Donnerstag, 27. Oktober 2016

Zwischen Reisen und dem Alltag - wenn Durchatmen ein Fremdwort ist

Hallo meine Lieben,

und schon wieder bin ich hier. Aber das Wochenende war auch lang und vor allem vollgestopft und ich habe das erste Mal im Projekt übernachtet! Es gibt also so einiges zu erzählen.

Erst der Ausflug: Wo sind wir eigentlich hin? Unser Ziel war Badou, genauer gesagt la cascade d'Aklowa, ein Wasserfall, der 100 Meter in die Tiefe fällt. Badou liegt fünf Stunden nördlich von Lomé. Weil wir alle noch am Anfang unserer Arbeitszeit sind, ist das mit dem Urlaub nehmen nicht so ganz einfach, weswegen wir nur Samstag und Sonntag gefahren sind.
Der Samstag begann viel zu früh, um 4.00Uhr klingelte der Wecker. Gut, bis wir aus dem Bett kamen war es schon fast halb fünf, but who cares? Schnell die letzten Sachen in die Tasche gestopft, kurz ein bisschen gefrühstückt und dann hieß es warten. Um 5.00Uhr sollte der Bus da sein, gegen 6.00Uhr stand er dann endlich vor der Tür. Eine Stunde meines wichtigen Schlafes wurde mir geklaut und da ich nicht im Bus schlafen kann, war es das dann auch mit schlafen.
Erst sind wir 2 Stunden nach Atakpamé gefahren, um bei Judith und Bernadette richtig zu frühstücken. Es war total schön die beiden wiederzusehen, denn es ist doch schon einige Wochen her – gefühlte Ewigkeiten -, dass die beiden umgezogen sind.
Nach dem Frühstück ging es direkt weiter, dem Zeitplan hinkten wir hinterher, also haben wir uns beeilt. In den eh schon vollgestopften Bus sollten noch drei weitere Leute reinpassen. Und ja, wenn man Tetris spielt, dann passt das auch. Nur passt auch bei Tetris nicht immer alles. Der Busfahrer schob Cindy und mich auseinander, ganze 10cm Platz enstanden. Genug Platz für Valentina, meinte zumindest der Busfahrer, und setzte sie zwischen uns. Die Schweißschwesternschaft war schon gegründet worden, das war nicht so schlimm, aber unsere Hüftknochen waren nicht so ganz begeistert von der Sitzordnung, also haben wir uns durchgesetzt und eine aus unserer Reihe durfte noch in die erste Reihe. Meine Hüfte hat eine Dankes-Party geschmissen!
Die nächsten drei Stunden gingen nicht mehr so schnell vorbei. Es wurde immer wärmer und wir sind einen Berg erst hochgeschlängelt und dann wieder runter. Das Ganze dauerte 2,5 Stunden und auch die letzte halbe Stunde war nicht wirklich besser. Außerdem bin ich zwischendurch 1000 Tode gestorben. Überholen kann man schon noch, wenn das Auto auf der Gegenfahrbahn recht nah dran ist, oder? Klar, kann man. Wenn man einen Todeswunsch hat oder eben auf der Strecke zwischen Lomé und Atakpamé ist. So hätte ich meine Führerscheinprüfung nie bestanden...
Irgendwann kamen wir aber an. Kurz was esssen, die Taschen aufs Zimmer bringen, Bikini drunter und los gings. Auf zum Wasserfall! 40Min sind wir durch den Wald und durch drei kleine Bächlein gewandert - und es war so schön! Einerseits war es eine gute Abwechslung zu dem vielen vorherigen und allgemeinen Sitzen und andererseits ist die Landschaft einfach der Wahnsinn! So viel grün und ja, es sieht auch ziemlich klischeehaft aus, aber auch diese müssen ja irgendwo ihren Ursprung haben. Sprachlos endeten wir dann vor dem mehr als beeindruckendem Wasserfall, der vor uns in die Tiefe stürzte. Und wir ab ins Wasser! Je näher wir an den Wasserfall gingen, desto stärker wurden die Wassertropfen. Eine Mischung aus einer guten Massage und es tut einfach nur weh. Außerdem war der Druck so stark, dass ich mich dagegen lehnen konnte ohne hinzufallen, ich habe es sogar geschafft ein Bein zu heben. Lachend haben wir im Wasser herumgealbert, bis es Zeit wurde wieder zu gehen. Barfuß durch den Wald laufen habe ich schon viel zu lange nicht mehr gemacht!
Abends gab es – natürlich – fufu, mit der weltbesten Erdnussbuttersoße. Wirklich, die kann man sowohl zu pates als auch zu fufu richtig gut essen. Danach war der Plan sich ans Lagerfeuer zu setzen und sich einfach entspannt zu unterhalten. Das entspannt war eher nicht so drinne. Wir waren alle müde und gestresst, den ganzen Tag sind wir nur auf den Beinen gewesen, ohne, dass wir Pause machen konnten. Und nein, die Busfahrt war nicht erholsam. Unsere Genervtheit war aber auch nicht zuu groß. Nichts, was man mit Musik und ein bisschen tanzen nicht wieder ändern konnte. Und so endete der Abend wie so oft mit Toofan.
Der nächste Tag war vor allem durch unsere Abreise bestimmt. Frühstücken und wieder in den Bus. Pause in Atakpamé, um die anderen abzuladen und Mittag zu essen und schon ging es wieder in Richtung Lomé. Hier ist man besser von den großen Straßen runter, sobald die Sonne untergegangen und es dunkel ist. Wir haben uns die Busfahrt mit Musik hören versüßt. Zwischendurch meinte eine, dass wir wie eine Familie fahren, es wird ganz viel gemeckert und gefragt, wann wir denn endlich da seien. Und dann kam wieder die Klassenfahrt hervor, fahren egal wie und wohin, hauptsache die Musik läuft. Und wer kann etwas gegen Eiskalt von Culcha Candela sagen? ;)
Zusammengefasst war der Ausflug echt schön, ich bin noch nie in einem Wasserfall schwimmen gewesen (sagt man das so?), allerdings würde ich mir überlegen, ob mir der Fahrtstress es dann doch wert ist, vor allem, wenn man nur zwei Tage unterwegs ist. Aber wir als WG hatten super schöne Momente und beim Abendessen, als wir die lustigsten Momente ausgetauscht haben, wurde nur gelacht.

