Donnerstag, 27. Oktober 2016

Zwischen Reisen und dem Alltag - wenn Durchatmen ein Fremdwort ist

Hallo meine Lieben,

und schon wieder bin ich hier. Aber das Wochenende war auch lang und vor allem vollgestopft und ich habe das erste Mal im Projekt übernachtet! Es gibt also so einiges zu erzählen.

Erst der Ausflug: Wo sind wir eigentlich hin? Unser Ziel war Badou, genauer gesagt la cascade d'Aklowa, ein Wasserfall, der 100 Meter in die Tiefe fällt. Badou liegt fünf Stunden nördlich von Lomé. Weil wir alle noch am Anfang unserer Arbeitszeit sind, ist das mit dem Urlaub nehmen nicht so ganz einfach, weswegen wir nur Samstag und Sonntag gefahren sind.
Der Samstag begann viel zu früh, um 4.00Uhr klingelte der Wecker. Gut, bis wir aus dem Bett kamen war es schon fast halb fünf, but who cares? Schnell die letzten Sachen in die Tasche gestopft, kurz ein bisschen gefrühstückt und dann hieß es warten. Um 5.00Uhr sollte der Bus da sein, gegen 6.00Uhr stand er dann endlich vor der Tür. Eine Stunde meines wichtigen Schlafes wurde mir geklaut und da ich nicht im Bus schlafen kann, war es das dann auch mit schlafen.
Erst sind wir 2 Stunden nach Atakpamé gefahren, um bei Judith und Bernadette richtig zu frühstücken. Es war total schön die beiden wiederzusehen, denn es ist doch schon einige Wochen her – gefühlte Ewigkeiten -, dass die beiden umgezogen sind.
Nach dem Frühstück ging es direkt weiter, dem Zeitplan hinkten wir hinterher, also haben wir uns beeilt. In den eh schon vollgestopften Bus sollten noch drei weitere Leute reinpassen. Und ja, wenn man Tetris spielt, dann passt das auch. Nur passt auch bei Tetris nicht immer alles. Der Busfahrer schob Cindy und mich auseinander, ganze 10cm Platz enstanden. Genug Platz für Valentina, meinte zumindest der Busfahrer, und setzte sie zwischen uns. Die Schweißschwesternschaft war schon gegründet worden, das war nicht so schlimm, aber unsere Hüftknochen waren nicht so ganz begeistert von der Sitzordnung, also haben wir uns durchgesetzt und eine aus unserer Reihe durfte noch in die erste Reihe. Meine Hüfte hat eine Dankes-Party geschmissen!
Die nächsten drei Stunden gingen nicht mehr so schnell vorbei. Es wurde immer wärmer und wir sind einen Berg erst hochgeschlängelt und dann wieder runter. Das Ganze dauerte 2,5 Stunden und auch die letzte halbe Stunde war nicht wirklich besser. Außerdem bin ich zwischendurch 1000 Tode gestorben. Überholen kann man schon noch, wenn das Auto auf der Gegenfahrbahn recht nah dran ist, oder? Klar, kann man. Wenn man einen Todeswunsch hat oder eben auf der Strecke zwischen Lomé und Atakpamé ist. So hätte ich meine Führerscheinprüfung nie bestanden...
Irgendwann kamen wir aber an. Kurz was esssen, die Taschen aufs Zimmer bringen, Bikini drunter und los gings. Auf zum Wasserfall! 40Min sind wir durch den Wald und durch drei kleine Bächlein gewandert - und es war so schön! Einerseits war es eine gute Abwechslung zu dem vielen vorherigen und allgemeinen Sitzen und andererseits ist die Landschaft einfach der Wahnsinn! So viel grün und ja, es sieht auch ziemlich klischeehaft aus, aber auch diese müssen ja irgendwo ihren Ursprung haben. Sprachlos endeten wir dann vor dem mehr als beeindruckendem Wasserfall, der vor uns in die Tiefe stürzte. Und wir ab ins Wasser! Je näher wir an den Wasserfall gingen, desto stärker wurden die Wassertropfen. Eine Mischung aus einer guten Massage und es tut einfach nur weh. Außerdem war der Druck so stark, dass ich mich dagegen lehnen konnte ohne hinzufallen, ich habe es sogar geschafft ein Bein zu heben. Lachend haben wir im Wasser herumgealbert, bis es Zeit wurde wieder zu gehen. Barfuß durch den Wald laufen habe ich schon viel zu lange nicht mehr gemacht!
Abends gab es – natürlich – fufu, mit der weltbesten Erdnussbuttersoße. Wirklich, die kann man sowohl zu pates als auch zu fufu richtig gut essen. Danach war der Plan sich ans Lagerfeuer zu setzen und sich einfach entspannt zu unterhalten. Das entspannt war eher nicht so drinne. Wir waren alle müde und gestresst, den ganzen Tag sind wir nur auf den Beinen gewesen, ohne, dass wir Pause machen konnten. Und nein, die Busfahrt war nicht erholsam. Unsere Genervtheit war aber auch nicht zuu groß. Nichts, was man mit Musik und ein bisschen tanzen nicht wieder ändern konnte. Und so endete der Abend wie so oft mit Toofan.
Der nächste Tag war vor allem durch unsere Abreise bestimmt. Frühstücken und wieder in den Bus. Pause in Atakpamé, um die anderen abzuladen und Mittag zu essen und schon ging es wieder in Richtung Lomé. Hier ist man besser von den großen Straßen runter, sobald die Sonne untergegangen und es dunkel ist. Wir haben uns die Busfahrt mit Musik hören versüßt. Zwischendurch meinte eine, dass wir wie eine Familie fahren, es wird ganz viel gemeckert und gefragt, wann wir denn endlich da seien. Und dann kam wieder die Klassenfahrt hervor, fahren egal wie und wohin, hauptsache die Musik läuft. Und wer kann etwas gegen Eiskalt von Culcha Candela sagen? ;)
Zusammengefasst war der Ausflug echt schön, ich bin noch nie in einem Wasserfall schwimmen gewesen (sagt man das so?), allerdings würde ich mir überlegen, ob mir der Fahrtstress es dann doch wert ist, vor allem, wenn man nur zwei Tage unterwegs ist. Aber wir als WG hatten super schöne Momente und beim Abendessen, als wir die lustigsten Momente ausgetauscht haben, wurde nur gelacht.

Und die Arbeit? Montag und Dienstag war ich jeweils morgens ungefähr eine Stunde da, um mit einem Kollegen jeweils in eine der Schule zu fahren, die von den Jungs besucht wird. So wurde ich den Direktoren vorgestellt und kenne jetzt, zumindest ungefähr, den Schulweg. Was ja auch nichts Schlechtes ist. Am Dienstag war ich dann um 17.00Uhr wieder da, mit gepackter Übernachtungstasche. Die Jungs haben sich gefreut, dass ich da bleiben werde und ich war gar nicht so nervös, wie ich gedacht hätte.
Als ich kam trudelten grade alle aus der Schule ein und nach einer kurzen Verschnaufspause ging es mit den Hausaufgaben weiter. Die nächsten 2,5 Stunden haben wir gelernt. Dazu wurden die Jungs in zwei Gruppen aufgeteilt, wobei ich die mit den Älteren hatte. Drei davon lernen Deutsch und dementsprechend konnte ich ihnen gut helfen, auch bei Englisch war ich zur Stelle. Und Mathe? Gut, dass es da keine Fragen gab und bei Physik nur was auswendig gelernt wurde. Das sind nicht so ganz meine Fächer.
Dann gab es Essen und weil meine Portion wie eigentlich immer viel zu groß war, habe ich mit den Jungs geteilt. Schnell abgewaschen, kurz rumgealbert und schon waren alle auf dem Weg ins Bett. Ich habe im Haus mit den Jüngeren geschlafen, die schon bettfertig waren, als ich zu ihnen kam. Wir haben kurz gesprochen und uns Gute Nacht gewünscht, dann habe ich das Licht ausgemacht. Und schon war der erste Abend vorbei, kurz und schmerzlos.
Kurz war dann auch die Nacht, um 5.00Uhr habe ich die Jungs geweckt. Nach der morgentlichen Gebetsrunde wurde der Hof und die Gebäude gefegt, jeder hat seinen eigenen Bereich, und einer hat das Frühstück vorbereitet. Schuluniform an, schnell das Frühstück heruntergeschlungen und schon waren alle auf dem Weg zur Schule. Um 7.00Uhr war das centre wie ausgestorben. Ich habe dann noch bis 8.00Uhr auf meine Ablöse gewartet, den Schlüssel übergeben, im Büro Hallo gesagt und schon konnte ich nach Hause. Wo alle bis eine schon auf der Arbeit waren, was ein komisches Gefühl ist. Ich komme, sie gehen.
Ich war überrascht wie reibungslos alles verlaufen ist und hoffe aber auch, dass es zumindest einigermaßen, so bleiben wird. Am Freitag bin ich dann das erste Mal 24h Stunden im Projekt. Das wird definitiv nochmal mehr Arbeit werden, aber auch darauf freue ich mich schon, denn letztendlich wird mein Alltag genau daraus bestehen.

