Hallo meine Lieben,
Montag gab es ein Jubiläum – drei
Monate Togo! Zumindest gilt das für Alina, Sjard, Stella und mich.
Der größte Teil hatte schon vorher sein Jubiläum und die letzte
Gruppe folgt dann am Montag. Ein Viertel ist also schon rum, drei
Viertel bleiben mir noch. Es ist ein ganz komisches Gefühl, aber
damit will ich euch nicht belasten – darüber reden wir in der WG
schon oft genug.
Viel lieber will ich euch von der
letzten Woche berichten.
Am Donnerstag waren wir WG-Mädels,
abgesehen von Cindy, und ein paar der Jungs im Goethe-Institut um uns
ein Theaterstück anzugucken. Schauspielerisch war es echt schön und
lebhaft. Dazu kam aber noch die Sprache. Es war schon französisch,
aber mit so einem Akzent und so schnell, dass ich kaum etwas
verstanden habe. Nicht nur mir ging es so – eine richtige
Erleichterung! - und wir haben uns am Ende von den Jungs die Teile
erklären lassen, die wir nicht verstanden hatten. Es ging nämlich
direkt danach weiter in die kleine Bar, in der Alina und ich schon
vor Ewigkeiten mal mit Chris und Anicet waren.
Am Freitagabend – vom Tanzkurs nach
Hause gehetzt, fertig gemacht und umgezogen – ging es mit zwei
Freunden zum foire internationale, einer Messe mit Gästen aus
anderen afrikanischen Ländern und mit Essen, was wir auch direkt
ausgenutzt haben.
Das ist die dritte foire, auf der ich
jetzt hier war und noch immer kann ich nicht so ganz die Faszination
dafür nachvollziehen. Im Grunde genommen ist es nur eine Messe, bei
der Sachen ausgestellt und vor allem gekauft werden sollen. Ich habe
da mit Marie, einer anderen Freiwilligen, drüber geredet und wir
kamen zu dem Schluss, dass es vor allem um Konsum geht. So viel wie
möglich, Hauptsache bunt und überfüllt. Braucht man das alles?
Nein, aber das ist ja auch nicht Sinn der Sache. Etwas, was wir schon
lange nicht mehr gesehen haben, das letzte Mal in Deutschland. Und
wir haben festgestellt, dass wir diesen Konsum nicht vermisst haben!
Wir hatten trotzdem unseren Spaß und
haben noch drei Freunde von uns dort getroffen.
Wie immer samstags gab es um 14.30Uhr
den Deutschkurs für die Kinder. Wir haben angefangen
Weihnachtslieder zu singen, die am 24. bei einer Feier bei Midjo
präsentiert werden sollen.
Vor dort aus ging es direkt weiter zur
Arbeit, ich hatte die Nachtschicht von Samstag auf Sonntag. Und weil
ich so viel Spaß hatte an dem Abend, habe ich beschlossen, euch
genauer davon zu berichten. So sieht nicht jeder Abend aus, auch
nicht jeder Samstag, denn es gab schon die ein oder andere Ausnahme,
aber etwas Besonderes hat ja auch etwas Schönes an sich. Irgendwann wird
auch mal ein ganz „normaler“ Arbeitstag/nacht beschrieben.
Wie sie oft habe ich um 17.00Uhr
angefangen und weil es ja Samstag war, waren auch alle Jungs im
Projekt. Sie haben Basketball gespielt, sind irgendwo rumgetobt oder
haben einfach geschlafen. Die 10jährige Tochter meiner Kollegin war
auch da und hat sogar bei uns übernachtet. Sie hat grade unsere
kleinen Jungs ziemlich auf Trab gehalten und ist mit ihnen um die
Wette gerannt. Ab 18.00Uhr haben die Jungs sich geduscht und wir
haben uns danach zum Lernen getroffen. Einen Abend am Wochenende gibt
es den soirée culturelle und am anderen wird gelernt und da es schon
am Freitag einen soirée gab, wurde also am Samstag gelernt. Und
trotzdem war die Atmosphäre echt entspannt. Auch, weil die vier
großen Jungs den Jüngeren geholfen haben und es ja schon was
anderes ist, ob einem etwas von einem Lehrer oder einem Schüler
erklärt bekommt. Sogar als dann das Essen fertig war, ist ungefähr
die Hälfte da geblieben und hat weitergemacht. Ich war auch noch ein
bisschen da, dann bin ich zu den anderen zum Essen gegangen, während
meine Kollegin noch bei den Fleißigen geblieben ist.
