Mittwoch, 2. November 2016

Plötzlich bin ich Mama - und ach... der Alltag

Hallo meine Lieben,

heute war ein schöner Tag! Grade sitze ich auf dem Balkon und genieße die letzten hellen Minuten, bevor ich gleich das Mückenspray raushole – wahrscheinlich noch während ich schreibe.
Die Sonne bzw. das Wetter ist ein großes Thema. Vor der Sonne wegrennen ist hier Volkssport und wir Anwärterinnen auf die obersten Plätze, denn wenn ab spätestens 10.00Uhr die Sonne ohne Erbarmen auf uns runterknallt, kann man sich nicht mehr bewegen, ohne jegliche T-Shirts vollzuschwitzen. Es ist nämlich nicht einfach nur warm, sondern schwül. Gegen 16.00Uhr kann man sich dann wieder ohne Sorgen bewegen, da aber um 18.00Uhr die Sonne untergeht, bleibt einem nicht mehr so viel Zeit, um zum Beispiel auf den Markt zu gehen.
Die Regenzeit ist aber auch so ein Phänomen. Jetzt im Oktober war die kleine Regenzeit und im September hatte es ja auch das ein oder andere Mal geregnet. Und im Oktober? Ich habe nicht mitgezählt, aber mehr als fünfmal war es definitiv nicht. Man konnte nur oft Blitze am Himmel bewundern – ohne Donner und ohne Regen – was bedeutet, dass es irgendwo, meist in anderen Städten, grade regnet. Im Mai und Juni ist die große Regenzeit, da werden wir dem Regen hoffentlich öfter begegenen und er bringt hoffentlich auch noch ein wenig Abkühlung mit.
Das warme Wetter sorgt aber vor allem dafür, dass ich nicht verstehen kann, dass es schon November ist. Einfach schon November. Normalerweise habe ich schon lange die Strumpfhosen ausgepackt und trage sie zu meinen Kleidern, hängt die dicke Jacke schon in der Gaderobe und die dicken Schuhe tun schon ihren Dienst. Ein Jahr Sommer. Irgendwie noch immer unvorstellbar.

Und abgesehen vom Wetter? Gehe ich natürlich auch noch weiter arbeiten. Mittlerweile habe ich zwei weitere Nächte, Freitag auf Samstag und Montag auf Dienstag, im Projekt verbracht.
Am Freitagnachmittag haben wir 'ludo' gespielt, das ist so wie Mensch Ärger Dich Nicht nur viel cooler! Wenn ich nämlich jemanden rausschmeiße, kommt die Figur zu mir und der andere muss sie mit einer sechs freikaufen. Und wenn von mir zwei Figuren auf einem Feld sind, ist das blockiert und niemand kommt mehr durch – und ich bin dann die einzige, die das aufheben kann. Führt auf jeden Fall nicht zu weniger Frust. ;)
Abends gab es den soirée culturelle, einen klturellen Abend, bei dem Spiele gespielt, sketches und kleine Theaterstücke prästentiert, Witze erzählt und Wissensquiz für die verschiedenen Schulen (pimère, college und lycée) gemacht werden. Wir saßen alle im Kreis auf den Bänken und hatten super viel Spaß. Auch wenn ich von den Spielen keine Ahnung hatte, habe ich mich immer bemüht – und leider keines gewonnen. Danach ging es ins Bett und am nächsten Morgen Dank des Wochenendes erst um 5.30Uhr weiter. Zum morgentlichen Beten und Hof fegen kam dann noch Wäsche waschen hinzu.
Was mir wieder einmal gezeigt hat, wie viel selbstständiger die Kinder hier sind. Jeder, auch der kleineste mit seinen 10 Jahren, konnte seine Wäsche waschen. Bettlaken eingeschlossen. Auswringen? Kann man auch alleine. Etwas, an dem wir Mädels in der WG auch zu zweit verzweifeln.
Am Montag musste ich wieder erst um 17.00Uhr hin. Angekommen habe ich erfahren, dass es wieder einen soirée culturelle geben wird. Warum? Am nächsten Tag, der 1. November, ist ja Allerheiligen und damit Schulfrei. Ich hatte, passend zu Halloween, eine kleine Gruselgeschichte rausgesucht, Bilder von meinem letzten Halloween und ein paar Süßigkeiten dabei. Das ganze haben wir dann in den Abend eingebaut und die Jungs haben sich super darüber gefreut. Und ich habe eines der Spiele gewonnen!
Es ist jedesmal wieder – ok, die beiden Male, die ich bis jetzt dabei war – schön zu sehen, wie sehr die Jungs sich freuen und jeder etwas vorführt und selbst der stillste Jungs aus sich heraus kommt. Für alle Jungs ist es eine gute Abwechslung zu der vielen Zeit, die sie sonst in der Schule oder mit Lernen verbringen müssen.
Ich hatte meine Kamera dabei und habe sie den Jungs in die Hand gedrückt. Ich habe ganz, ganz viele Bilder und ein paar werdet ihr bewundern können.
Etwas an das ich mich noch immer nicht gewöhnt habe ist Ma genannt zu werden. Es fühlt sich so an, als hätte ich mit einem Mal 20 Kinder bekommen, dabei könnte ich nicht die Mutter von nur einem der Jungs sein. Und jemanden vor dir zu haben, der nur zwei Jahre jünger ist, dich aber Ma nennt, ist ein bisschen verwirrend.