Und da verschwindet das Gepäck unter der Plane. 

Da irgendwo sind wir hoch gelaufen! 

Der Wasserfall und was ist das da für eine Gruppe?

Da haben wir geschlafen, definitiv empfehlenswert, weil es so süß ist!

Unser Frühstücksausblick, allerdings haben wir nicht da gefrühstückt, wo wir gegessen haben. 

Alina und ich mit unseren Zimmernachbarinnen-Hosen <3

Irgendwo zwischen Hotel und Wasserfall, wahrscheinlich im Paradies 

Das ist unser Bus und ja, man passt da locker mit 23 Leuten rein, keine Angst. 

Und noch etwas aus meinem Projekt. Die Jungs bringen uns regelmäßig Sachen mit, die wir probieren sollen. Das ist die Frucht vom Affenbrotbaum, total cool! Wir haben sogar zwei oder drei bei uns auf dem Gelände

Klassenfahrt-Moment der Woche: Ein voller Bus, laute Musik und alle singen mehr oder weniger grade mit. Lacher und angeregte Gespräche erfüllen den Bus, ab und zu die Frage, wann wir denn wohl da sind und Pinkelpausen. Wir fahren nach Berlin! Oder doch nach Badou?

Frühstücks-Moment der Woche: Was schmeckt um 4.45Uhr am besten? Richtig, in der dunklen Küche einfach Erdnussbutter auf das Brot schmieren und im Stehen essen. Was sind nochmal Teller? Die Reise kann auf jeden Fall losgehen.

Glücksgefühl-Moment der Woche: Von oben kommt der Wasserfall und massiert einen den Rücken und von den Seiten kommen die Stimmen der Leute, die in den letzten Wochen zu einem so wichtigen Teil in meinem Leben geworden sind. Ja, hier will ich immer noch bleiben.

Nach-Hause-Kommen Moment der Woche: Das erste Mal überhaupt haben wir außerhalb von Lomé übernachtet. Und jetzt fahren wir wieder nach Lomé rein und freuen uns auf unser Haus. Da ist unsere Straße, die Nachbarn die uns immer grüßen. Der Schlüssel passt zum Glück in die so sorgfältig verschlossene Tür und sie öffnet sich. Wir sind da, Zuhause.

Moto-Moment der Woche: Ich bin die letzten Tage (sind es schon Wochen?) kein Moto gefahren, weil ich zur Arbeit gelaufen bin und sowieso alles in Lauf-Weite war. Mein Kollege aber ist mit mir mit dem Moto zu den Schulen gefahren. Und wieder ist da dieser Fahrtwind, der mich jedes Mal aufs Neue fesselt. Ich sollte wieder öfter fahren!

Barfuß-Moment der Woche: Schuhe aus, weil die sind ja eh schon nass. Steine hoch und runterkraxeln, Moos und Matsch spüren, jeder einzelne Stein tut ein bisschen weh, fester Boden und dann durch Bächlein. So fühlt sich Freitheit an.

Liebste Grüße einer-Abenteuer-erlebenden,


Mara <3

Sonntag, 23. Oktober 2016

Und schon ist der Urlaub vorbei

Hallo meine Lieben,

dieser Post wurde schon am Freitagabend verfasst, aber das Internet wollte nicht so wie ich es wollte und das Wochenende über war ich auf einem Ausflug – deswegen erst jetzt, meine letzte Woche:

Frisch geduscht sitze ich im Bett, während draußen die Welt untergeht – wieder einmal. In der Regenzeit nichts, was einen überraschen sollte. Eigentlich müsste ich jetzt schlafen, morgen stehen wir um 4.00Uht auf, damit wir pünktlich um 5.00Uhr auf unseren Ausflug fahren können. Aber ich möchte euch unbedingt noch von der Woche, die ich im Projekt verbracht habe, erzählen. Und ich bin noch nicht wirklich müde.

Vorher aber wie versprochen der Sonntag! Der begann erst recht früh und nach dem Frühstück ging es direkt mit der Wäsche weiter – was muss, das muss. Oder so.
Nachdem wir im Laufe der Woche festgestellt hatten, dass wir noch nie nur als WG unterwegs waren, also nur wir sieben Mädels, beschlossen wir, dass es mal Zeit dafür sei, nach guten fünf Wochen. Also ging es gegen 14.00Uhr in der prallen Sonne auf zum Strand – und wir haben am Abend vorher noch über ein Alternativprogramm nachgedacht. Geschenkt.
So standen wir das erste Mal vor der Situation, selber Taxis zu holen. Und wie viele? Zwei Taxis, also eines mit vier und eines mit drei kam uns doch sehr verschwenderisch vor. Aber zu siebt? Ein wenig skeptisch wollten wir es zumindest probieren – und saßen kurze Zeit später zu siebt in einem Taxi. Nur zwei vorne auf dem Beifahrersitz, denn bei drei hält einen die Polizei an. Gut, dass wir hinten zu fünft saßen. Und es war vielleicht ein wenig eng, aber noch lange nicht so unbequem, wie man sich das jetzt vielleicht vorstellt.
Am Strand angekommen wollten wir natürlich direkt ins Wasser, nur waren diesmal die Wellen noch extremer und wir kamen nicht wirklich rein. Also eher so gar nicht. Den Spaß haben wir uns aber trotzdem nicht nehmen lassen und ganz viel gelacht. Und Sand gesammelt, vor allen in den Haaren. Das Rausmachen war eher eine unangenehme Aufgabe, aber das war es wert. Erfrischungspause und schon ging es wieder zurück. Mit dem gleichen Taxifahrer – wir hatten uns mit ihm verabredet. Zu unserem luxeriösem Abendessen – fritierte Kochbananen - kam übrigens noch Paul hinzu, mit dem wir noch nachträglich Geburtstag gefeiert haben. Special Guests: Brownies und Mamorkuchen. Leider waren sie schnell wieder weg. :) Und weil wir noch nicht genug hatten, wurde danach die eine aus dem Supermarkt gegönnte Tafel Schokolade angefangen. Manchmal hat man ja so fünf Minuten.

Und die Arbeit? Sjard und ich waren von Montag bis Freitag zwischen 11.00 Uhr und 17.30Uhr im Projekt. Erst haben wir immer ein bisschen in der Küche geholfen – am Ende des Jahres bin ich pates Königin, kann es nur sehr wahrscheinlich nicht mehr sehen – und darauf gewartet, dass die Jungs aus der Schule und von ihrer Ausbildung zurück kommen. Mittagessen, Pause und schon war ein Teil wieder weg, in der Schule oder bei der Ausbildung. Der Rest hatte entweder Aufgaben wie Fegen oder Wäsche waschen zu tun, danach – eher später am Tag – gab es dann endlich Zeit sich mit den Jungs zu beschäftigen. Vorher saßen wir nämlich eher nur rum und haben die Zeit irgendwie totgeschlagen. Dann kamen die Fußballspiele. Gut, ich mache als größter Fan definitiv die bessere Figur, aber vielleicht machen die Jungs ja noch eine Profispielerin aus mir. ;)
Unsere Eingewöhnungszeit, von der es hieß, dass wir nicht im Projekt übernachten, wurde von einem Monat auf eine Woche reduziert, was uns sehr entgegen kommt. Die Hoffnung ist, dass wir mehr zu tun haben. Fest steht auf jeden Fall, dass ich am Dienstag das erste Mal im Projekt übernachten werde, worauf ich mich sehr freue! Ich muss auch erst um 17.00Uhr kommen, es sind also noch immer keine 24h Schichten.
Ich kann aber sagen, dass ich mich im Projekt unglaublich wohlfühle, auch wenn mich die Langeweile das ein oder anderemal überkommt. Dagegen suche ich mir auch noch etwas. Die Jungs sind aber super lieb. Wir sind für die Jungs so etwas wie Ersatzeltern – dabei bin ich vom Alter eher die Ersatzschwester – und wir Frauen werden Ma genannt, als Abkürzung für Mama. Es heißt also die ganze Zeit Ma Mara, was super niedlich ist!
Letztendlich war ich aber doch erst eine Woche da und habe nicht einmal die Nacht dort verbracht. Es wäre also viel zu früh, für ein Urteil. Im Moment will ich aber auf keinen Fall in ein anderes Projekt und bin darüber froh jeden Morgen durch das Eingangstor zu gehen.

