Hallo meine Lieben,
heute spricht die rosa-rote Brille bzw.
schreibt. Vom glücklich sein. Und ich bin verdammt glücklich hier
zu sein. Meist sind es die kleinen Momente, die mir immer wieder
zeigen, wie sehr ich das Leben hier schätzen sollte – und auch
tue.
Da fahre ich Moto, weg von einem
Treffen mit zwei Freunden und hin zum Tanzkurs. Hätte ich den Preis
ausgehandelt, wäre er viel zu hoch gewesen – das passiert, wenn
man die Strecke nicht kennt. Mir weht der Wind entgegen und auch die
kurze Zeit, die ich fahre, kann ich genießen. Beim Tanzkurs werde
ich strahlend begrüßt. Bis es losgeht, trommle ich mit den anderen.
Ich bin Teil einer Gruppe, die ich vor drei Wochen erst kennengelernt
habe.
Oder ich gehe auf den Markt, Valentina
ist bei mir. Wir kaufen Gemüse für die WG. Hier Tomaten, dort
Karotten und Paprika. Der Preis ist zu hoch? Wir handeln. Schnell
noch den Stand mit den Zucchini suchen. Warum ist es eigentlich so
voll hier? Und warum kennen wir uns immer noch nicht aus? Aber da
vorne ist der Stand und ja, sie haben noch Zucchini! Kaum sind wir
fertig, sehen wir uns grinsend an. Natürlich gucken wir auch nach
pagne, das ist nicht mal eine Frage. Und dann finden wir so schönen
Stoff!
Von der Arbeit geht es morgens wieder
nach Hause und weil ich so früh komme, hole ich das Brot. Ich lasse
mich vom Moto absetzen, bezahle den Fahrer und werde schon strahlend
von der Verkäuferin begrüßt. Ich suche mir Brot aus, bezahle und
laufe die letzte Minute nach Hause. Auf dem Weg kommen mir die Kinder
entgegen und geben mir High Five – das hat Lea ihnen vor Ewigkeiten
einmal beigebracht. Ich rede kurz mit der Frau von gegenüber, grüße
unsere Nachbarn und schon bin ich im Haus.
Und genau solche Momente hatte ich oft
in letzter Zeit, würde ich aber alles aufschreiben, wäre ich so
bald nicht fertig. Ich warte noch so ein bisschen darauf, dass mir
die rose-rote Brille abgesetzt wird, aber solange das noch nicht
passiert, genieße ich hier alles.
Ja, ich vertraue dem Zauber des Anfangs und hoffe doch sehr, dass er möglichst bis zum Ende anhält.
Und wie die Zeit doch fliegt! Wir haben
schon Ende November, seit zweieinhalb Monaten sind wir hier, nicht
einmal zehn bleiben übrig. Immer wieder müssen wir, bei der Frage,
wie lange wir noch bleiben, eine kleinere Zahl sagen. Was ein
komisches Gefühl! Wir wollen noch sie viel machen, so viel sehen.
Wann machen wir das eigentlich alles?
In einer Sache sind wir aber gut dabei
– und das ist Stoffe kaufen. Ich habe ein neues Kleid und einen
neuen Rock abgeholt. Da hatte ich natürlich keinen Stoff mehr, aber
keine Angst, der war schnell wieder da. Morgens beim Schneider die
letzten Sachen abgeholt und nachmittags mit Valentina über den
Markt. Am Ende hatte ich einen neuen pagne gekauft und weil das
natürlich noch nicht genug war, sind Cindy, Alina, Patricia,
Katharina und ich am Samstag zum Grand Marché gefahren. Und der
Taxi-Preis muss ja auch ausgenutzt werden, also mussten wir viel
kaufen. Da ist der Grand Marché auch eine gute Möglichkeit – man
sieht pagne, den man sonst noch nie gesehen hat. Dementsprechend viel
wurde gehandelt und gekauft. Und ja, vielleicht waren wir auch im
Kaufrausch. Aber nicht immer egoistisch, es ging auch darum pagne für
die anderen zu kaufen.
Alina und ich waren jetzt dreimal
samstags bei Midjo, um den Deutschkurs zu geben. Jedes Mal macht es
mehr Spaß. Im Moment lernen wir das Flieger-Lied, da werden ja
immerhin zwei Tiere drinnen erwähnt und das ich grade unser Thema.
Wort für Wort lernen wir grade das Lied und die Kinder singen
fleißig mit. Es ist jedes Mal schön zu sehen, wie stolz sie darauf
sind, wenn sie etwas Neues dazu lernen. Natürlich inklusive der
Bewegungen zum Lied. Letzten Samstag sind wir nach ca. einer Stunde
zum nächsten Fußballplatz gegangen. Dort war ich bei den Kleinen,
da kann ich immerhin mithalten. Wir sind einfach nur dem Ball
hinterher gerannt und die kleine vier Jahre alte Pauline und ich
haben das Hand in Hand zusammen gemacht.
Auch der Tanzkurs läuft super – am
Freitag werde ich meinen ersten Auftritt haben. Den letzten Freitag
gab es auch einen Auftritt, aber da musste ich arbeiten. Und so werde
ich mit ganzen vier Tanzstunden mit auf der Bühne stehen. Der
Auftritt hat sich sowohl bei den Mädels in meiner WG – was ja
irgendwie logisch ist – als auch bei den Jungs, rumgesprochen. die
jetzt alle überlegen zu kommen. Ihr werdet – vielleicht – mit
Bildern versorgt aber vor allem mit Text.
Auf der Arbeit hatten wir an einem
Mittag Besuch von einer Gruppe religiöser Frauen, die uns
Lebensmittel gespendet haben. Standesgemäß gab es eine Übergabe in
der Anwesenheit von der Presse, ganz viele Kollegen waren da und die
Jungs haben gesungen. Was mich am meisten erstaunt hat, war der 50kg
Sack Mehl. Davon gab es zwei. Und einer der Jungs schultert einen der
Säcke und trägt ihn mal eben so von einem Ort zum anderen. Ist er
eigentlich verrückt? Wahrscheinlich schon, aber vor allem stark.
Heute gibt es gaaanz viele Bilder!
Alina und ich beim Unterrichten - wir lernen Tiere. |
Mit Songtext, damit auch jeder ablesen kann, was er grade singt. |
Komm Pauline, wir rennen dem Ball hinterher! Gut, manchmal bin ich gerannt und sie hat es sich auf meinem Rücken bequem gemacht. |
Etwas dunkel, aber immerhin ein bisschen könnt ihr die Trommelgruppe erkennen, die uns beim Tanzen begleitet. |
Wir bekommen eine Spende! |
La blanche macht pâtes - und es schmeckt sogar |
Mein neues Kleid - und es werden noch so viele folgen! |
Das ist der Rock, den ich auch super toll finde! |
Das ist auf dem Grand Marché |
So hängt - zumindest zum Teil - der Stoff an den Ständen |
Und der Stoff wurde wieder mit nach Hause gebracht - immerhin zu fünft. |
Abends gab es dann baignes - irgendwas mit Bohnen und irgendwie frittiert - und koliko, beides am Straßenrand gekauft. Zuhause noch schnell ein bisschen Gemüse in die Pfanne geschmissen und fertig war das Abendessen! |
Und das war es auch schon von mir –
heute dann doch mal etwas kürzer. Aber wahrscheinlich sollte man sich eher nicht
daran gewöhnen, der nächste lange Post kommt bestimmt.
Liebste Grüße
einer-nicht-nur-angekommen-seienden-sondern-hier-lebenden,
Mara <3
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