann ich länger bleiben.

Koch-Moment der Woche: Einen Kilo Kartoffeln zu reiben dauert ganz schön lange, aber wenn ich an Kartoffelpuffer denke, ist es das wert. Schnell die anderen Zutaten mixen und los geht’s. Christian macht das Feuer an und ich fülle Öl in die Pfanne. Sobald sie heiß ist, werden die ersten Kartoffelpuffer gemacht. Und so sitze ich die nächste Zeit vor dem Feuer und der Pfanne auf einem kleinen Hocker und koche. Funken sprühen, meine Hose wird dreckig und ich der Geruch des Feuers stiehlt sich in meine Klamotten.

Arbeits-Moment der Woche: Es ist Freitagabend und wir sitzen alle in einem Raum. Einige sind vor dem Computer, andere sortieren noch die letzten Bohnen für das nächste Frühstück. Auf dem Computer werden nacheinander Musikvideos abgespielt. Und plötzlich ertönt „All of me“ von John Legend und meine ach so coolen Jungs werden plötzlich ruhig, dann fangen einige an mitzusingen. Ich komm aus dem Grinsen nicht mehr raus – und direkt danach geht es weiter. Das nächste Lied ist viel schneller und der Essensraum wird zur Tanzfläche umgewandelt. Ich grinse immer noch.

Liebste Grüße einer-hier-schon-ziemlich-viel-Zeit-verbracht-habenden,


Mara <3

Samstag, 4. März 2017

Hallo meine Lieben,

lang ist es her, ich habe euch aber nicht vergessen! Jetzt finde ich aber endlich wieder mal die Zeit und die Motivation (Blog schreiben nimmt mehr Zeit in Anspruch, als man denkt) mich zu melden und vom letzten Monat zu berichten. Ich garantiere aber schon einmal von Anfang an nicht für eine Einhaltung der zeitlichen Reihenfolge...

Es war vor allem viel los bei uns in der WG, denn Dank unseres großen Hauses dienen wir oft als Gastgeberinnen, was wir auch wirklich gerne tun. Nach dem Zwischenseminar in Ghana haben wir ein paar Mädels mitgebracht, die entweder in Togo auf dem Seminar waren oder uns besucht haben. Bis Sonntag nach dem Seminar (mittwochs sind wir ja wiedergekommen) waren wir bis zu 11 Leute in der WG, was ganz schön viel Trubel ist!
Der Sonntagabend wurde dann dankend angenommen, da war dann nämlich der Besuch weg und drei Leute aus der WG waren auf dem zweiten Zwischenseminar hier in Togo. Wir haben noch eine fünfte bei uns in der WG aufgenommen und trotzdem war es so unglaublich ruhig und entspannt. Ich freue mich, dass man unglaublich selten alleine in der WG ist, denn auch wenn man in seinem Zimmer ist und sich nicht sieht, ist es gut zu wissen, dass da doch noch jemand anderes rumläuft – und es gibt eine Ausrede für jedes komische Geräusch. Gegen Ruhe habe ich aber auch nichts einzusetzen.
Damit es aber nicht zu ruhig wird, kamen nach dem zweiten Zwischenseminar wieder Leute zu uns.