Mittlerweile arbeiten wir alle und bis auf Valentina kommen wir alle erst abends wieder nach Hause, wobei auch ihr nicht ganz klar ist, ob die Arbeitszeiten so bleiben. Total geschafft sollen wir dann auch noch kochen, was meist auf die einfachsten Gerichte hinausläuft. Nudeln liegen wieder voll im Trend! Ich bin gespannt, ob sich das wieder ändert, sobald wir uns an die viele Arbeit gewöhnt haben. Wir armen Abiturientinnen (Cindy ist da die Ausnahme, sie hat ihre Bachelorarbeit geschrieben und auch noch Halbtags gearbeitet) haben ja seit Monaten nichts mehr gemacht – und dann plötzlich den ganzen Tag. Was dazu führt, dass wir noch kurz reden und um 22.00Uhr im Bett liegen und einfach nur noch schlafen wollen.

Heute kamen übrigens überraschend – oder auch nicht, wenn man sich nach unserer Tradition richtet - Anicet und Chris vorbei, die wieder einmal in der Küche gezaubert haben. Und ich versteh jetzt auch, warum hier so viele zunehmen. Wenn die jeden Freitag so gut für uns kochen, brauche ich am Ende des Jahres zwei Sitzplätze im Flugzeug! Leider weiß ich nicht mehr, wie das Gericht heißt. Es gab auf jeden Fall fritierte Kartoffeln – die ersten, seit ich in Togo bin – und etwas, das wie Couscous in schwarz aussieht, aber was anderes ist, mit einer super Soße. Finde ich den Namen raus, werdet ihr natürlich informiert.

Wir passen ja doch alle ins Taxi! Und wenn man sich in der letzten Reihe abwechselnd nach vorne und nach hinten lehnt, gibt es mehr als genug Platz. 

Ja, so ein Bild gab es auch beim letzten Mal, aber es ist immer wieder schön! Und bestimmt steht in diesem Bild die Sonne anders oder so

WG-Selfie! Ganz hinten ist Stella, dann kommen Lea (links), ich und Alina. In der ersten Reihe ist unsere Fotografin Valentina, dann Cindy und Patricia

Eines der Schlafgebäude in meinem Projekt

Der Fußballplatz, wir spielen aber meist mit den kleinen Toren. 

Das ist auf meinem Arbeitsweg - und ja das mit dem Sonnenuntergang ist vielleicht ein Klischee, aber ich finde das Bild schön! 



WG-Moment der Woche: Zu siebt ihn einem Taxi, gefühlt berührt jede jede, aber es ist trotzdem gemütlich. Nur viel zu warm! Wir sind jetzt alle Schweiß-Schwestern, Blutsbrüder zu werden war uns dann doch zu unhygenisch.

Schneider-Moment der Woche: Alinas und meine Hose sind da! Am Mittwochabend war die Schneiderei schon zu, aber am Donnerstag vor der Arbeit hatte ich Glück und konnte Alinas auch direkt mitnehmen. Glücklich und zufrieden werden sie morgen auf dem Ausflug getragen, was ich euch dann mit einem Bild beweisen werde.

Arbeitsmoment der Woche: 12 Kinder spielen Fußball, eine educateurin im Tor der Mannschaft, ich als Fan am Spielfeldrand. Lautes Lachen, 'Attaquez' – Aufrufe und große Freude bei einem Tor. Hier bin ich, hier will ich bleiben. Vielleicht sogar auf dem Fußballfeld...


Liebe Grüße einer-total-geschafften-aber-glücklichen,

Mara <3

P.S.: Ich entschuldige mich jetzt schon einmal für jeden Fehler, es ist viel zu spät und ich bin doch noch sehr müde geworden.


P.S.S.: Ja, es gibt auch schlechte Seiten in meiner Einsatzstelle, aber davon werde ich berichten, wenn ich mich weiter damit auseinander gesetzt habe und noch mehr Zeit im Projekt verbracht habe.

Montag, 17. Oktober 2016

Vom Essen und Schwimmen, vom Genießen und Arbeiten - die letzte freie Woche

Hallo meine Lieben,

da bin ich wieder. :) Und was haben wir so gemacht? Abgesehen davon, dass ich das erste Mal gearbeitet habe, ist noch mehr passiert.

Der Montag und Dienstag sind eher so an uns vorbeigeflogen, nur das Essen, damit haben wir uns echt Mühe gegeben, wie auch desöfteren diese Woche. Darüber berichte ich aber später nochmal. Am Montag war definitiv das Highlight, dass wir auf der Dachterrasse gegessen haben. Zusätzlich mit der Erkenntnis, dass wir das öfter tun sollten. Es war super schön! Katharina war zu Besuch und eine Lichterkette und kleine Lampen sorgten für eine unglaublich gemütliche Atmosphäre. Die Teelichter, die wir auch noch anzünden wollten, brannten Dank des leichten Windes nicht. Wir haben uns davon aber nicht abhalten lassen und trotzdem Spaß gehabt.

Der Mittwoch begann mit der letzten réunion, bevor die Jungs kommen sollten. Es war echt interessant, aber vor allem anstrengend. Wie immer habe ich nicht alles verstanden, aber trotzdem versucht der Diskussion zu folgen. Vor allem wurde diskutiert, was nicht so gut funktioniert und wofür man eigentlich noch Geld bräuchte. Auch der Tagesplan war Thema – mit dem Ergebnis, dass die Jungs jetzt früher aufstehen. 4.30Uhr statt 5.00Uhr. Ich bin gespannt, wie das wirklich umgesetzt wird. Und noch gespannter, weil ich ja dann auch so früh aufstehen muss.
Nachmittags waren Patricia, Alina und ich auf dem Markt. Erst noch ein bisschen Gemüse für die WG, dann Stoffe. Ja, ich wollte einen Stoff kaufen. Und ja, ich habe Stoff gekauft. Allerdings nicht nur einen, sondern ganze drei. Alina und ich haben einen Stoff mit demselben Muster gekauft, um daraus jeweils eine Hose zu machen. Dann haben wir Zimmernachbarin-Hosen! :)

Und der Donnerstag? Wieder so voll. Erst habe ich mit der liebsten Josie geskypt, die im Moment in Japan ist. Am Nachmittag waren Valentina und ich zusammen mit einem Mädchen aus der Straße im Schwimmbad. Eigentlich ist es echt zufällig, wie wir sie kennengelernt haben. Valentina wird immer von einem ihrer Mitarbeiter abgeholt und zur Arbeit gefahren, weil es so weit außerhalb ist. Und seine Nichte wohnt bei uns in der Straße. Diese Nichte hat drei Kinder, und mit der jüngsten Tochter – sie ist 9 Jahre alt – waren wir schwimmen. Das Schwimmbad ist nicht mit denen in Deutschland vergleichbar. Es gibt nur ein Becken und dieses befindet sich meist bei einem Hotel. Aber - endlich konnte ich mich wieder bewegen! Und ich liebe es zu schwimmen! Abwechselnd haben wir auch im Wasser Handstände gemacht. Nach einigem Lachen und zu viel Chlor in den Haaren fuhren wir wieder nach Hause. Meine Haare sind noch immer grünstichig...

