Mittwoch, 7. Dezember 2016

Schon drei Monate?!

Hallo meine Lieben,

Montag gab es ein Jubiläum – drei Monate Togo! Zumindest gilt das für Alina, Sjard, Stella und mich. Der größte Teil hatte schon vorher sein Jubiläum und die letzte Gruppe folgt dann am Montag. Ein Viertel ist also schon rum, drei Viertel bleiben mir noch. Es ist ein ganz komisches Gefühl, aber damit will ich euch nicht belasten – darüber reden wir in der WG schon oft genug.

Viel lieber will ich euch von der letzten Woche berichten.
Am Donnerstag waren wir WG-Mädels, abgesehen von Cindy, und ein paar der Jungs im Goethe-Institut um uns ein Theaterstück anzugucken. Schauspielerisch war es echt schön und lebhaft. Dazu kam aber noch die Sprache. Es war schon französisch, aber mit so einem Akzent und so schnell, dass ich kaum etwas verstanden habe. Nicht nur mir ging es so – eine richtige Erleichterung! - und wir haben uns am Ende von den Jungs die Teile erklären lassen, die wir nicht verstanden hatten. Es ging nämlich direkt danach weiter in die kleine Bar, in der Alina und ich schon vor Ewigkeiten mal mit Chris und Anicet waren.

Am Freitagabend – vom Tanzkurs nach Hause gehetzt, fertig gemacht und umgezogen – ging es mit zwei Freunden zum foire internationale, einer Messe mit Gästen aus anderen afrikanischen Ländern und mit Essen, was wir auch direkt ausgenutzt haben.
Das ist die dritte foire, auf der ich jetzt hier war und noch immer kann ich nicht so ganz die Faszination dafür nachvollziehen. Im Grunde genommen ist es nur eine Messe, bei der Sachen ausgestellt und vor allem gekauft werden sollen. Ich habe da mit Marie, einer anderen Freiwilligen, drüber geredet und wir kamen zu dem Schluss, dass es vor allem um Konsum geht. So viel wie möglich, Hauptsache bunt und überfüllt. Braucht man das alles? Nein, aber das ist ja auch nicht Sinn der Sache. Etwas, was wir schon lange nicht mehr gesehen haben, das letzte Mal in Deutschland. Und wir haben festgestellt, dass wir diesen Konsum nicht vermisst haben!
Wir hatten trotzdem unseren Spaß und haben noch drei Freunde von uns dort getroffen.

Wie immer samstags gab es um 14.30Uhr den Deutschkurs für die Kinder. Wir haben angefangen Weihnachtslieder zu singen, die am 24. bei einer Feier bei Midjo präsentiert werden sollen.
Vor dort aus ging es direkt weiter zur Arbeit, ich hatte die Nachtschicht von Samstag auf Sonntag. Und weil ich so viel Spaß hatte an dem Abend, habe ich beschlossen, euch genauer davon zu berichten. So sieht nicht jeder Abend aus, auch nicht jeder Samstag, denn es gab schon die ein oder andere Ausnahme, aber etwas Besonderes hat ja auch etwas Schönes an sich. Irgendwann wird auch mal ein ganz „normaler“ Arbeitstag/nacht beschrieben.
Wie sie oft habe ich um 17.00Uhr angefangen und weil es ja Samstag war, waren auch alle Jungs im Projekt. Sie haben Basketball gespielt, sind irgendwo rumgetobt oder haben einfach geschlafen. Die 10jährige Tochter meiner Kollegin war auch da und hat sogar bei uns übernachtet. Sie hat grade unsere kleinen Jungs ziemlich auf Trab gehalten und ist mit ihnen um die Wette gerannt. Ab 18.00Uhr haben die Jungs sich geduscht und wir haben uns danach zum Lernen getroffen. Einen Abend am Wochenende gibt es den soirée culturelle und am anderen wird gelernt und da es schon am Freitag einen soirée gab, wurde also am Samstag gelernt. Und trotzdem war die Atmosphäre echt entspannt. Auch, weil die vier großen Jungs den Jüngeren geholfen haben und es ja schon was anderes ist, ob einem etwas von einem Lehrer oder einem Schüler erklärt bekommt. Sogar als dann das Essen fertig war, ist ungefähr die Hälfte da geblieben und hat weitergemacht. Ich war auch noch ein bisschen da, dann bin ich zu den anderen zum Essen gegangen, während meine Kollegin noch bei den Fleißigen geblieben ist.
Zum pâtes wurde eine neue Sauce ausprobiert, die drei der Jungs aus dem Lycée am Nachmittag gekocht hatten. Und die war auch echt gut! Am Ende gab es noch eine kleine Bewertungsrunde – durchschnittlich 8/10 Punkte und schon ging es weiter. Der Fernseher lief und es wurde zwischen Musiksendern, Wrestling, Nachrichten und letztendlich einem Spielfilm hin und hergewechselt. Dazu gab es Mango für jeden und bissap, ein süßer Saft aus Hibiskusblüten, den die Jungs mittags selber gemacht haben. Stolz wie sonst was haben sie mir den Saft gezeigt und natürlich wurde meine Trinkflasche damit aufgefüllt. Und der Saft war super lecker!
Ein Teil der Jungs war schon ins Bett gegangen, aber meine vier Jungs (Die Kleinen schlafen in einem anderen Gebäude und die Nacht habe ich bei ihnen verbracht) und ein paar andere waren noch wach. Als der nächste Spielfilm anfing und klar war, dass er bis knapp 24.00Uhr dauern wird, ist meine Kollegin ist Bett gegangen. Nach dem Film haben wir den Fernseher weggeräumt, ich habe dann erst noch geguckt, dass die Großen ins Bett kommen und dann bin ich mit den Kleinen rüber zu uns. Auch die schnell ins Bett gebracht und fertig waren wir. Viel zu spät, aber immerhin schlafen wir am Sonntag bis 6.00Uhr.
Aufstehen, beten und schon machen sich alle an ihre Aufgaben. Fegen und putzen. Währenddessen habe ich meiner Kollegin geholfen ihrer Tochter neue Zöpfe zu machen – man lernt ja immer was dazu.
Insgesamt war es eine echt tolle Atmosphäre und ich habe fast nur gelächelt oder gelacht. Zu sehen, wie die Großen den Kleinen helfen, war total schön. Einer der kleinen Jungs kann noch immer nicht lesen, wir üben aber viel. Am Samstag hat sich dann einer der Jungs mit einer Engelsgeduld – nachdem er selber mit seinen Hausaufgaben fertig war – zu dem Kleinen gestellt und geholfen.