Mit den Besuchen ging es dann direkt weiter. Ok, so ganz stimmt das nicht, denn es dauerte noch ein bisschen, aber am 17. Februar ist mein Papa in Lomé gelandet, um sich für eine Woche anzugucken, was ich hier denn so mache.
Er hat hier bei uns in der WG geschlafen – Alina ist auf einer unserer Matratzen bei Cindy ins Zimmer gezogen und mein Papa durfte ihr Bett in Beschlag nehmen, danke nochmal! - und hat so ziemlich gut unseren Alltag mitbekommen.
Zusammen haben wir beide den ein oder anderen Markt besucht und dort Mitbringsel gekauft, die ihm in Auftrag gegeben wurden. Er hat Midjo, die Organisation, bei der ich tanze und zusammen mit Alina den Deutsch Kurs gebe, kennengelernt. Heißt, er war bei einem Deutsch Kurs dabei und hat sich unseren Tanzauftritt – dazu später mehr – angeguckt. Auch der Strand wurde natürlich nicht ausgelassen und irgendwann hatte sich mein Papa mit einem der Jungs für eine Uni-Besichtigung verabredet und netterweise war ich doch tatsächlich auch eingeladen. Für mich war es auch total interessant, weil Christian das ein oder andere erklären konnte.
Mein Highlight war aber definitiv, dass mein Papa mit auf der Arbeit war. In seine Woche hier in Togo fielen nämlich zwei meiner Schichten und beides Mal war er dabei. Ohne Probleme hat er sich mit den Jungs verstanden, obwohl er kein Wort Französisch spricht. Gut, es hat bestimmt geholfen, dass die beiden Jungs, mit denen er sich am meisten unterhalten hat, in der Schule Deutsch lernen. Als sich das Gespräch dann aber nicht mehr um Fußball, sondern um physikalische Experimente drehte, musste ich das ein oder andere übersetzen. Wobei sich mein Französisch bei Fachwörtern in Grenzen hält, irgendwie ist aber ja alles möglich.
Beim zweiten Besuch wurde dann der Fußball ausgepackt und Papa hat sein Versprechen – ein Fußballspiel mit den Jungs – eingelöst. Für dieses Fußballspiel kam auch Valentina vorbei, die schon seit Ewigkeiten mal mit meinen Jungs Fußball spielen wollte.
Für mich war es total schön, dass mein Papa hier war. Vor allem, weil ich am Anfang eigentlich keinen Besuch haben wollte und das ganze eher eine spontane Aktion war. Ich habe mich aber unglaublich gefreut ihm hier alles zeigen zu können, weil ich so glaube, dass er mich besser verstehen kann, wenn ich von etwas berichte. Und er hat jetzt Gesichter zu all den Namen, die ich immer benutze.
Das ganze war erst der Auftakt von Besuchen hier bei uns in der WG. Jetzt im März haben wir noch Ruhe, aber ab April geht es los, da fast jede von uns Besuch bekommen wird. So stressig die Zeit auch werden wird, wir freuen uns schon riesig die Familien der anderen kennenzulernen.

Und was war dieser Auftritt? Ich gehe ja zweimal die Woche mit Alina und seit einiger Zeit auch Patricia zu einem Tanzkurs und letzten Freitag war das zweite spectacle. Dort haben wir natürlich auch getanzt und weil das so war, sind der Rest der WG und noch ein paar andere Freunde gekommen, um uns zuzugucken. Es ist schon echt ein schönes Gefühl zu wissen, dass die anderen hinter einem stehen und laut mit klatschen, wenn man fertig ist.

Was ich auch schon immer mal machen wollte, ist abends in ein Schwimmbad. Da trifft es sich, dass es hier nur so etwas wie Freibäder gibt und das ein oder andere bis 22.00Uhr aufhat. In eines davon bin ich am Montag mit Alina, Chryst und Christian gewesen. Danach ging es natürlich mit brummendem Magen Pommes essen. Alina sind Bahn für Bahn geschwommen und hatten uns es damit auch verdient.