Der Freitag begann schon wieder sehr früh, der Französischkurs war dran. Wir haben viel geredet, was ja auch Sinn der Sache ist und ein bisschen Grammatik gemacht, was auch nicht schlecht ist. Danach sind Alina und ich noch zu einer Schneiderei, um unsere Hosen in Auftrag zu geben. Wir sind super gespannt, wie es wohl wird.
Abends kamen – mittlerweile ist es wie eine kleine Tradition – Christian und Chryst (man kann ich auch einfach Chris schreiben und ich kann nicht ausschließen, dass ich das irgendwann tun werde, es ist aber ein und dieselbe Person), um für uns zu kochen. Dieses Mal waren auch die anderen WGs und alle Jungs eingeladen und natürlich kamen alle. Es gab erst pâte mit Erdnussbuttersoße, für die Vegetarier mit einer Art Tofu und für die anderen mit Fisch, auf der Dachterrasse und dann wurde die Dachterrasse zu einer kleinen Tanzfläche umfunktioniert. Mit Lichterketten und kleinen Lampen war die Stimmung super schön und wir hatten unglaublich viel Spaß.

Und am Samstag kam dann mein langersehnter erster Arbeitstag! Gut, als Sjard und ich pünktlich um 8.30 Uhr ankamen, war der einzige Mitarbeiter, der da war, super verwundert. Er meinte vor 10.00 Uhr kommen auf keinen Fall die ersten Jungs, also ließen wir irgendwie die Zei verstreichen. Als dann die ersten Jungs kamen, alles Neue, die ich schon bei der einen réunion gesehen hatte, wurden ihre Taschen kontrolliert – auf verbotene Gegenstände und um zu überprüfen, ob alles da ist, was da sein soll – und sie durften ihre Sachen in das Schlafgebäude bringen. Sjard und ich waren bis 15.00Uhr da. Bis dahin kamen 10 Jungs an, die schon mal ihre Zimmer beziehen konnten. Es gab Mittag, Freizeit und ganz viele Putzaufgaben, bis Sjard und ich uns auf den Weg machten. Mitterweile müssten alle angekommen sein, da wir aber erst wieder am Montag kommen müssen, lernen wir erst dann die restlichen Jungs kennen.
Den Tag kann man schwer mit dem eigentlichen Alltag vergleichen, es war ja eher ein Ankunftstag. Trotzdem war es total cool, dass wir dabei sein konnten, auch wenn wir vielleicht nicht so super viel machen konnten und eher rumsaßen.


Das Essen:
Was essen wir hier eigentlich den lieben langen Tag? Morgens ist das Frühstück vor allem eher süß und ungesund. Helles Brot, Marmelade, Schokocreme, Karamelcreme und Erdnussbutter. Man kann auch Haferflocken essen, die wir normalerweise mit Wasser anrühren und mit der Hilfe von Marmelade ein bisschen Geschmack geben. Vor kurzem haben wir tief in unsere Haushaltskasse gegriffen und Joghurt und Milch gekauft. Nichts, was wir oft machen werden, aber doch ab und zu.
Mittags und abends gibt es vor allem Couscous, Reis und Nudeln. Tomatenmark ist unser bester Freund, mit ihm rühren wir so ziemlich jede Soße an, täglich verbrauchen wir mindestens eine Dose. Ganz am Anfang hatten wir nicht viel Gemüse, sieht man mal von Tomaten ab.
Mittlerweile aber kaufen wir mehr Gemüse. Schon mehrfach haben wir Koliko, frittierte Yamswurzel, gemacht und noch mehr Köstlichkeiten. Wir kaufen mittlerweise regelmäßig Zucchini, Aubergine, Karotten und Paprika. Ab und zu gibt es Bohnen und Kohl - und ganz selten, wenn wir richtig Lust haben und Geld ausgeben wollen, kaufen wir Mais in Dosen. Frischen gibt es nicht und der in den Dosen ist teuer, aber ab und zu notwendig.
Und was waren die Highlights dieser Woche? Am Montag gab es Reis mit Tomatensoße, die mit Sonnenblumenkernen gespickt war, und dazu gefüllte Zucchini. Unsere beiden Superköchininnen, Lea und Valentina, haben Gemüse angebraten und die Zucchinis längs aufgeschnitten und gefüllt!
Am Mittwoch wollten wir Wraps machen. Wir haben im Supermarkt keine gefunden, also wollten wir sie selber machen. Das hat nicht so ganz geklappt und es wurden eher Pfannkuchen, aber auch Pfannkuchen mit Couscous-Gemüse-Füllung (Gurken und Mais eingeschlossen) und Tomaten – und/oder Joghurtsoße ist verdammt lecker. Und wenn man dann den Pfannkuchen faltet, ist es fast so wie ein Wrap.
Wir leben also immer gesünder und werden immer kreativer, was unsere Kochkünste angeht. Dieses gesunde Essen sorgt dafür, dass ich mich besser fühle. Ich bin aber trotzdem gespannt, wie lange es dauert, bis unsere Laune wieder sinkt und wir wieder nur Nudeln mit Tomatensoße essen. Vor allem, wenn jetzt alle den ganzen Tag über arbeiten.

Und heute gibt es mal wieder Bilder:

Wir genießen das Essen auf der Dachterrasse - ich, Alina, Patricia, Lea, Stella, Valentina und Katharina (v.l.n.r.), Cindy macht das Foto. :) Und ignoriert einfach unsere Augen ;)

Tadaa - unser Essen! Und der Wein im Tetrapack, als Weinschorle sogar lecker.

Meine Einsatzstelle, links ist das Schulgebäude der öffentlichen Grundschule, geradeaus durch ist der Fußballplatz. Das Gelände streckt sich noch weit nach hinten, nach links und nach rechts.

Da ist der Eingang, das Gebäude ist auch die Schule. 

Noch ein weiterer Eindruck. :) Wir haben einige Mangobäume, ich freu mich jetzt schon, wenn sie reif sind.

Wenn auch etwas verschwommen - Patricia und ich beim Wasser tragen. Es sind ganze 15 Kilo und ich bin noch nicht so talentiert wie Patricia, ich brauche beide Hände. 

Dachterrassen-Moment der Woche: Über uns der Mond und die Sterne, neben uns die Musik-Box und Lampen. Und wir tanzen. Erst zu 'Bitte nur ein Wort', dann 'One Dance' und dann am Ende zu Rock 'n' Roll. Ganz viel lachen und ganz viel glücklich sein.

Genießer-Moment der Woche: Wieder Dachterrasse, diesmal deutlich ruhiger. Ein mehr als leckeres Essen und Wein aus dem Tetrapack. Lichterketten, Stimmengewirr und Lachen. Verträumte Pläne, was man alles machen könnte, wenn man das Haus umbauen dürfte und wir Geld hätten.

Film-Moment der Woche: Samstagabend, wir viel zu müde, Popcorn, Eine Wunderbare Welt der Amelie, ein Laptop und wieder einmal unsere geliebte Lichterkette. WG-Filmeabend, der uns alle an den Rand der Müdigkeit bringt – und darüber hinaus, man kann auch bei Filmen schlafen.

Frisch-Gefühl der Woche: Frisch gewaschene Bettlaken. Abends, frisch geduscht und frisch bezogenes Bett – selten bin ich so gut eingeschlafen. Das bisschen Wärme, das auch nachts nicht verschwindet einfach ignoriert.
Liebe Grüße einer die-letzten-Tage-ohne-Arbeit-genießenden-aber-sich-auch-jetzt-auf-die-kommende-Zeit-freuende,

Mara <3


P.S.: Ja, heute ist Montagmorgen und ja, ich habe nichts über Sonntag geschrieben. Eigentlich wollte ich den Post auch schon gestern hochgeladen haben, dann war es aber doch zu stressig. Über den Sonntag lest ihr dann einfach im nächsten Post.  

Montag, 10. Oktober 2016

Das Hier-Sein-Gefühl oder wie es mir nach ganzen fünf Wochen geht

Hallo meine Lieben,

ich will euch nur kurz – wirklich kurz, versprochen – davon erzählen, was hier so am Wochenende passiert ist. Und dann geht es darum, wie es ist, schon so lange – oder auch nicht – hier zu sein.