Sonntag, nachdem ich von der Arbeit zurück gekommen war, ging direkt weiter mit dem Programm. Frühstücken und auf Alina warten, die mit einem ihrer Kollegen in der Kirche war, und dann an den Strand. Warum sollte man den 2. Advent auch nicht im Meer verbringen? Es war auch wie immer total toll zu schwimmen und wir haben beschlossen öfter zum Strand zu fahren. Immerhin sind wir gar nicht so weit weg und ein bisschen Auszeit tut einem ja immer gut. Eigentlich wollten wir danach direkt weiter zum Ewe-Kurs, der ist dann aber ausgefallen, weil unsere Lehrerin keine Zeit hatte. Und was macht man dann? Richtig, länger bleiben und essen gehen. Am Strand waren wir nur zu viert, haben dann aber noch ein paar anderen Bescheid gesagt und waren dann zu siebt im Restaurant. Wir alle waren aber total fertig und es wurde ein kurzer Abend.

Da sind sie, meine fleißigen Jungs

Kaum ist Romeo mit seinen Hausaufgaben fertig, hilft er Sam beim Lesen lernen

Bissap, im Original eigentlich noch ein bisschen heller, aber vor allem super lecker

Was bringt immer alle zusammen? Richtig, der Fernseher!

Lena hatte, als sie uns besucht hat, ihre Polaroid Kamera dabei, was direkt ausgenutzt wurde. Immer ein Zimmer wurde mit mir fotografiert. Eigentlich sind es sechs Zimmer, es fehlen also zwei Bilder.

Und diese Bilder hängen jetzt so wie hier an der Tür oder an der Wand in dem jeweiligen Zimmer.

Künstlerisch in Pose gesetzte Schleichwerbung

Willkommen am Robinson-Strand!

Und natürlich dürfen keine Klischeebilder vom Strand fehlen!


Abschalt-Moment der Woche: Im Meer treiben lassen, die Wellen nehmen mich mit. Nicht einmal mit den Armen muss ich rudern, weil das Wasser so salzig ist und mich trägt. Meine Ohren sind unter Wasser, ich höre alles nur noch gedämpft. Die Sonne scheint auf mein Gesicht, kurz mache ich mir Sorgen, ob meine Sonnencreme wohl reicht, aber der Gedanke hält nicht lange. Plötzlich bin ich einfach ganz weit weg.

Nächtlicher-Moment der Woche: Eins, zwei, drei und vier. Ja, alle meine Kleinen sind bei mir, also ab ins andere Gebäude. Sie huschen rein, ich schließe die Tür ab und bringe dann noch alle ins Bett. Wir singen noch schnell, schon schlafen alle vier tief unf fest. Da sind wir also, die Kleinen sind am längsten wach. Und am nächsten Tag auch als erstes wieder auf den Beinen.

Sternen-Moment der Woche: Es ist Freitag und eigentlich noch früh am Abend, aber ich bin unglaublich müde, die letzten beiden Nächte waren kurz. Wir sitzen draußen, ich höre ewe, französisch und deutsch, um mich herum sitzen Freunde und sie lachen. Ich gucke in den Himmel und dort strahlen mir die Sterne entgegen.

Lern-Moment der Woche: Da steht Franck, der den Kleinen in Geschichte hilft, Elodge rennt von einem zum nächsten und kann jede mathematische Frage beantworten, Romeo steht neben Sam an der Tafel und übt lesen. Ich blicke mich um und verspüre einen gewissen Stolz.

Bastel-Moment der Woche: Es ist Mittagspause, zumindest für die anderen, und wir haben grade Nudeln aus der cafeteria um die Ecke genossen. Warum ist die Sauce dort so viel besser als unsere? Egal, Lea braucht Mandalas für ihre Arbeit. Und so sitzen wir zu fünft im Kreis, jede den Lolli im Mund, der morgens im Schuh lag – Nikolaus sei Dank, lachen über einige Bilder und bestaunen Patricias Malkünste. Mit Valentinas Zirkel und dem chemisch, süßen Lolligeschmack im Mund fühle ich mich in meine Kindheit zurück versetzt.

Weihnachts-Moment der Woche: Die Sonne steht hoch am Himmel und wir sitzen im Schatten. Eigentlich ist die lange Hose zu warm, aber was soll man machen. Und dann sind da 15 Kinder vor einem, die erst Oh Tannenbaum und dann Leise Rieselt der Schnee lernen und lauthals mitsingen. Irgendwie wird mir dann doch warm ums Herz, so ein Deutsch Kurs hat schon echt was Schönes.

Zitat der Woche: Nicht das Bestehende muss verändert werden, sondern das Verkehrte.- Joachim Fest

Liebste Grüße einer-verdammt-glücklichen,

Mara

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