Es gibt Neuigkeiten zu unserer Wohnsituation. Aufgrund von Problemen in der 5er-WG, die sich so nicht mehr lösen ließen, wollte eine gerne ausziehen. Es gab viele Überlegungen von Gastfamilie bis zur kompletten WG-Konstellation-Veränderung, was aber alles nicht so einfach ist. Um das ganze zu besprechen, haben wir zu uns in die WG zum Frühstück eingeladen, bepackt mit ganz vielen Nerven und Schokocroissants für ein langes Gespräch, welche dann doch nicht gebraucht wurden. Gut, die Croissants schmecken immer, aber die Nerven haben wir haben aufgespart. Stella hat angeboten in die andere WG zu wechseln und somit bei uns einen Platz freizumachen.
Das ganze ist ein komisches Gefühl, denn bei uns hat alles so unglaublich gut funktioniert, aber ich habe auch einen riesigen Respekt vor Stella, die bereit ist zu wechseln. Wir haben sie mit einem gemeinsamen Abendessen – es gab gewünschte Asiapfanne – auf der Dachterrasse verabschiedet. Natürlich haben wir uns es nicht nehmen lassen und ihr eine Collage zum Abschied gemacht – und einen Schlüssel geschenkt. Sie wird immer ein Teil der WG bleiben und ist dementsprechend immer Willkommen, ohne, dass sie klingeln oder sich ankündigen muss.
Am nächsten Morgen kam Katharina mit ihren Koffern bei uns an und wir freuen uns auf den neuen Abschnitt hier in der WG.
Stella, danke für die schöne Zeit. Katharina, Herzlich Willkommen bei uns.

Und sonst so? Wir richten immer mehr und mehr unsere Wohnung ein und grade in den letzten Wochen waren wir echt kreativ. Da haben wir jetzt einen Kalender für die letzten Monate, einen Plan für Lomé-Nord und Schattenbilder von uns allen. Schon länger füllen wir unser Regal im Flur mit Büchern und Filmen und einem Nagelstudio, hängen Zettel zur Motivation an die Wand und haben ein Plakat, auf das die besten Sprüche und die größten Lacher, kommen. Seit Stellas Auszug hängt auch ein Traumfänger von der Decke, der auf uns aufpassen soll.
Mich freut es immer wieder durch den Flur zu laufen und zu sehen, dass es immer mehr so aussieht, als würden wir hier wirklich wohnen. Grade, wenn ich an die ersten Wochen denke, in denen ungefähr nichts im Flur war und es total trostlos aussah. Und ich bin gespannt, was wohl so in den nächsten Monaten noch hinzukommen wird.

Es gibt noch eine traurige Nachricht, unser Kater Avoyo war nur eine Woche bei uns, dann ist er gestorben. Leider war es absehbar, er hat kaum gegessen und getrunken, egal, was wir ihm so angeboten hatten. Weder Milch noch Wasser, weder Fisch noch Ei waren erwünscht. Und auch sonst nichts. All unsere Liebe und unsere Kuscheleinheiten haben da auch nichts mehr gebracht.

Das sind wir beim Auftritt bzw kurz vorm Tanzen

Valentina und Papa beim Spielen

Wer sind denn die beiden chicen Mädels mit den Badekappen?

Unser Sprüche-Plakat mit Dankesbriefen, die wir bekommen haben.

Unsere eigene Karte, gezeichnet von Patricia

Und der Putzplan, schon angepasst auf die WG-Veränderung

Unsere Schattenbilder. Und das Gelbe, auch, wenn es nicht so aussieht, ist tatsächlich Papier und durch Zufall an unsere Wand angepasst.

Wir lernen auch fleißig ewe, zumindest hängt ein Zettel im Flur.

Papa kommt an!

Regen-Moment des Monats: Ich sitze auf dem Moto, gleich bin ich Zuhause. Was macht die dunkle Wolke am Himmel? Doch hoffentlich nicht meine Wäsche am Trocknen hindern... Lieber Fahrer, am besten ein bisschen schneller! Und da sind die ersten Tropfen, aber wir sind gleich Zuhause. Fahr einfach weiter, kein Problem. Keine 30 Sekunden später gießt es wie aus Eimern und der Moto Fahrer und ich sind gezwungen anzuhalten. In einer kleinen cafeteria bekommen wir Unterschlupf, bis es ein wenig besser wird. Dann fahren wir weiter, trotzen dem Regen.