Der Donnerstag war doch tatsächlich ziemlich unspektaulär. Am Freitag war mal der Plan, dass Alina und ich mit zwei anderen Frewilligen feiern gehen, das ganze ging dann aber nicht, weil eine krank geworden ist. Da die Jungs vorbeikamen, hatten wir aber wieder was zu tun. Sie haben wieder einmal für uns gekocht und wir haben geredet.
Am Samstag kam der erste Besuch vorbei, Leas Bruder war übers Wochenende da. Und am Samstagabend war auch ein Konzert, bei dem unteranderem Toofan – ich habe euch ja schon von ihm erzählt – aufgetreten ist. Wir sind natürlich hin und haben ganz, ganz viel getanzt. Am Tag darauf waren wir bei Yannick essen. Also nicht direkt bei ihm, sondern in dem Restaurant, welches seinem Bruder gehört. Es gab lecker Pizza!
Wer hätte das gedacht, auch ich kann mich kurz fassen! ;)

Jetzt bin ich fünf Wochen hier und habe das Gefühl hier zu sein. Gut, der Satz bringt nur mit der richtigen Betonung was, aber das ist bei so einem Eintrag eher schwer. Was ich sagen will ist, dass ich angekommen bin. Hier in Lomé, in dem viel zu großem Haus, an das ich mich gewöhne und in einer WG, die ich nicht tauschen möchte.
Obwohl Stella und ich – als einzige – noch immer noch arbeiten gehen und grade die, die in einer Schule sind, nur wenige Stunden im Projekt verbringen, haben wir uns unsere kleine tägliche Routine geschaffen. Frühstücken, manchmal bin ich alleine, aber meistens treffe ich doch auf jemanden, der gleich zur Arbeit muss, die anderen verabschieden, die Zeit genießen und darauf warten, dass mittags die ersten nach Hause kommen. Gemeinsam essen und den Nachmittag irgendwie verbringen. Abends zusammen kochen - gut, so viele passen nicht in die Küche, aber man kann ja mal hoffen – und dann essen. Abwasch und den Abend ausklingen lassen, wenn wir nichts anderes zutun haben.
Die WG ist wirklich super! Morgens wünscht man den anderen viel Spaß auf der Arbeit und auch wenn es eigentlich immer das gleiche ist, fragt man jeden, der wieder nach Hause kommt, wie die Arbeit war. Wir reden über alltägliche Dinge genauso wie über die Dinge, die uns beschäftigen. Und viel zu viel über Essen und über das, was wir kochen würden, wenn wir alle Mittel der Welt hätten. Oder zumindest die, die wir aus Deutschland kennen. Wir hören zu, wenn es einem nicht so gut geht und achten darauf, dass es sich bessert. Wir lachen zusammen. Und kommt eine mal nicht zur normalen Zeit nach Hause, ohne Bescheid zu sagen, machen wir anderen uns Sorgen. Ihr könnt euch also drauf verlassen, dass wir niemanden irgendwo verlieren oder uns gegenseitig im Stich lassen, sowas kennen wir gar nicht.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich so schnell so zufrieden bin. Wir reden in letzter Zeit viel darüber, dass wir schon so lange hier sind, heute hat die letzte Gruppe einmonatiges! Und wie schnell doch Routine reingekommen ist. Es fühlt sich einerseits so an, als sei ich schon ewig hier, vor allem, wenn einem die Brotfrau freudig 'Bis Morgen' sagt und die Marktfrauen sich freuen, wenn wir die drei Ewe-Sätze, die wir können, raushauen. Andererseits kann ich noch gar nicht so lange hier sein, weil mir immer noch so viele Vokabeln fehlen und doch noch so viel Neues entdecke. Wenn aber daran denken, dass wir schon 1/12 unseres Jahres geschafft haben - wenn wir wirklich alle genau 12 Monate hier bleiben - dann geht das alles viel zu schnell und die Zeit rennt.
Genauso durcheinander wie mein Zeitgefühl, sind auch meine Gedanken – wie man am Geschriebenen vielleicht merkt. Aber ich bin glücklich durcheinander.

Ich habe diesmal leider keine Fotos von euch, ich bin nicht so die Fotografin. Ich werde mir Mühe geben, dass es beim nächsten Mal wieder anders aussieht. Solange könnt ihr Toofan googeln und seine Musik genießen!


Dinge, die mir auffallen:
Es gibt nicht nur Wochenmomente, sondern auch so Dinge, die mir generell auffallen.
Die Motos und Taxis zum Beispiel, bei den meisten sind alle Anzeigen kaputt. Gut, die Drehzahl brauche ich nicht, ich höre auch so, wann ich schalten muss – wobei einige das hier auch ignorieren und ganz entspannt 50kmH im zweiten Gang fahren, während der Motor und unsere Ohren leiden – und auch die Geschwindigkeit braucht man vielleicht nicht soo dringend – was sind Blitzer nochmal? -, aber was macht man bei einer Tankanzeige, die immer auf Null steht? Wann weiß ich, dass ich tanken muss? Ich seh mich schon in einem Taxi oder auf einem Moto sitzen, bei dem plötzlich der Tank alle ist und wir schieben müssen.
Und ich habe das Hup-System verstanden.Und ja, hinter diesem andauernden Hupen steckt ein System! Erstmal hupt man dann, wenn man frei ist und Leute auf sich aufmerksam machen möchte. Hat man das geschafft und kommt an den ersten Kreisel, fährt und hupt man. Wer zuerst hupt, hat Vorfahrt – oder so ähnlich. Rechts vor links wird überbewertet, wie sowieso an jeder Kreuzung. Auch die Ampel ist abends nur noch eine Orientierung und um die anderen zu warnen, dass man fährt, hupt man halt. Das funktioniert natürlich nicht mehr, wenn ein Polizist den Verkehr kontrolliert. Sonst benutzt man die Hupe natürlich auch, wenn einer einem fast in die Seite fährt oder einem die Vorfahrt nimmt. Motofahrer hupen, wenn sie in einer Gruppe unterwegs sind, um untereinander zu kommunzieren, aber die Hup-Zeichen kann ich noch nicht unterscheiden, geschweige denn verstehen. Meist schafffen wir es so aber einigermaßen zusammenzubleiben und uns an der nächsten Ampel wiederzutreffen. Und dann hupt man nochmal zwischendurch. Meine Vermutung ist, dass man einfach hupt, um zu überprüfen, dass sie noch funktioniert oder, weil man lange nicht mehr gehupt hat. Aber wahrscheinlich habe ich diesen Teil des Systems einfach noch nicht verstanden.
Ach und im Taxi sitzen auch gut und gerne mal sechs Leute – ohne den Fahrer. Vier hinten und zwei auf dem Beifahrersitz. Das ist zu siebt natürlich ein bisschen unpraktisch, aber bis jetzt sind immer noch mehr mit uns Taxi gefahren, weswegen sich das alles irgendwie wieder ausgeglichen hat.


Tanz-Moment der Woche: In der Menge stehen und schon die ganze Zeit das Bedürfnis haben, sich zu bewegen – und dann geht es los. Toofan auf der Bühne und eine Menge, die nicht mehr aufhört zu tanzen. Sich bewegen und lachen, mit einer neben mir anfangen zu tanzen und noch mehr zu lachen. Lauthals, zumindest die Textzeilen, die man kennt, mitsingen und sich als einen Teil der Menge fühlen.

Käse-Moment der Woche: Eigentlich bin ich so gar nicht der Käse-Mensch, weshalb er mir nicht so viel wie den anderen fehlt, aber so ein geschmolzener Käse auf Pizza ist einfach unersetzbar. Umso mehr haben wir uns alle auf die Pizza gefreut, die doch tatsälich im Steinofen gebacken worden ist. Mit ganz, ganz viel Käse. So viel, dass der alleine uns super gesättigt hat.

Hunger-Moment der Woche: Was gibt es schöneres, als hungrig von einem Konzert nach Hause kommen und sehen, dass es noch Reste gibt. Also schnell den Tisch decken, wir essen natürlich wie immer mit Stil am Plastiktisch, und reinhauen. Kalte Nudeln, kalter Reis und kalte créole könnten nicht besser schmecken.

