Donnerstag, 10. November 2016

Plötzlich ruft der Alltag - und die Behörden, immer dieser Papierkram

Hallo meine Lieben,

puuh wieder ist eine Woche rum und ich kann sooo viel erzählen.
Was ist so seit dem letzten Eintrag passiert? So einiges und es tut mir jetzt schon leid, dass ich so viel schreibe. Ich sollte mir einfach angewöhnen mich öfter zu melden, dann werden die Einträge auch kürzer. Ok, eh nicht! :)
Richtig spannend war der Freitag. Gut, er begann viel zu früh – um 4.45Uhr, aber irgendjemand muss ja die Jungs wecken. Kaum hatte ich das erledigt, kam auch schon einer der Großen zu mir und hat gefragt, ob ich denn heute zu ihm in die Schule kommen wolle. Freitags in der Mittagspause gibt es nämlich immer den Deutsch Club und warum eigentlich nicht? Schnell noch den Namen der Schule geben lassen, damit ich auch ja da ankomme und für 12.00Uhr verabreden.
Dazwischen wollte ich aber unbedingt noch nach Hause. Patricia war auch da, sie hat ihre Ferien genossen (Ihre Schule richtet sich nicht nach den togoischen Ferien) und wir haben uns ganz viel übers Reisen unterhalten. Es gibt sooo viel zu sehen, aber gar nicht so viel Zeit. Und da ich mir keinen Stress machen möchte, sehe ich einfach nur die Hälfte und dann ist gut. Oder so.
Schnell noch die Wäsche gemacht und eine Kleinigkeit gegessen, dann ging es schon wieder weiter. Neben den Namen der Schule hätte ich mir vielleicht auch den Stadtteil nennen lassen sollen, der ist nämlich ein anderer. Glücklicherweise stand ich dann aber doch vor der richtigen Schule und zusammen mit einem der Jungs, der für mich aus dem Unterricht geholt wurde, ging es zum Deutsch Club. Der super voll war, ich hatte mit so 20 Leuten gerechnet. Nein, es waren um die 60 und die Situation etwas komisch, aber auch echt toll! Da werde ich auf jeden Fall öfter vorbei gucken!
Um 17.00Uhr ging es dann zum Tanzkurs bei Midjo-Togo. Tanzkurs bei Midjo-Togo? Dafür muss ich erklären, was Alina und ich am Mittwoch zwischen Blog schreiben und Blog hochladen gemacht haben. Seit einigen Jahren gibt es deutsche Freiwillige, auch von VIA, die bei einer Organisation, die Midjo Togo heißt, Deutschkurse geben. Bis jetzt gab es in diesem Jahr noch keine und Alina und ich hatten aber Lust was zu machen. Also haben wir uns am Mittwoch mit Etiam, dem Präsidenten der Organisation getroffen. Und schon das erste Treffen war super schön und super herzlich, er hat ganz, ganz oft betont, dass wir alle eine Familie sind. Und so sind wir auch aufgenommen worden.
Mittwochs gibt es nämlich bis 19.00Uhr einen Tanzkurs, dessen Teilnehmer danach auch noch da waren. Es wurde fufu gemacht und wir sind spontan zum Essen geblieben. Jeder hat sich mit jedem unterhalten und alle waren super offen und super freundlich. Kurz um, Alina und ich haben uns mega wohlgefühlt. Da der Tanzkurs nicht nur mittwochs, sondern auch freitags ist, wurden wir direkt eingeladen. Wir wussten aber noch nicht, ob wir Zeit haben. Der Deutschkurs ist jeden Samstagnachmittag.
Der Tanzkurs war anstrengend, aber sich zu bewegen hat mehr als Spaß gemacht! Ich werde mich auf jeden Fall nochmal ausführlicher mit Midjo-Togo und den Kursen auseinander setzen und euch etwas darüber schreiben.

Der Samstag war vor allem vom Deutschkurs bestimmt, den Alina und ich zum ersten Mal geben sollten. Und wie bereitet man sich darauf vor, wenn man keine Ahnung hat, wie viele Kinder da sein werden, wie alt sie sind und was sie schon so alles können? Richtig, man redet ganz viel, lässt sich einiges erzählen und bringt dann ein kleines Lied mit. Keine halbe Stunde nach Kursbeginn wurde lauthals Bruder Jakob gesungen, was super süß war! Danach wurden Spiele gespielt. Teilweise die, die andere Freiwillige gezeigt hatten und teilweise Neue, die Alina und ich nicht kannten. Was nichts daran geändert hat, dass wir super viel gelacht haben.
Abends wurde gekocht, wieder einmal von den Jungs. Wir hatten den traditionellen Abend von Freitag auf Samstag verschoben, da am Samstag der erste Besuch ankam. Eine Freundin von Lea wird für zwei Monate bei uns in der WG sein – sie hat Nutella und Bauernbrot mitgebracht, sie war von der ersten Sekunde an unsere Heldin ;)
Mein Abend endete aber recht früh, da ich am Sonntag meine nächste 24 Stunden Schicht hatte und dafür sollte man fit sein.
Und die Schicht war super anstrengend, aber auch schön. Von morgens 8.00Uhr bis abends um 18.30 haben wir – sieht man mal vom Mittagessen ab – durchgespielt, oder zumindest ich. Die Jungs haben sich bei ihrem Mittagsschlaf abgewechselt, irgendeiner wollte aber immer mit mir was machen. Todmüde habe ich dann noch dafür gesorgt, dass alle übrig gebliebenen Hausaufgaben gemacht werden, dass Abendessen abgewartet und dann meine Jungs aufs Zimmer geschickt. Ja, ich war super müde, aber die Jungs glücklicherweise auch, weswegen niemand gemeckert hat. Nachdem wir kurz über den Tag gesprochen hatten und ich meine Gesangstalente (haha!) zum Besten gegeben habe, sind die Jungs ziemlich schnell eingeschlafen. Ich dann auch.