Abschieds-Moment des Monats: Da denkt man, dass die ersten Koffer erst im August das Haus verlassen und dann passiert das doch im Februar. Koffer, Kleinkram und Schuhe werden ins Auto gehievt. Aber der Abschied hält doch nicht so lange, sieht man sich doch schon am gleichen Abend wieder.

Ruhe-Moment des Monats: Wir sitzen zu dritt auf dem Balkon, da fängt es an zu regnen, aber wir können sitzen bleiben. Gemeinsam gucken wir in den Regen und genießen den Moment, die Ruhe. Sie hält nicht lange, schon bald klingelt unsere Klingel. Aber immerhin einen Augenblick ohne Trubel, wir lächeln.

Neu-Moment des Monats: Stromausfall und schon wieder nimmt es unseren Kühlschrank mit, wir haben genug. Neuer Kühlschrank. Keine zwei Tage später ist unser neues Baby da und wir bestaunen ihn. Bestaunen immer noch, wie gut er funktioniert und wie viel da reinpasst. Wir sind ziemlich glücklich.

Komischster-Moment des Monats: Eine neue Email von unserer Programmleiterin aus Deutschland. Betreff: Umbuchung Rückflüge. Wow, wann will ich denn zurück? Früh, damit ich genug Zeit habe alle zu besuchen, bevor ich anfange zu studieren. Spät, damit ich hier alles noch mitnehmen kann? Verwirrter könnte ich nicht sein. Und das Gefühl könnte nicht komischer sein, ich will nicht wissen, wann es zurück geht.

Freude-Moment des Monats: Papa hatte eine Einkaufsliste bekommen. Ich öffne den Koffer und da ist die gewünschte Schokolade, die Veggie Gummibärchen, Pesto, Gewürze und Küchenutensilien. Ja, wir hatten uns einen Kartoffelstampfer, eine Kartoffelreibe und einen Rührstab gewünscht. Die Freude ist riesig und es wird direkt ausgenutzt. Falafel, Gemüsesuppe und Kartoffelpuffer, jetzt ist alles möglich.

Arbeits-Moment des Monats: Ich sitze vor der Küche und helfe der Köchin. Die einen Jungs sind noch dabei Wäsche zu waschen und andere spielen schon Fußball. Eine andere Fußballmannschaft hat eine Anlage mitgebracht und es wird laut Musik gespielt. Dann läuft plötzlich Téré Téré und ich muss lächeln. Und alle fangen an zu tanzen. Franck, der eigentlich im Tor steht. Yafête, der eigentlich Wäsche waschen soll. Und ich, während ich den Ingwer schäle.


Liebste Grüße einer-immer-weiter-machenden,


Mara <3

Dienstag, 31. Januar 2017

Hallo meine Lieben,

seit Mittwoch bin ich wieder im Land. Hinter mir liegt eine Woche in Ghana voller neuer Eindrücke, Ideen und vor allem glücklich sein. Ja, ich war auf dem Zwischenseminar.