Zum pâtes wurde eine neue Sauce
ausprobiert, die drei der Jungs aus dem Lycée am Nachmittag gekocht
hatten. Und die war auch echt gut! Am Ende gab es noch eine kleine
Bewertungsrunde – durchschnittlich 8/10 Punkte und schon ging es
weiter. Der Fernseher lief und es wurde zwischen Musiksendern,
Wrestling, Nachrichten und letztendlich einem Spielfilm hin und
hergewechselt. Dazu gab es Mango für jeden und bissap, ein süßer
Saft aus Hibiskusblüten, den die Jungs mittags selber gemacht haben. Stolz wie sonst was
haben sie mir den Saft gezeigt und natürlich wurde meine
Trinkflasche damit aufgefüllt. Und der Saft war super lecker!
Ein Teil der Jungs war schon ins Bett
gegangen, aber meine vier Jungs (Die Kleinen schlafen in einem
anderen Gebäude und die Nacht habe ich bei ihnen verbracht) und ein
paar andere waren noch wach. Als der nächste Spielfilm anfing und
klar war, dass er bis knapp 24.00Uhr dauern wird, ist meine Kollegin
ist Bett gegangen. Nach dem Film haben wir den Fernseher weggeräumt,
ich habe dann erst noch geguckt, dass die Großen ins Bett kommen und
dann bin ich mit den Kleinen rüber zu uns. Auch die schnell ins Bett
gebracht und fertig waren wir. Viel zu spät, aber immerhin schlafen
wir am Sonntag bis 6.00Uhr.
Aufstehen, beten und schon machen sich
alle an ihre Aufgaben. Fegen und putzen. Währenddessen habe ich
meiner Kollegin geholfen ihrer Tochter neue Zöpfe zu machen – man
lernt ja immer was dazu.
Insgesamt war es eine echt tolle
Atmosphäre und ich habe fast nur gelächelt oder gelacht. Zu sehen,
wie die Großen den Kleinen helfen, war total schön. Einer der
kleinen Jungs kann noch immer nicht lesen, wir üben aber viel. Am
Samstag hat sich dann einer der Jungs mit einer Engelsgeduld –
nachdem er selber mit seinen Hausaufgaben fertig war – zu dem
Kleinen gestellt und geholfen.
Sonntag, nachdem ich von der Arbeit
zurück gekommen war, ging direkt weiter mit dem Programm.
Frühstücken und auf Alina warten, die mit einem ihrer Kollegen in
der Kirche war, und dann an den Strand. Warum sollte man den 2.
Advent auch nicht im Meer verbringen? Es war auch wie immer total
toll zu schwimmen und wir haben beschlossen öfter zum Strand zu
fahren. Immerhin sind wir gar nicht so weit weg und ein bisschen
Auszeit tut einem ja immer gut. Eigentlich wollten wir danach direkt
weiter zum Ewe-Kurs, der ist dann aber ausgefallen, weil unsere
Lehrerin keine Zeit hatte. Und was macht man dann? Richtig, länger
bleiben und essen gehen. Am Strand waren wir nur zu viert, haben dann
aber noch ein paar anderen Bescheid gesagt und waren dann zu siebt im
Restaurant. Wir alle waren aber total fertig und es wurde ein kurzer
Abend.