Und wir haben seit Sonntag noch mehr Besuch, Judith und Bernadette sind aus Atakpamé sind gekommen, wobei aber nur Bernadette bei uns schläft. Es geht nämlich weiter mit der carte de séjour. Schon am Montag mussten wir um 7.00Uhr beim service passeport sein, schnell noch Bilder gemacht, einen Zettel ausgefüllt und schon waren wir fertig. Dafür saßen wir aber am Mittwoch von 6.30-12.00Uhr da. Effektiv was gemacht haben wir eine Stunde, nochmal einen Zettel ausgefüllt, Größe gemessen, Fingerabdrücke elektronisch und auf Papier abgegeben, nochmal ganz viele Bilder und eine Unterschrift. Die restliche Zeit haben wir gewartet – und über die Wahl in den USA gesprochen. Sagen wir so, wir waren alle sehr überrascht und hatten viel zu bereden.

Bis heute Morgen habe ich wieder gearbeitet – wieder einmal eine super entspannte Schicht. Alina und ich waren auch wieder einmal bei der Schneiderin und haben neue Sachen in Auftrag gegeben, nächste Woche sollen sie fertig sein. Ihr dürft gespannt sein – und ich auch.

Rechts das Gebäude in dem die großen Jungs schlafen und gegessen wird, dahinter ein derzeit nicht belegtes Haus und links das, in dem die kleinen Jungs schlafen - und ich, wenn ich arbeite. Und so viele Sonnenaufgänge wie bis jetzt, habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen!

Und noch mehr Zettel zum Ausfüllen - alles für die carte de séjour!
Da ist unsere private Friseurin Valentina! Und ja, links sind meine Haare noch nass, aber rechts schon von der drauf scheinenden Sonne getrocknet.

Sie sind wieder kurz! Und ich bin den ganzen Nachmittag strahlend durchs Haus gelaufen.

Macht da wer ein Foto auf dem Moto? Das Handy war auch direkt wieder in der Tasche - versprochen! Und der Helm sitzt ja.

Tanz-Moment der Woche: Es ist dunkel, die Sonne scheint schon lange woanders und wir sind in einem Hinterhof an einer befahrenen Straße und doch hört man keine Autos. Nur die Trommeln, die erfüllen die Luft mit Musik. Barfuß, die Brille abgesetzt – sonst fällt sie noch runter – und super glücklich kann ich mich wieder bewegen. Die Tanzschritte wiederholen wir oft, ich hab sie schnell eingespeichert. Dazu die Trommelgruppe, die vor unserer Tanzfläche sitzt und uns beobachtet. Sie passt sich uns an, gibt den Rhythmus vor. Ich kann gar nicht anders als grinsen.

Koch-Moment der Woche: 5 Mädels schnibbeln, eine ist für die Musik verantwortlich. Die Sonne verschwindet, wir lachen und reden. Süßkartoffeln, Mangos, Äpfel, Bananen, Papayas und Ananas verteilen sich über den Tisch und werden fleißig geschält und geschnitten.

Friseur-Moment der Woche: Je länger meine Haare sind, desto schlimmer fühle ich mich damit. Also ab. Und was ist besser als eine Hauseigene Friseurin, bei der man morgens einen Termin macht und nachmittags die Haare auf den Balkon fliegen. Kamm, Bürste und ja – die Küchenschere. Ganz viel Vertrauen und noch mehr Gelassenheit und schon sind die Haare ab und ich strahle wieder.

Arbeits-Moment der Woche: Mara soll pates machen, nicht das erste Mal. Die vier großen Jungs sind dabei, wollen ein Video machen. Und schon wird aus ein bisschen im pates rühren eine richtige Show, Interviews eingeschlossen. Machen sie sich über mich lustig? Nein. Über meine nicht vorhandene Kraft? Ja. Aber ich lache mit.

Komischster-Moment der Woche: À table! Der Ruf, bei dem alle Jungs zum Essen kommen. Wir machen Hausaufgaben, ich warte auf die letzten Jungs, die vier aus dem Lycée. Und dann laufen wir zusammen los, alle mindestens so groß wie ich und kaum jünger. Für die bin ich verantwortlich? Wir könnten befreundet sein und sie nennen mich Ma.

Liebste Grüße einer-sich-nun-auch-mit-der-Arbeit-einen-Alltag-aufbauenden,

Mara <3

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