Am 18. ging die Reise los. Erst einmal zur ghanaischen Botschaft, damit ich dort mein Visum abholen konnte, was zum Glück ohne Probleme über die Bühne ging. Ich bin noch mit vier weiteren Mädels – Alina, Lea, Bernadette und Katharina – nach Accra, Ghana, gefahren. Sie haben mich mit einem Taxi und unserem Gepäck an der Botschaft abgeholt und wir sind zur Grenze gefahren. Von dort ging es dann mit dem nächsten Taxi weiter – und das war sogar klimatisiert!
Aber erst mal einen Stempel dafür, dass wir rechtmäßig in Togo waren und jetzt ausreisen, dann die Einreise nach Ghana. Neuer Stempel. Zoll und schon konnten wir fahren. Wir hatten mit dem Taxifahrer abgemacht, dass er uns bis zum Hotel fahren wird, was hieß, dass wir nicht nach Accra rein fahren mussten, um von dort ein neues Taxi nehmen, das Hotel ist nämlich außerhalb gewesen. Und so saßen wir entspannt in nur einem Taxi und haben die Fahrt genossen. Und Unterschiede bemerkt. Zum Geld abheben haben wir einen Halt bei einer mall gemacht, das war vielleicht verwirrend. Es ist gefühlte Ewigkeiten her, dass wir so dem Konsum ausgesetzt waren.
Unser Hotel war mehr als in Ordnung und auch über das Essen konnte man sich nicht beschweren. Gut, erst waren wir ein bisschen skeptisch, dass wir mit 16 Mädels in ein Zimmer sollten. Ein Zimmer und zwei ganze Duschen. Ach, und drei Toiletten. Wir sahen uns schon nicht schlafen und mit einem Duschplan. Aber letztendlich war es doch entspannt, weil wir, außer zum Schlafen, keine Zeit in dem Zimmer verbracht haben und durch die unterschiedlichen Aufwach-Zeiten, gab es auch beim Duschen ohne einen Plan keine Probleme.
Unser Programm während des Seminars war vor allem entspannt und nicht gestresst, was uns allen die Möglichkeit gegeben hat, sich viel auszutauschen. Wir waren 8 Leute aus Togo und 9 Leute aus Ghana. Was einige neue Gesichter bedeutete, aber eben auch neue Projekte, Geschichten und Erfahrungen. Wir saßen oft zusammen und haben einfach nur geredet und gelacht. Von Anfang an waren wir eine sehr harmonische Gruppe, bei der jeder zu Wort kam. Die Atmosphäre hat auch die Diskussionen bei den Seminareinheiten sehr entspannt.
Und wir haben viel geredet. Vor allem über unsere Projekte und die Herausforderungen. Es tat echt gut einfach mal zu hören, dass es anderen genauso geht wie mir. Natürlich bekomme ich so etwas auch in der WG mit, aber sich eine Woche damit auseinander zu setzen, ist einfach doch nochmal was anderes.
Zusätzlich haben wir auch noch Besuch bekommen. Einmal von Emma, der Betreuerin in Ghana und von M. Sani, unserem Betreuer. Beide waren jeweils für eine Nacht da und haben Einheiten mitbekommen. Was – ihre Aussagen – auch für sie interessant war. Dann kamen noch Charles und Victoria vorbei, zwei Ghanaer, die viel Zeit im Ausland verbracht haben und somit noch einmal ein ganz anderes Bild auf das Land haben. Grade Victoria hat unglaublich viel erzählt, was total spannend war. Und obwohl es eher ein Erzählen der beiden war und wir, außer weniger Zwischenfragen, nicht wirklich was gesagt haben, fand ich es total angenehm den beiden zuzuhören. Der vierte Besuch war von einer Mitarbeiterin der ghanaischen Botschaft, die sich unseren Fragen gestellt hat. Was sie auch sehr gut gemeistert hat und grade für uns noch einmal einen neuen Blickwinkel eröffnet hat. Mit ihr hat man Antworten auf einer formelleren Ebene bekommen, was nicht weniger spannend ist, als das, was Charles und Victoria erzählt haben.
Mit Charles und Victoria sind wir am Dienstagabend in Accra erst in einer Jazzbar und dann noch in einer anderen, grade bei Studenten angesagten Bar gewesen. Es war unser letzter Abend und nochmal ein toller Abschied von allen und definitiv eine Erfahrung wert. Vor allem, weil in der letzten Bar so viele ausländische Studenten waren, was wir alle so nicht erwartet hatten.

