Montag, 21. November 2016

Und plötzlich weißt du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.

Hallo meine Lieben,

heute spricht die rosa-rote Brille bzw. schreibt. Vom glücklich sein. Und ich bin verdammt glücklich hier zu sein. Meist sind es die kleinen Momente, die mir immer wieder zeigen, wie sehr ich das Leben hier schätzen sollte – und auch tue.

Da fahre ich Moto, weg von einem Treffen mit zwei Freunden und hin zum Tanzkurs. Hätte ich den Preis ausgehandelt, wäre er viel zu hoch gewesen – das passiert, wenn man die Strecke nicht kennt. Mir weht der Wind entgegen und auch die kurze Zeit, die ich fahre, kann ich genießen. Beim Tanzkurs werde ich strahlend begrüßt. Bis es losgeht, trommle ich mit den anderen. Ich bin Teil einer Gruppe, die ich vor drei Wochen erst kennengelernt habe.

Oder ich gehe auf den Markt, Valentina ist bei mir. Wir kaufen Gemüse für die WG. Hier Tomaten, dort Karotten und Paprika. Der Preis ist zu hoch? Wir handeln. Schnell noch den Stand mit den Zucchini suchen. Warum ist es eigentlich so voll hier? Und warum kennen wir uns immer noch nicht aus? Aber da vorne ist der Stand und ja, sie haben noch Zucchini! Kaum sind wir fertig, sehen wir uns grinsend an. Natürlich gucken wir auch nach pagne, das ist nicht mal eine Frage. Und dann finden wir so schönen Stoff!

Von der Arbeit geht es morgens wieder nach Hause und weil ich so früh komme, hole ich das Brot. Ich lasse mich vom Moto absetzen, bezahle den Fahrer und werde schon strahlend von der Verkäuferin begrüßt. Ich suche mir Brot aus, bezahle und laufe die letzte Minute nach Hause. Auf dem Weg kommen mir die Kinder entgegen und geben mir High Five – das hat Lea ihnen vor Ewigkeiten einmal beigebracht. Ich rede kurz mit der Frau von gegenüber, grüße unsere Nachbarn und schon bin ich im Haus.

Und genau solche Momente hatte ich oft in letzter Zeit, würde ich aber alles aufschreiben, wäre ich so bald nicht fertig. Ich warte noch so ein bisschen darauf, dass mir die rose-rote Brille abgesetzt wird, aber solange das noch nicht passiert, genieße ich hier alles.
Ja, ich vertraue dem Zauber des Anfangs und hoffe doch sehr, dass er möglichst bis zum Ende anhält.
Und wie die Zeit doch fliegt! Wir haben schon Ende November, seit zweieinhalb Monaten sind wir hier, nicht einmal zehn bleiben übrig. Immer wieder müssen wir, bei der Frage, wie lange wir noch bleiben, eine kleinere Zahl sagen. Was ein komisches Gefühl! Wir wollen noch sie viel machen, so viel sehen. Wann machen wir das eigentlich alles?
In einer Sache sind wir aber gut dabei – und das ist Stoffe kaufen. Ich habe ein neues Kleid und einen neuen Rock abgeholt. Da hatte ich natürlich keinen Stoff mehr, aber keine Angst, der war schnell wieder da. Morgens beim Schneider die letzten Sachen abgeholt und nachmittags mit Valentina über den Markt. Am Ende hatte ich einen neuen pagne gekauft und weil das natürlich noch nicht genug war, sind Cindy, Alina, Patricia, Katharina und ich am Samstag zum Grand Marché gefahren. Und der Taxi-Preis muss ja auch ausgenutzt werden, also mussten wir viel kaufen. Da ist der Grand Marché auch eine gute Möglichkeit – man sieht pagne, den man sonst noch nie gesehen hat. Dementsprechend viel wurde gehandelt und gekauft. Und ja, vielleicht waren wir auch im Kaufrausch. Aber nicht immer egoistisch, es ging auch darum pagne für die anderen zu kaufen.

Alina und ich waren jetzt dreimal samstags bei Midjo, um den Deutschkurs zu geben. Jedes Mal macht es mehr Spaß. Im Moment lernen wir das Flieger-Lied, da werden ja immerhin zwei Tiere drinnen erwähnt und das ich grade unser Thema. Wort für Wort lernen wir grade das Lied und die Kinder singen fleißig mit. Es ist jedes Mal schön zu sehen, wie stolz sie darauf sind, wenn sie etwas Neues dazu lernen. Natürlich inklusive der Bewegungen zum Lied. Letzten Samstag sind wir nach ca. einer Stunde zum nächsten Fußballplatz gegangen. Dort war ich bei den Kleinen, da kann ich immerhin mithalten. Wir sind einfach nur dem Ball hinterher gerannt und die kleine vier Jahre alte Pauline und ich haben das Hand in Hand zusammen gemacht.
Auch der Tanzkurs läuft super – am Freitag werde ich meinen ersten Auftritt haben. Den letzten Freitag gab es auch einen Auftritt, aber da musste ich arbeiten. Und so werde ich mit ganzen vier Tanzstunden mit auf der Bühne stehen. Der Auftritt hat sich sowohl bei den Mädels in meiner WG – was ja irgendwie logisch ist – als auch bei den Jungs, rumgesprochen. die jetzt alle überlegen zu kommen. Ihr werdet – vielleicht – mit Bildern versorgt aber vor allem mit Text.

Auf der Arbeit hatten wir an einem Mittag Besuch von einer Gruppe religiöser Frauen, die uns Lebensmittel gespendet haben. Standesgemäß gab es eine Übergabe in der Anwesenheit von der Presse, ganz viele Kollegen waren da und die Jungs haben gesungen. Was mich am meisten erstaunt hat, war der 50kg Sack Mehl. Davon gab es zwei. Und einer der Jungs schultert einen der Säcke und trägt ihn mal eben so von einem Ort zum anderen. Ist er eigentlich verrückt? Wahrscheinlich schon, aber vor allem stark.

Heute gibt es gaaanz viele Bilder!

Alina und ich beim Unterrichten - wir lernen Tiere.
Mit Songtext, damit auch jeder ablesen kann, was er grade singt.


Komm Pauline, wir rennen dem Ball hinterher! Gut, manchmal bin ich gerannt und sie hat es sich auf meinem Rücken bequem gemacht. 

Etwas dunkel, aber immerhin ein bisschen könnt ihr die Trommelgruppe erkennen, die uns beim Tanzen begleitet.

Wir bekommen eine Spende!

La blanche macht pâtes - und es schmeckt sogar

Mein neues Kleid - und es werden noch so viele folgen!

Das ist der Rock, den ich auch super toll finde!

Das ist auf dem Grand Marché

So hängt - zumindest zum Teil - der Stoff an den Ständen
Und der Stoff wurde wieder mit nach Hause gebracht - immerhin zu fünft.
Abends gab es dann baignes - irgendwas mit Bohnen und irgendwie frittiert - und koliko, beides am Straßenrand gekauft. Zuhause noch schnell ein bisschen Gemüse in die Pfanne geschmissen und fertig war das Abendessen!


Und das war es auch schon von mir – heute dann doch mal etwas kürzer. Aber wahrscheinlich sollte man sich eher nicht daran gewöhnen, der nächste lange Post kommt bestimmt.

Liebste Grüße einer-nicht-nur-angekommen-seienden-sondern-hier-lebenden,


Mara <3

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