Hallo meine Lieben,
heute war ein schöner Tag! Grade sitze
ich auf dem Balkon und genieße die letzten hellen Minuten, bevor ich
gleich das Mückenspray raushole – wahrscheinlich noch während ich
schreibe.
Die Sonne bzw. das Wetter ist ein
großes Thema. Vor der Sonne wegrennen ist hier Volkssport und wir
Anwärterinnen auf die obersten Plätze, denn wenn ab spätestens
10.00Uhr die Sonne ohne Erbarmen auf uns runterknallt, kann man sich
nicht mehr bewegen, ohne jegliche T-Shirts vollzuschwitzen. Es ist
nämlich nicht einfach nur warm, sondern schwül. Gegen 16.00Uhr kann
man sich dann wieder ohne Sorgen bewegen, da aber um 18.00Uhr die
Sonne untergeht, bleibt einem nicht mehr so viel Zeit, um zum
Beispiel auf den Markt zu gehen.
Die Regenzeit ist aber auch so ein
Phänomen. Jetzt im Oktober war die kleine Regenzeit und im September
hatte es ja auch das ein oder andere Mal geregnet. Und im Oktober?
Ich habe nicht mitgezählt, aber mehr als fünfmal war es definitiv
nicht. Man konnte nur oft Blitze am Himmel bewundern – ohne Donner
und ohne Regen – was bedeutet, dass es irgendwo, meist in anderen
Städten, grade regnet. Im Mai und Juni ist die große Regenzeit, da
werden wir dem Regen hoffentlich öfter begegenen und er bringt
hoffentlich auch noch ein wenig Abkühlung mit.
Das warme Wetter sorgt aber vor allem
dafür, dass ich nicht verstehen kann, dass es schon November ist.
Einfach schon November. Normalerweise habe ich schon lange die
Strumpfhosen ausgepackt und trage sie zu meinen Kleidern, hängt die
dicke Jacke schon in der Gaderobe und die dicken Schuhe tun schon
ihren Dienst. Ein Jahr Sommer. Irgendwie noch immer unvorstellbar.
Und abgesehen vom Wetter? Gehe ich
natürlich auch noch weiter arbeiten. Mittlerweile habe ich zwei
weitere Nächte, Freitag auf Samstag und Montag auf Dienstag, im
Projekt verbracht.
Am Freitagnachmittag haben wir 'ludo'
gespielt, das ist so wie Mensch Ärger Dich Nicht nur viel cooler!
Wenn ich nämlich jemanden rausschmeiße, kommt die Figur zu mir und
der andere muss sie mit einer sechs freikaufen. Und wenn von mir zwei
Figuren auf einem Feld sind, ist das blockiert und niemand kommt mehr
durch – und ich bin dann die einzige, die das aufheben kann. Führt
auf jeden Fall nicht zu weniger Frust. ;)
Abends gab es den soirée culturelle,
einen klturellen Abend, bei dem Spiele gespielt, sketches und kleine
Theaterstücke prästentiert, Witze erzählt und Wissensquiz für die
verschiedenen Schulen (pimère, college und lycée) gemacht werden.
Wir saßen alle im Kreis auf den Bänken und hatten super viel Spaß.
Auch wenn ich von den Spielen keine Ahnung hatte, habe ich mich immer
bemüht – und leider keines gewonnen. Danach ging es ins Bett und
am nächsten Morgen Dank des Wochenendes erst um 5.30Uhr weiter. Zum
morgentlichen Beten und Hof fegen kam dann noch Wäsche waschen
hinzu.
Was mir wieder einmal gezeigt hat, wie
viel selbstständiger die Kinder hier sind. Jeder, auch der kleineste
mit seinen 10 Jahren, konnte seine Wäsche waschen. Bettlaken
eingeschlossen. Auswringen? Kann man auch alleine. Etwas, an dem wir
Mädels in der WG auch zu zweit verzweifeln.
Am Montag musste ich wieder erst um
17.00Uhr hin. Angekommen habe ich erfahren, dass es wieder einen
soirée culturelle geben wird. Warum? Am nächsten Tag, der 1.
November, ist ja Allerheiligen und damit Schulfrei. Ich hatte,
passend zu Halloween, eine kleine Gruselgeschichte rausgesucht,
Bilder von meinem letzten Halloween und ein paar Süßigkeiten dabei.
Das ganze haben wir dann in den Abend eingebaut und die Jungs haben
sich super darüber gefreut. Und ich habe eines der Spiele gewonnen!