Insgesamt war das Seminar echt gut und grade für mich wichtig. Erst hatten wir uns gewundert, dass es so früh ist – die Zwischenseminare werden zwischen Mitte Januar und Mitte März angegeben und somit lagen wir natürlich im Zeitraum, aber wir hatten doch später damit gerechnet – aber letztendlich passte es uns allen doch gut. Ich bin echt froh, dass wir solch ein Seminar haben, weil der Austausch unglaublich wichtig ist. Grade, weil wir doch so viel Neues erleben und sehen. So viele Dinge, die anders sind. Aber auch Dinge, die gleich sind. Egal was es ist, darüber reden tut einfach gut.
Danke an alle, die dabei waren und die Woche so schön gemacht haben.
Und nein, von Ghana habe ich nicht wirklich was gesehen, für den Urlaub müssen wir uns noch einmal wann anders auf den Weg machen. Deswegen beschränken sich meine Eindrücke auch auf den Weg von dem Grenzübergang Lomé – Aflao bis zum Hotel, und dafür sind wir nicht einmal durch die Stadt gefahren, sondern außen vorbei.

Seit Freitag haben wir übrigens einen neuen Mitbewohner namens Avoyo. Avoyo ist ein Kater, der vor allem durch Muttergefühle zu uns kam. Bleiben wird er leider nicht so lange, dafür ist unser Haus leider nicht so geeignet. Dafür wird er in eine andere WG ziehen und so wie es aussieht auch noch dieses Jahr nach Deutschland auswandern. Nur sein zukünftiger Wohnort ist noch nicht ganz geklärt.

Das ist die Dachterrasse des Hotels, hinter den Palmen auf der anderen Straßenseite beginnt der Strand, rechts, unter diesem Dach, was man ein bisschen sieht, hatten wir unseren berühmten Stuhlkreis, der kaum verlassen wurde.

Und das ist er, der Kreis. Grade ist Mittagspause und der ein oder andere hat sich doch weg getraut.

Eine der Aufgaben war unsere Einsatzstelle zu malen, mit verschiedenen Aspekten wie Herausforderungen, unser Rettungsring, dem schönsten Moment und so weiter und so fort.

Moto-Moment der Woche: Alina und ich sind zusammen auf dem Weg von Midjo zurück nach Hause. Eigentlich würden wir zwei Motos finden, aber der Fahrer will double (zu zweit) fahren und wir sind dabei. Wir fangen an zu tanzen, als wir an einer Bar vorbei kommen, in der das Toofan-Lied gespielt wird. Wir singen auch weiter, als wir schon lange dran vorbei sind. Dann werden wir an der Ampel angesprochen, immer dieses yovo. Und die Antwort des Fahrers? Erstmal singen.

Wow-ist-das-anders-Moment der Woche: Das Taxi ist klimatisiert, wir frieren schon fast. Die Straßen sind grade - und sieht man mal von den beabsichtigten Huckeln, zum Geschwindigkeit bremsen mal ab – und ohne Schlaglöcher. An den Seiten sind Strommasten wie in Deutschland und sind das nicht Funkmasten? Wir könnten auch auf einer deutschen Landstraße sein.

Gewitter-Moment der Woche: Wir stehen auf der Terrasse des Hotels, das Gewitter ist vorbei gezogen und auf der Terrasse steht das Wasser, aber das hält uns von nichts ab. In der Ferne sind Blitze zu sehen und wenn man lange genug wartet, dann sieht man unglaubliche Muster am Himmel. Blitze die nach links und rechts ausscheren, verzweigt in alle Richtungen und vor allem hell. Wie fotografiert man eigentlich Blitze?

Gemeinschaft-Moment der Woche: Wir sitzen im Kreis, wann sitzen wir eigentlich nicht im Kreis? Wir reden und lachen, reden und sind ernst. Im Hintergrund läuft Fußball. Spielt Togo, sind alle für Togo. Spielt Ghana, sind alle für Ghana. Gut, dass die beiden nicht gegeneinander spielen.

Essens-Momente der Woche: Es gibt Essen! Wir stehen in der Reihe und jeder nimmt sich einen Teller. Und dann enden wir in dem gleichen Kreis, in dem wir eben unsere Seminareinheit hatten. Was sind schon die Tische und Stühle überall verteilt, wenn wir alle zusammen essen und reden können?


Liebste Grüße einer-neu-motvierten,


Mara <3