Und die Arbeit? Montag und Dienstag war ich jeweils morgens ungefähr eine Stunde da, um mit einem Kollegen jeweils in eine der Schule zu fahren, die von den Jungs besucht wird. So wurde ich den Direktoren vorgestellt und kenne jetzt, zumindest ungefähr, den Schulweg. Was ja auch nichts Schlechtes ist. Am Dienstag war ich dann um 17.00Uhr wieder da, mit gepackter Übernachtungstasche. Die Jungs haben sich gefreut, dass ich da bleiben werde und ich war gar nicht so nervös, wie ich gedacht hätte.
Als ich kam trudelten grade alle aus der Schule ein und nach einer kurzen Verschnaufspause ging es mit den Hausaufgaben weiter. Die nächsten 2,5 Stunden haben wir gelernt. Dazu wurden die Jungs in zwei Gruppen aufgeteilt, wobei ich die mit den Älteren hatte. Drei davon lernen Deutsch und dementsprechend konnte ich ihnen gut helfen, auch bei Englisch war ich zur Stelle. Und Mathe? Gut, dass es da keine Fragen gab und bei Physik nur was auswendig gelernt wurde. Das sind nicht so ganz meine Fächer.
Dann gab es Essen und weil meine Portion wie eigentlich immer viel zu groß war, habe ich mit den Jungs geteilt. Schnell abgewaschen, kurz rumgealbert und schon waren alle auf dem Weg ins Bett. Ich habe im Haus mit den Jüngeren geschlafen, die schon bettfertig waren, als ich zu ihnen kam. Wir haben kurz gesprochen und uns Gute Nacht gewünscht, dann habe ich das Licht ausgemacht. Und schon war der erste Abend vorbei, kurz und schmerzlos.
Kurz war dann auch die Nacht, um 5.00Uhr habe ich die Jungs geweckt. Nach der morgentlichen Gebetsrunde wurde der Hof und die Gebäude gefegt, jeder hat seinen eigenen Bereich, und einer hat das Frühstück vorbereitet. Schuluniform an, schnell das Frühstück heruntergeschlungen und schon waren alle auf dem Weg zur Schule. Um 7.00Uhr war das centre wie ausgestorben. Ich habe dann noch bis 8.00Uhr auf meine Ablöse gewartet, den Schlüssel übergeben, im Büro Hallo gesagt und schon konnte ich nach Hause. Wo alle bis eine schon auf der Arbeit waren, was ein komisches Gefühl ist. Ich komme, sie gehen.
Ich war überrascht wie reibungslos alles verlaufen ist und hoffe aber auch, dass es zumindest einigermaßen, so bleiben wird. Am Freitag bin ich dann das erste Mal 24h Stunden im Projekt. Das wird definitiv nochmal mehr Arbeit werden, aber auch darauf freue ich mich schon, denn letztendlich wird mein Alltag genau daraus bestehen.