Es ist jedesmal wieder – ok, die
beiden Male, die ich bis jetzt dabei war – schön zu sehen, wie
sehr die Jungs sich freuen und jeder etwas vorführt und selbst der
stillste Jungs aus sich heraus kommt. Für alle Jungs ist es eine
gute Abwechslung zu der vielen Zeit, die sie sonst in der Schule oder
mit Lernen verbringen müssen.
Ich hatte meine Kamera dabei und habe
sie den Jungs in die Hand gedrückt. Ich habe ganz, ganz viele Bilder
und ein paar werdet ihr bewundern können.
Etwas an das ich mich noch immer nicht
gewöhnt habe ist Ma genannt zu werden. Es fühlt sich so an, als
hätte ich mit einem Mal 20 Kinder bekommen, dabei könnte ich nicht
die Mutter von nur einem der Jungs sein. Und jemanden vor dir zu
haben, der nur zwei Jahre jünger ist, dich aber Ma nennt, ist ein
bisschen verwirrend.
Und was mache ich so zwischen den
Schichten? Am Freitag, also während ich fleißig gearbeitet habe,
waren wieder einmal die Jungs zum Kochen da. Schlauerweise hatte ich
mir schon vorher einen Teller reserviert und Alina darauf angesetzt,
mir was zu retten. Und es wahrscheinlich jeder dreimal gesagt
bekommen und ich habe gedroht, sonst mit den Jungs aus dem Projekt
vorbei zu kommen. :) Hat geholfen, am Samstag hatte ich zum
Mittagessen das restliche Essen vom Vorabend und es war so verdammt
lecker! Es gab eine Art pates, aber es war dunkler, und irgendwelche
gefühlten Taschen.
Am Abend sollte es Pfannkuchen und
einen entspannten Mädelsabend mit ein paar Folgen Türkisch für
Anfänger geben. Und plötzlich saßen wir mit elf Leuten auf der
Dachterrasse. Wie es dazu kam? Gute Frage, so ganz haben wir das
nicht durchblickt. Feststeht, dass Chris am Nachmittag da war, um mit
Lea zwei Ventilatoren zu besorgen (die Nächte werden viel zu warm!)
und wir ihn deswegen auch eigentich schon eingeplant hatten. Den
Abend vorher meinten Jungs wohl so am Rande, dass sie am Samstag
nochmal vorbei kommen werden, aber keiner hatte das so richtig ernst
genommen und weil wir eigentlich auch nicht so Lust hatten, haben wir
es einfach nicht mehr angesprochen. Und dann standen doch die
restlichen drei Jungs vor der Tür. Eine aus der anderen WG hatte
sich nach unseren Abendplänen erkundet und sich dann angeschlossen.
Die Jungs hatten nämlich auch einen Mixer dabei und es wurde Bowle
gemacht.
Und das Essen? So ganz waren wir darauf
nicht vorbereitet, dass plötzlich doch so viele da waren, aber
glücklicherweise hatte Chris auf dem Rückweg vom Ventilator kaufen
auch etwas Gemüse gekauft, um zu kochen und wir konnten das alles
verbinden. Neben Pfannkuchen gab es einen riesigen Gemüsetopf mir
allem, was wir hier normalerweise essen und zusätzlich noch Rote
Beete und Kartoffeln. Wenn auch spontan und am Anfang nicht hyper
motiviert, wurde es ein schöner und langer Abend, den wir alle
genießen konnten.
Den Feiertag gestern haben Cindy,
Katharina, Paul und ich am Strand verbracht. Wir waren bei einem
anderen Abschnitt, deutlich näher dran, bei dem man viel besser
schwimmen konnte, weil die Wellen nicht so extrem waren. Und was war
das für ein Gefühl sich richtig zu bewegen, gegen Strömungen
anzuschwimmen und sich dann treiben zu lassen! Definitiv ein
Abschnitt, zu dem man öfter gehen sollte! Es war auch schön einfach
mal nichts zu machen und sich die Sonne auf den Bauch brennen zu
lassen - wir sehen sie ja sonst so selten. Abends sind wir dann als
WG Pizza essen gewesen.
Und der schöne Tag heute? Erst begann
er mit Wasser vom Nachbarn holen (dazu mehr im nächsten Absatz) was
nicht wirklich schön und vor allem anstrengend ist. Aber was muss,
das muss und danach war es defintiv schöner, ich war nämlich bei
der Schneiderin und habe meinen Rock und mein Kleid abgeholt und ich
bin so glücklich! Es ist wirklich schön geworden.