Kakerlaken-Moment der Woche: Was gibt es ekeligeres, als beim Abwasch auf Kakleraken zu treffen? Und das nach so einem nächtlichen Festmahl! Ja ok, diese Viecher rennen hier durch die Gegend und das können sie auch gerne tun – wenn ich nicht dabei bin. Und dann vier auf einmal, die sich alle gegenseitig in ihrer Größe übertreffen wollen? Ganz bestimmt nicht mein Humor. Dann bringt nicht mal das Insektenspray was, außer, dass die Küche voll davon ist und wir alle frische Luft brauchen, um nicht zu ersticken.

Ja, der Eintrag ist nicht wirklich kürzer, aber immerhin nicht alles über das, was wir gemacht haben!

Liebste Grüße einer es-hier-mögenden,


Mara <3  

Donnerstag, 6. Oktober 2016

Vom Barfuß-Laufen und ernsten Themen - wenn das Leben ein Leben wird

Hallo meine Lieben,

wieder ist ein bisschen Zeit vergangen, da kann man sich ja schonmal melden. ;) Ich bin mittlerweile etwas über einen Monat hier in Lomé und ich habe immer noch nicht richtig gearbeitet. Aber das kommt. Courage, courage wie M. Sani immer so schön sagt. Und mittlerweile ist es auch absehbar, was das ganze erträglich macht.

Am Montag sollten Sjard und ich unseren Direktor treffen, aber dreimal dürft ihr raten, wer nicht da war. Also sind wir wieder nach Hause, was mir Zeit gegeben hat mich auf den Abend vorzubereiten. Ok, das stimmt nicht ganz, weil ich den Tag eher so vor mich hin habe plätchern lassen. Bis ungefär 17.00Uhr. Denn am Montag war bekannterweise – oder auch nicht – ja der 3. Oktober und wir wurden in die Botschaft eingeladen. Wir, heißt alle 'Landsleute' – so steht es auf der Einladung. Und wir durften Gäste mitnehmen. Also ging es mit unserer Schweizerin und den Jungs von ASEVEC los, ab in den Garten der Residenz – auch das steht genauso auf der Einladung. Durch die Sicherheitskontrolle, abhaken auf der Gästeliste (ich stand noch nie auf irgendeiner Gästeliste und dann direkt bei der Botschaft), dem Botschafter und seiner Frau die Hand schütteln und schon waren wir im Garten. Es waren gar nicht so viele Leute da, was das ganze sehr entspannt gemacht hat. Die größte Gruppe bestand definitiv aus Freiwilligen! Es war total schön sich mit ihnen auszutauschen.
Der Abend begann mit einer kleinen Rede und ohne Nationalhymne, weil die Technik nicht mitgespielt hat. Meine Enttäuschung hielt sich in Grenzen. Seitdem wir die Einladung bekommen hatten, freuten wir uns auf das Essen. Und dann wurde das Buffett eröffnet und diesmal hätte meine Enttäuschung nicht größer sein können. Ganz, ganz viel Fleisch und ein bisschen Salat. Gut, dass ich kein Fleisch esse. Die Waffeln, die es zum Nachtisch gab, hätten auch besser sein können. Aber man soll ja nicht meckern. Wir haben das Beste draus gemacht und die Tanzfläche besetzt. Später saßen wir auf dem Rasen. Auch noch, als erst die Musik und dann ein Teil der Lichter ausgemacht worden sind. So schnell wird man uns eben nicht los. Irgendwann aber dann schon und wir mussten 3 Taxen für unsere Gruppe finden. Gar nicht so einfach, aber auch nicht unmöglich.

Der Dienstag war schon wieder ohne eine wirkliche Aufgabe – bis am Nachmittag die Jungs vorbei kommen. Mit einem Plan, den wir vorher zusammen geschmiedet hatten. Es fand nämlich in Lomé das Fußballspiel zwischen Togo und Uganda statt und wir sind natürlich hin. Es ist zur Vorbereitung auf den Afrikacup, der nächstes Jahr in Gabun sein wird, auf den wir uns auch schon mega freuen!
Ansonsten war das Spiel und alles, was dazu gehört, eher eine sehr durchmischte Erfahrung. Wir waren ein bisschen spät dran – wie eigentlich immer – und waren auch nicht alleine, viele wollten noch ins Stadion, als das Spiel schon angepfiffen wurde. Alle wollten so schnell wie möglich rein, was ja schon verständlich ist. Aber dann wurde die Sicherheitskontrolle einfach mal überrannt und ich war mitten im Pulk. Es war gar nicht gefährlich, sondern einfach super unübersichtlich und schon war ich durch. Die Ticketkontrolle haben dann Soldaten gemacht, was ich super komisch fand. Und schon wieder wollten alle gleichzeitig durch den kleinen Eingang, ohne Rücksicht auf die Kinder zu nehmen. Ich kann ja nachvollziehen, dass man schnell ins Stadion will, aber so ist es auch nicht richtig. Naja, sieben Minuten zu spät saßen wir auf jeden Fall – was ja nicht mal viel ist – und in der Zeit war auch nichts passiert. Was total cool war und zu einer super schönen Atmosphäre beigetragen hat, waren die drei oder vier Gruppen, die die ganze Zeit durch getanzt und Musik gemacht haben, alles natürlich choreographiert. Und die Vuvuzelas, die überall zu hören waren. Togo hat dann das Spiel auch 1:0 gewonnen.

Am Mittwoch konnten Sjard und ich dann endlich unseren Direktor kennenlernen. Unser Direktor ist super nett und wir haben über uns, das Projekt und unsere Arbeitszeiten geredet. Sowas motiviert mich generell immer, jetzt muss nur noch der 15.10. kommen, da werden die Jungs nämlich ins Internat ziehen und die Arbeit geht endlich los. Vorher müssen wir nur einmal am 12. in, um die Ankunft vorzubereiten.
Und wie ist das jetzt im Projekt? Wir haben Jungs aus drei verschiedenen Kategorien. Die erste Kategorie sind Jungs, die irgendwie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind – meist Diebstahl – und für die das centre eine zweite Chance ist. Zur zweiten Kategorie gehören Jungs, die aus verschiedesten Gründen nicht mehr bei ihren Eltern leben können, oft sind die Eltern Drogenabhängig. Die letzte Kategorie sind Jungs, die Verhaltensauffällig sind. Ich bin mal gespannt, wer wo dazu gehört und wie gut ich mit ihnen klarkomme. Ich habe aber grade bei unserem Direktor ein echt gutes Gefühl. Natürlich weiß ich jetzt schon, dass es Probleme geben wird. Spätestens, wenn ich das erste Mal mitbekomme, wie einer der Jungs geschlagen wird. Nichts, hinter dem ich stehe, aber es gibt kaum ein Projekt, in dem das nicht so ist. Damit setze ich mich aber genauer auseinander, wenn ich es wirklich tun muss, vorher habe ich keine Energie dazu. Und dann werdet ihr darüber bestimmt auch informiert. Andererseits meinte unser Direktor auch, dass wir zu ihm kommen können und z.B. auch nochmal über die Arbeitszeiten reden könnten.
Erstmal fangen wir aber entspannt an, 5 Tage die Woche nur tagsüber. Heißt hab 10.30, weil die Jungs vorher alle in der Schule oder bei ihrer Ausbildung sind und dann bis ca. 17.00Uhr. Erst nach einem Monat Eingewöhnung, wenn die Jungs uns kennengelernt haben und andersrum, fangen wir mit unseren 24h Schichten an. Dann arbeiten wir von 8.00Uhr bis 8.00Uhr am nächsten Tag. Wenn wir dann am vierten Tag wiederkommen, geht es wieder von vorne los. Ihr werdet aber natürlich auf dem Laufenden gehalten!
Nachmittags konnten Alina und ich unsere Kleider abholen! Wir waren super aufgeregt und sind beide mega zufrieden. :) Dann kam der Ewe-Kurs, den wir leider erstmal aus organisatorischen Gründen aussetzen müssen und schon waren wir wieder Zuhause. Was den Tag bzw. Abend noch nicht beendet hat. Alina, Anicet, Chryst und ich – ich habe beschlossen Namen zu benutzen, weil die Jungs es verdient haben erwähnt zu werden und nicht namenslos sind – waren beim Goethe-Institut und haben ein Theaterstück zum Thema Geflüchtete gesehen. So naiv es auch ist, war es total interssant mal die 'andere' Seite zu dem Thema zu sehen. Danach drehte sich unser Gespräch auch um das Thema und die Jungs meinten, dass eigentlich alle gehen wollen und der Traum im Tod endet, zumindest für die meisten. Auch wenn mir das irgendwie klar war, war mir nie bewusst, wie real die Gefahr doch ist. Und es sind nicht nur die kenternden Boote im Mittelmeer.
Wir sind noch in eine kleine Bar gegangen und hatten ein echt tolles Gespräch über Vorurteile, Gründe für ein Auslandsjahr, Entscheidungsfreiheit, wiedereinmal Freundschaft und Privilegien, die man hat, wenn man z.B. in Deutschland aufgewachsen ist. Und über die Zukunft. Wobei wieder auffällt, wie viele doch an Kinder denken und für sie etwas ändern wollen. Damit werde ich mich definitiv nochmal genauer auseinandersetzen. Einfach, weil es mich so unglaublich beeindruckt. Um den Abend abzurunden und die Ernsthaftigkeit ein bisschen in den Hintergrund zu rücken, sind Alina und ich erstmal schaukeln gegangen, was die Jungs super lustig fanden.