Und was mache ich so zwischen den Schichten? Am Freitag, also während ich fleißig gearbeitet habe, waren wieder einmal die Jungs zum Kochen da. Schlauerweise hatte ich mir schon vorher einen Teller reserviert und Alina darauf angesetzt, mir was zu retten. Und es wahrscheinlich jeder dreimal gesagt bekommen und ich habe gedroht, sonst mit den Jungs aus dem Projekt vorbei zu kommen. :) Hat geholfen, am Samstag hatte ich zum Mittagessen das restliche Essen vom Vorabend und es war so verdammt lecker! Es gab eine Art pates, aber es war dunkler, und irgendwelche gefühlten Taschen.
Am Abend sollte es Pfannkuchen und einen entspannten Mädelsabend mit ein paar Folgen Türkisch für Anfänger geben. Und plötzlich saßen wir mit elf Leuten auf der Dachterrasse. Wie es dazu kam? Gute Frage, so ganz haben wir das nicht durchblickt. Feststeht, dass Chris am Nachmittag da war, um mit Lea zwei Ventilatoren zu besorgen (die Nächte werden viel zu warm!) und wir ihn deswegen auch eigentich schon eingeplant hatten. Den Abend vorher meinten Jungs wohl so am Rande, dass sie am Samstag nochmal vorbei kommen werden, aber keiner hatte das so richtig ernst genommen und weil wir eigentlich auch nicht so Lust hatten, haben wir es einfach nicht mehr angesprochen. Und dann standen doch die restlichen drei Jungs vor der Tür. Eine aus der anderen WG hatte sich nach unseren Abendplänen erkundet und sich dann angeschlossen. Die Jungs hatten nämlich auch einen Mixer dabei und es wurde Bowle gemacht.
Und das Essen? So ganz waren wir darauf nicht vorbereitet, dass plötzlich doch so viele da waren, aber glücklicherweise hatte Chris auf dem Rückweg vom Ventilator kaufen auch etwas Gemüse gekauft, um zu kochen und wir konnten das alles verbinden. Neben Pfannkuchen gab es einen riesigen Gemüsetopf mir allem, was wir hier normalerweise essen und zusätzlich noch Rote Beete und Kartoffeln. Wenn auch spontan und am Anfang nicht hyper motiviert, wurde es ein schöner und langer Abend, den wir alle genießen konnten.
Den Feiertag gestern haben Cindy, Katharina, Paul und ich am Strand verbracht. Wir waren bei einem anderen Abschnitt, deutlich näher dran, bei dem man viel besser schwimmen konnte, weil die Wellen nicht so extrem waren. Und was war das für ein Gefühl sich richtig zu bewegen, gegen Strömungen anzuschwimmen und sich dann treiben zu lassen! Definitiv ein Abschnitt, zu dem man öfter gehen sollte! Es war auch schön einfach mal nichts zu machen und sich die Sonne auf den Bauch brennen zu lassen - wir sehen sie ja sonst so selten. Abends sind wir dann als WG Pizza essen gewesen.