Nachmittags waren Patricia und ich auf
dem Grand Marché. Kleid an, Kontaktlinsen rein. So habe ich mich
schon lange nicht mehr gesehen. Dazu muss man wissen, dass ich viel,
viel lieber Kleider und Röcke trage und nicht gerne mit Brille aus
dem Haus gehe. Und hier laufe ich immer in Hose und mit Brille rum,
es war also eine willkommene Abwechslung.
Der Markt war auch echt toll. Nur viel
zu groß und viel zu unübersichtlich und mit viel zu vielen Autos
und Motos auf den größeren Straßen. Dafür aber auch mit so viel
Stoff, den ich noch nie gesehen hatte. Was damit endete, dass ich
zwei Neue habe und auch schon zwei Ideen, was ich daraus machen
lassen will. Ich bin gespannt was die Schneiderinnen daraus zaubern.
Und was macht den Tag noch so schön?
Wir haben wieder Wasser. Wie wieder Wasser? Ja, wir hatten seit
Sonntagabend kein fließend Wasser mehr. Montag kam dann der
Handwerker, der feststelle, dass es an der Pumpe liegt und er dafür
einen Mitarbeiter von der Firma braucht, die waren gestern hier.
Pumpe ausgebaut und mitgenommen, um sie zu repaieren. Heute wieder
eingebaut und tadaa, es fließt wieder! Für die Zwischenzeit hatte
M. Sani uns einen großen Bottich besorgt, der am Montag für uns
aufgefüllt wurde. Mittlerweile haben wir den aber schon zweimal
wieder aufgefüllt, zu siebt braucht man halt doch viel Wasser, auch,
wenn man sparsam ist. Es ist aber heftig zu sehen, wofür man alles
Wasser braucht und wie viel man so am Tag verbraucht.
Ludo, besagtes Spiel. |
Natürlich wurde auch für die Kamera gepost. |
Gespannte Zuschauer, oder so. |
Wer braucht schon Kürbis, wenn man auch Melonen hat? Ein riesiges Danke an Patricia, die sich die Mühe gemacht hat! |
Unser Wasserbottich, der immer ungefähr einen Tag hielt. |
Man kann überall Bilder von Füßen machen - liebste Grüße an meine Schwester! <3 |
Und da ist mein Kleid, sobald es ein Bild von mir in dem Rockt, überlege ich mir, es euch zu zeigen. |
Wasser-Momente der Woche: Erst: Immer
weniger Wasserdruck, aber das kann ja mal passieren, dann plötzlich
kein Wasser mehr. Wir drehen am Hahn, und drehen und drehen und
nichts passiert. Kurz warten, vielleicht kommt es ja wieder. Wie
bezahlen wir eigentlich das Wasser? Bis jetzt gab es noch keine
Rechnung. Dann: Mädels, das Wasser funktioniert wieder! Wir drehen
am Hahn und tatsächlich, es ist wieder da! Noch nie haben wir uns so
über Wasser gefreut.
Ich-kann-ja-doch-noch-was-Moment der
Woche: Für einen Teil meiner Unibewerbung muss ich einen Text
bearbeiten. Und dann saß ich da wie in der Abizeit. Ganz viel zu
trinken, meinen Füller bereit, Textmarker in verschiedenen Farben
und ein Bleistift für Notizen. Der Block neben mir und der Text auf
meinem Schoss. Auf das Lernen, fertig, los!
Freiheitsgefühl-Moment der Woche: Auf
dem Rücken im Meer treiben lassen, immer wieder Salzwasser
ausspucken, mit den Wellen hoch und runter, mich abtreiben lassen.
Wieder ein bisschen zurück schwimmen, nur um mich noch einmal
treiben zu lassen.
Pizza-Moment der Woche: Sieben Pizzen
warten vorbestellt auf uns im Restaurant. Und da ist so viel Gemüse
auf meiner, sogar Zucchinis. Und es ist so gut.
Und noch ein Moment aus der letzten
Woche:
Aufsteh-Moment der Woche: Viel zu früh
klingelt der Wecker, wer bitte will um 4.00Uhr aufstehen – und das
an einem Samstag. Und dann erklingt da Musik, Guten Morgen
Sonnenschein. Und in mir werden Erinnerungen wach, Erinnerungen an
Ferienfreizeiten. Schon bin ich wach! Keine zwei Minuten später
tanzen Alina und ich zu Walking On Sunshine durch den Flur. So früh
aufstehen ist doch nicht so schlimm.
Liebste Grüße einer-der-Hitze-nicht-entkommenden-aber-glücklich-seienden,
Mara <3
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