Ich kam natürlich wiedereinmal viel zu spät auf die Idee ein Bild zu machen, weswegen es so dunkel ist. Aber so sah der 'Garten der Residenz' aus, als wir am Montag da waren. 

Sind das etwas Fußballtickets?

Auf dem Weg zu Sicherheitskontrolle, die vor der Treppe war. Keine zwei Minuten später war sie kurzzeitig ausgesetzt - oder so

Das Stadion - und ja, es war ziemlich leer, aber trotzdem laut.

Eine der Animationsgruppen war direkt unter uns! Vielleicht war es deswegen so laut?

Beim Theater. Und ja, ich habe das Bild erst gemacht, als das Stück schon vorbei war und die Schauspieler sich verbeugt haben. 


Verunsichernster-Moment der Woche: Soldaten mit Schlagstöckern, die einen ernst angucken und Tickets abreißen. Und dann kamen wir durch, ohne Probleme und mit uns auch alle anderen. 

Feierbarster-Moment der Woche: Das Tor fällt, ein Stadion dreht durch. Jubelschreie, aufspringende Menschen und Vuvuzelas, die nicht leise werden. Animationsgruppen, die nochmal einen oben drauf setzen und noch mehr Party machen. Spieler, die sich zusammenfinden und im Kreis tanzen, um dann geschlossen wieder in die eigene Hälfte zu gehen. Und wir mittendrinnen.

Freiheitsgefühl der Woche: Barfuß über den Rasen, barfuß auf die Tanzfläche und barfuß an den Strand wollend.

Kindheits-Moment der Woche: SCHAUKELN! Wann habe ich das bitte zum letzten Mal gemacht? Ok, wahrscheinlich ist es gar nicht so lange her, aber nachts, nach einem unglaublich intensiven Gespräch in die Luft zu fliegen und mein Gefühl der Freiheit zu haben, war ein mehr als schöner Abschluss für einen intensiven Abend. Danach habe ich mit Alina um die Wette gelacht, was haben wir schöne Kindheitserinnerungen!

Liebste Grüße einer-eine-immer-intensivere-Zeit-erlebenden,

Mara <3


P.S.: Die Jungs haben unseren nächtlichen Ausflug zum Strand verhindert, es ist viel zu gefährlich. Also ein Jahr ohne nächtliche Strandbesuche, obwohl wir direkt dran sind. Safety first!

Sonntag, 2. Oktober 2016

Das Strahlen von Kinderaugen bringt mehr Licht in unsere Seele, als der hellste Sonnenschein.

Hallo meine Lieben,

uuund schon wieder melde ich mich. Gefühlt jeden Tag, aber ganz so schlimm ist es dann ja doch nicht. Ich glaube, dass, was es so häufig macht, zumindest in meinem Kopf, ist, dass ich den Eintrag meist schon vorher beginne und gar nicht einfach immer runterschreibe. Ich habe viel zu viel Zeit! Aber eigentlich ist es komisch, dass ich euch damit jedes Mal die Ohren vorheule und doch immer was zu schreiben finde. Tatsächlich hatte ich sogar kurzzeitig überlegt, in der Woche noch einen weiteren Post zu schreiben, habe es dann aber doch gelassen. Dementsprechend lang ist auch der jetztige Post geworden und das tut mir schon ein bisschen leid, aber auch nicht so wirklich. Es geht nämlich unteranderem um einen total interssanten Ausflug!

Am Dienstag ging es wieder einmal auf den Markt, Stella und Alina waren mit von der Partie. Wir haben die Mittagshitze abgewartet und sind gegen 16.00Uhr losgekaufen. Dementsprechend war der Markt auch nicht so überfüllt, aber natürlich trotzdem voll. Und man sollte meinen, weil ich doch letzten Donnerstag erst dagwesen bin, dass ich noch ein wenig Orientierung hätte. Aber nein, kein bisschen. Nicht mal drei Minuten und ich hatte schon keine Ahnung mehr, wo wir überhaupt waren, geschweige denn ein Gefühl dafür, in welche Richtung wir mussten, um zu den Stoffen zu gelangen. Erstmal gab es nämlich Gemüse für die WG. Wir haben sogar eine Aubergine gefunden! Ja, darüber freue ich mich... Irgendwie, nachdem wir den Markt nochmal verlassen hatten und uns einen neuen Eingang gesucht hatten, fanden wir auch, was wir suchten. Wunderschöne Stoffe! Da habe ich mir natürlich auch einen gekauft, aus dem ich gerne ein Kleid machen würde. Noch haben wir aber keine Schneiderei ausprobiert, was wir schleunigst ändern müssen.

Der Mittwoch begann früh – um 6.30 Uhr. Wann bin ich das letzte Mal um diese Uhrzeit aufgestanden? Ich habe keine Ahnung. Brot holen, frühstücken und fertig machen. Dann ging es los. Gesammelter yovo-Ausflug zu der 'Krankenstation' von Avenir Enfance - bei der auch zwei von uns arbeiten – , weil wir alle ein Attest für unsere Aufenhaltsgenehmigung brauchen, die carte de séjour. Für dieses Attest muss unsere Blutgruppe ermittelt werden, wozu heute jeder ein bisschen Blut da lassen musste. In ein paar Tagen habe ich dann eine lebenswichtgie Information mehr. Und es war das erste Mal, dass mir Blut abgenommen worden ist – Mama, Papa, ihr dürft mich gerne korrigieren, aber ich erinnere mich an nichts -, weswegen ich doch besonders nervös war und das dann natürlich auch dem Mitarbeiter mitgeteilt habe, der bei mir Blut abnehmen sollte. Er hat nur gelacht und gemeint, dass es gar nicht so schlimm sei. Und schon war ich fertig. Er hatte recht.
Um 16.00 Uhr war dann das erste Mal unser Ewe-Kurs, den ich auch dringend benötige, wie ich festgestellt habe. Wir werden zweimal die Woche, mittwochs und sonntags, jeweils um 16.00 Uhr für 1,5h lernen. Die erste Stunde war schon echt interessant, ich brauche aber noch ungefähr 100 mehr, bis ich irgendwas vernünftig kann. Trotzdem war es total cool und ich freu mich total auf die nächsten Stunden. Einige von uns werden auch einen Französischkurs machen bzw. wir wollen den erstmal ausprobieren – freitags um 7.00Uhr morgens, damit man danach direkt zur Arbeit fahren kann.