Da sind sie, meine fleißigen Jungs |
Kaum ist Romeo mit seinen Hausaufgaben fertig, hilft er Sam beim Lesen lernen |
Bissap, im Original eigentlich noch ein bisschen heller, aber vor allem super lecker |
Was bringt immer alle zusammen? Richtig, der Fernseher! |
Lena hatte, als sie uns besucht hat, ihre Polaroid Kamera dabei, was direkt ausgenutzt wurde. Immer ein Zimmer wurde mit mir fotografiert. Eigentlich sind es sechs Zimmer, es fehlen also zwei Bilder. |
Und diese Bilder hängen jetzt so wie hier an der Tür oder an der Wand in dem jeweiligen Zimmer. |
Künstlerisch in Pose gesetzte Schleichwerbung |
Willkommen am Robinson-Strand! |
Und natürlich dürfen keine Klischeebilder vom Strand fehlen! |
Abschalt-Moment der Woche: Im Meer
treiben lassen, die Wellen nehmen mich mit. Nicht einmal mit den
Armen muss ich rudern, weil das Wasser so salzig ist und mich trägt.
Meine Ohren sind unter Wasser, ich höre alles nur noch gedämpft.
Die Sonne scheint auf mein Gesicht, kurz mache ich mir Sorgen, ob
meine Sonnencreme wohl reicht, aber der Gedanke hält nicht lange. Plötzlich bin ich einfach ganz weit weg.
Nächtlicher-Moment der Woche: Eins,
zwei, drei und vier. Ja, alle meine Kleinen sind bei mir, also ab ins
andere Gebäude. Sie huschen rein, ich schließe die Tür ab und
bringe dann noch alle ins Bett. Wir singen noch schnell, schon schlafen alle vier tief unf fest. Da sind wir also, die Kleinen sind am
längsten wach. Und am nächsten Tag auch als erstes wieder auf den
Beinen.
Sternen-Moment der Woche: Es ist
Freitag und eigentlich noch früh am Abend, aber ich bin unglaublich
müde, die letzten beiden Nächte waren kurz. Wir sitzen draußen,
ich höre ewe, französisch und deutsch, um mich herum sitzen Freunde
und sie lachen. Ich gucke in den Himmel und dort strahlen mir die
Sterne entgegen.
Lern-Moment der Woche: Da steht Franck,
der den Kleinen in Geschichte hilft, Elodge rennt von einem zum
nächsten und kann jede mathematische Frage beantworten, Romeo steht
neben Sam an der Tafel und übt lesen. Ich blicke mich um und
verspüre einen gewissen Stolz.
Bastel-Moment der Woche: Es ist
Mittagspause, zumindest für die anderen, und wir haben grade Nudeln
aus der cafeteria um die Ecke genossen. Warum ist die Sauce dort so
viel besser als unsere? Egal, Lea braucht Mandalas für ihre Arbeit.
Und so sitzen wir zu fünft im Kreis, jede den Lolli im Mund, der
morgens im Schuh lag – Nikolaus sei Dank, lachen über einige
Bilder und bestaunen Patricias Malkünste. Mit Valentinas Zirkel und dem
chemisch, süßen Lolligeschmack im Mund fühle ich mich in meine
Kindheit zurück versetzt.
Weihnachts-Moment der Woche: Die Sonne steht hoch am Himmel und wir sitzen im Schatten. Eigentlich ist die lange Hose zu warm, aber was soll man machen. Und dann sind da 15 Kinder vor einem, die erst Oh Tannenbaum und dann Leise Rieselt der Schnee lernen und lauthals mitsingen. Irgendwie wird mir dann doch warm ums Herz, so ein Deutsch Kurs hat schon echt was Schönes.
Zitat der Woche: Nicht das Bestehende
muss verändert werden, sondern das Verkehrte.- Joachim Fest
Liebste Grüße einer-verdammt-glücklichen,
Mara
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