Und der schöne Tag heute? Erst begann er mit Wasser vom Nachbarn holen (dazu mehr im nächsten Absatz) was nicht wirklich schön und vor allem anstrengend ist. Aber was muss, das muss und danach war es defintiv schöner, ich war nämlich bei der Schneiderin und habe meinen Rock und mein Kleid abgeholt und ich bin so glücklich! Es ist wirklich schön geworden.
Nachmittags waren Patricia und ich auf dem Grand Marché. Kleid an, Kontaktlinsen rein. So habe ich mich schon lange nicht mehr gesehen. Dazu muss man wissen, dass ich viel, viel lieber Kleider und Röcke trage und nicht gerne mit Brille aus dem Haus gehe. Und hier laufe ich immer in Hose und mit Brille rum, es war also eine willkommene Abwechslung.
Der Markt war auch echt toll. Nur viel zu groß und viel zu unübersichtlich und mit viel zu vielen Autos und Motos auf den größeren Straßen. Dafür aber auch mit so viel Stoff, den ich noch nie gesehen hatte. Was damit endete, dass ich zwei Neue habe und auch schon zwei Ideen, was ich daraus machen lassen will. Ich bin gespannt was die Schneiderinnen daraus zaubern.
Und was macht den Tag noch so schön? Wir haben wieder Wasser. Wie wieder Wasser? Ja, wir hatten seit Sonntagabend kein fließend Wasser mehr. Montag kam dann der Handwerker, der feststelle, dass es an der Pumpe liegt und er dafür einen Mitarbeiter von der Firma braucht, die waren gestern hier. Pumpe ausgebaut und mitgenommen, um sie zu repaieren. Heute wieder eingebaut und tadaa, es fließt wieder! Für die Zwischenzeit hatte M. Sani uns einen großen Bottich besorgt, der am Montag für uns aufgefüllt wurde. Mittlerweile haben wir den aber schon zweimal wieder aufgefüllt, zu siebt braucht man halt doch viel Wasser, auch, wenn man sparsam ist. Es ist aber heftig zu sehen, wofür man alles Wasser braucht und wie viel man so am Tag verbraucht.

Ludo, besagtes Spiel. 

Natürlich wurde auch für die Kamera gepost.

Gespannte Zuschauer, oder so. 

Wer braucht schon Kürbis, wenn man auch Melonen hat? Ein riesiges Danke an Patricia, die sich die Mühe gemacht hat! 

Unser Wasserbottich, der immer ungefähr einen Tag hielt. 

Man kann überall Bilder von Füßen machen - liebste Grüße an meine Schwester! <3

Und da ist mein Kleid, sobald es ein Bild von mir in dem Rockt, überlege ich mir, es euch zu zeigen.



Wasser-Momente der Woche: Erst: Immer weniger Wasserdruck, aber das kann ja mal passieren, dann plötzlich kein Wasser mehr. Wir drehen am Hahn, und drehen und drehen und nichts passiert. Kurz warten, vielleicht kommt es ja wieder. Wie bezahlen wir eigentlich das Wasser? Bis jetzt gab es noch keine Rechnung. Dann: Mädels, das Wasser funktioniert wieder! Wir drehen am Hahn und tatsächlich, es ist wieder da! Noch nie haben wir uns so über Wasser gefreut.

Ich-kann-ja-doch-noch-was-Moment der Woche: Für einen Teil meiner Unibewerbung muss ich einen Text bearbeiten. Und dann saß ich da wie in der Abizeit. Ganz viel zu trinken, meinen Füller bereit, Textmarker in verschiedenen Farben und ein Bleistift für Notizen. Der Block neben mir und der Text auf meinem Schoss. Auf das Lernen, fertig, los!

Freiheitsgefühl-Moment der Woche: Auf dem Rücken im Meer treiben lassen, immer wieder Salzwasser ausspucken, mit den Wellen hoch und runter, mich abtreiben lassen. Wieder ein bisschen zurück schwimmen, nur um mich noch einmal treiben zu lassen.

Pizza-Moment der Woche: Sieben Pizzen warten vorbestellt auf uns im Restaurant. Und da ist so viel Gemüse auf meiner, sogar Zucchinis. Und es ist so gut.

Und noch ein Moment aus der letzten Woche:

Aufsteh-Moment der Woche: Viel zu früh klingelt der Wecker, wer bitte will um 4.00Uhr aufstehen – und das an einem Samstag. Und dann erklingt da Musik, Guten Morgen Sonnenschein. Und in mir werden Erinnerungen wach, Erinnerungen an Ferienfreizeiten. Schon bin ich wach! Keine zwei Minuten später tanzen Alina und ich zu Walking On Sunshine durch den Flur. So früh aufstehen ist doch nicht so schlimm.

Liebste Grüße einer-der-Hitze-nicht-entkommenden-aber-glücklich-seienden,

Mara <3

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