Am Donnerstag war die nächste réunion in meinem Projekt, die schon deutlich interessanter war als die letzte. Vorher, als Sjard und ich ankamen, kam uns ein Jugendlicher entgegen, mit dem ich noch nicht geredet hatte – trotzdem hieß es 'bonjour Mara'. Verwirrt gingen wir also ins Gebäude, wo die anderen schon waren. Eingeschlossen aller Eltern und Jungs, die in diesem Jahr neu in das centre kommen. Sie mussten sich nämlich einzelnd vorstellen. Heißt, wir Mitarbeiter saßen im Büro und nacheinander kamen die Jungs mit ihren Eltern zu uns. Es wurden alle grundsätzlichen Fragen geklärt, also warum sie ins centre kommen und welchen Jahrgang sie dann in der Schule besuchen werden und so weiter und so fort. Sobald zu ewe gewechselt wurde, konnte ich natürlich nichts verstehen – sooo viel habe ich dann am Mittwoch doch noch nicht gelernt –, aber es war trotzdem total interssant zumindest einen Teil der Jungs schon mal zu sehen. Immerhin kann ich jetzt schon zwei Namen zuordnen. Gut, es gibt den Namen doppelt und es sind die beiden Kleinsten, aber an irgendwas muss man sich ja auch orientieren. Am Montag sollen wir wieder hin, um unseren Direktor besser kennenzulernen und um über unsere Arbeitszeiten zu reden, ich bin gespannt, wie das wird.

Der Freitag war super vollgepackt. Schon um 7.00Uhr morgens war der Französischkurs – warum nochmal hatte ich mich beschwert, dass ich am Mitwoch um 6.30Uhr aufstehen musste, heute war es 6.00Uhr –, der echt Spaß gemacht hat. Wir waren nur fünf Leute, weswegen wir viel reden konnten, was ja auch Sinn der Sache ist. Danach sind Alina und ich zur Bank, wir brauchten Geld für die carte de séjour. Bei der ersten waren zu viele Leute, also ging es zur zweiten. Danach haben wir Marmelade eingekocht und waren bei einer Schneiderei, um die ersten Sachen in Auftrag zu geben – Ergebnisse werden natürlich präsentiert, wenn sie da sind. Abends kamen vier der Jungs vorbei. Eigentlich wollten wir mit ihnen in eine Bar, aber letztendlich haben die Jungs für uns gekocht und wir hatten ein super interssantes Gespräch! Erst war es ein bisschen komisch, jeder hat von sich erzählt und wir Mädels sollten anfangen, ohne, dass wir so recht wussten, was wir sagen sollten. Später aber gab es super interssante Diskussionen über Fernbeziehungen, die Unterschiede von Beziehungen in Deutschland und Togo, Freundschaften, Gleichberechtigung und so weiter und so fort. Es war total schön, weswegen ich dann auch nicht mehr in die Bar gegangen bin.

Am nächsten Morgen ging es nämlich wieder früh los. Ich durfte fast ausschlafen, bis 6.45Uhr. Um 7.40Uhr haben wir uns nämlich auf den Weg zu Paul gemacht, bei dem wir mal zum Essen eingeladen waren. Er ist bei der Organisation, SEDOTogo, die er zusammen mit Freunden gegründet hat, um Kindern in Togo zu helfen. Sie konzentrieren sich im Moment auf das kleine Dorf Agové und verteilen Dort Spielzeug, Schulsachen und andere nützliche Dinge. Und am Samstag durften wir, dass heißt Katharina, Alina, Cindy, Patricia und ich, mitfahren, was mehr als interessant war. Im Dorf haben wir den Dorfältesten, den chef, kennengelernt, mit den Kindern getanzt und gespielt, interessante Diskussionen geführt und natürlich auch die mitgebrachten Dinge verteilt. Ich habe selten so viele glückliche Kinderaugen gesehen, wie an diesem Tag.
Wir hatten nicht genügend Spielzeug für jedes Kind, was dort war, also haben wir ausgelost, wer eines bekommen wird. Das Spielzeug hing an einer Konstruktion runter und den Kindern wurden die Augen verbunden und sie haben sich blind eines ausgesucht. Es war so schön, ihr Strahlen zu sehen, als sie entdeckt haben, welches Spielzeug sie haben.
Auch sonst haben wir unglaublich tolle Leute kennengelernt, die sich für SEDO Togo engagieren.
Am meisten beeindruckt mich an dieser Organisation einfach, dass es aus einer kleinen Idee entsprungen ist und jetzt so viel bewirkt. Mit wenigen Mitteln. Solltet ihr also irgendwie helfen wollen, ihr wisst aber nicht wie, kann ich euch SEDO nur empfehlen! Mein Platz hier ist begrenzt, aber ich werde sicher nochmal ausführlicher über die Organisation schreiben.

Das Zimmer von Alina und mir. Sie schläft links, ich rechts. Den Schrank und den Stuhl teilen wir uns :)

Die Kinder bestaunen die Spielzeuge, bevor ausgelost worden ist, wer eines bekommt. 

Wer ist denn dieser yovo dahinten? Das habe ich mich auch gefragt, kurze Zeit später haben alle yovos mitgetanzt. :)

Unsere Balkonaussicht, die eine. Ich dachte, ihr solltet davon auch mal ein Bild bekommen

Hups, das Pflaster nach dem Blutabnehmen. Da war ein Stück Watte zwischen, deswegen der Huckel. Übrigens haben alle in der WG ein Fuß-und/oder Armband mit der weißen, grünen und gelben Wolle - und vier der Jungs.


Und was gaaanz anderes. Toofan wird hier so ungefähr immer gehört und seine Lieder laufen in den Bars und Clubs rauf und runter - und im Alltag eigentlich auch. Falls ihr also ein bisschen von der togoischen Musik hören wollt, könnt ihr gerne hingehen. Ich wäre zu gerne dabei! ;)

Kälte-Moment der Woche: Gänsehaut, ein Gefühl, dass wir mir fremd vorkommt und ich definitiv nicht in Lomé erwartet hätte. Und doch, nach drei Stunden in dem Büro, dass mit der Klimanalage super runtergekühlt wurde, bekam ich eine Gänsehaut.

Arzt-Moment der Woche: Da wird der Arm doch tatsächlich mit einem Gummihandschuh abgeklemmt, um das Blut abzunehmen – wer hat das schonmal gesehen? Klappt aber kann ich euch sagen...

Spontanste-Momente der Woche (ja, zwei): Hier klingelt man einfach, wenn man vorbei kommen will und wenn dann jemand Zeit hat, ist es gut und wenn nicht, dann halt nicht. Zwei Abende hintereinander kamen ein paar der Jungs vorbei. Und beides Mal entwickelte sich das zu total interessanten Gesprächen, von denen ich so einiges mitnehmen konnte.

Grüner-Moment der Woche: Um den zu verstehen, muss man wissen, dass wir hier praktisch von Tomaten und Tomatenmark leben, was bedeutet, dass die Soßen eigentlich immer rot sind. Dienstag aber kamen vor allem grüne Paprika und Aubergine in den Gemüsetopf – und ja, auch ein bisschen Tomaten – und das viele grün hat uns echt geflasht.

Busfahrt-Moment der Woche: Erst nachdenklich am Fesnter liegend und keine fünf Minuten unterhalte ich mich mit Cindy und Paul – nicht dem Paul, der die Organisation gegründet hat, sondern ein anderer – auf Englisch. Made my day kann ich euch nur sagen! Ich bin doch im Englischen deutlich sicherer. Hat Paul auch gemeint, ich rede plötzlich so viel. Im Französischem fehlen mir dazu einfach zu viele Vokabeln.


Stromausfall-Moment der Woche: Bisher habe ich einen miterlebt, und kaum waren die Jungs am Freitag da, fiel der Strom aus. Natürlich, als sie noch am kochen waren. Schnell unsere Lampen rausgeholt und es konnte weitergehen. Ewig kam der Strom nicht wieder und als er dann wieder da war, habe ich mich schnell in die Küche gestellt und abgewaschen. Keine fünf Minuten, nachdem ich fertig wieder bei den anderen saß, fiel der Strom wieder aus.

Ein Dank an alle, die bis zum Ende gelesen haben! Ich melde mich bald wieder, dann mit neuen Erkenntnissen von der Arbeit und auch hoffentlich meinem ersten geschneidertem Kleid!

Liebste Grüße einer-ziemlich-gut-ihre-Tage-füllenden-und-immer-wieder-neue-Dinge-erlebenden,

Mara <3