Und da verschwindet das Gepäck unter der Plane. 

Da irgendwo sind wir hoch gelaufen! 

Der Wasserfall und was ist das da für eine Gruppe?

Da haben wir geschlafen, definitiv empfehlenswert, weil es so süß ist!

Unser Frühstücksausblick, allerdings haben wir nicht da gefrühstückt, wo wir gegessen haben. 

Alina und ich mit unseren Zimmernachbarinnen-Hosen <3

Irgendwo zwischen Hotel und Wasserfall, wahrscheinlich im Paradies 

Das ist unser Bus und ja, man passt da locker mit 23 Leuten rein, keine Angst. 

Und noch etwas aus meinem Projekt. Die Jungs bringen uns regelmäßig Sachen mit, die wir probieren sollen. Das ist die Frucht vom Affenbrotbaum, total cool! Wir haben sogar zwei oder drei bei uns auf dem Gelände

Klassenfahrt-Moment der Woche: Ein voller Bus, laute Musik und alle singen mehr oder weniger grade mit. Lacher und angeregte Gespräche erfüllen den Bus, ab und zu die Frage, wann wir denn wohl da sind und Pinkelpausen. Wir fahren nach Berlin! Oder doch nach Badou?

Frühstücks-Moment der Woche: Was schmeckt um 4.45Uhr am besten? Richtig, in der dunklen Küche einfach Erdnussbutter auf das Brot schmieren und im Stehen essen. Was sind nochmal Teller? Die Reise kann auf jeden Fall losgehen.

Glücksgefühl-Moment der Woche: Von oben kommt der Wasserfall und massiert einen den Rücken und von den Seiten kommen die Stimmen der Leute, die in den letzten Wochen zu einem so wichtigen Teil in meinem Leben geworden sind. Ja, hier will ich immer noch bleiben.

Nach-Hause-Kommen Moment der Woche: Das erste Mal überhaupt haben wir außerhalb von Lomé übernachtet. Und jetzt fahren wir wieder nach Lomé rein und freuen uns auf unser Haus. Da ist unsere Straße, die Nachbarn die uns immer grüßen. Der Schlüssel passt zum Glück in die so sorgfältig verschlossene Tür und sie öffnet sich. Wir sind da, Zuhause.

Moto-Moment der Woche: Ich bin die letzten Tage (sind es schon Wochen?) kein Moto gefahren, weil ich zur Arbeit gelaufen bin und sowieso alles in Lauf-Weite war. Mein Kollege aber ist mit mir mit dem Moto zu den Schulen gefahren. Und wieder ist da dieser Fahrtwind, der mich jedes Mal aufs Neue fesselt. Ich sollte wieder öfter fahren!

Barfuß-Moment der Woche: Schuhe aus, weil die sind ja eh schon nass. Steine hoch und runterkraxeln, Moos und Matsch spüren, jeder einzelne Stein tut ein bisschen weh, fester Boden und dann durch Bächlein. So fühlt sich Freitheit an.

Liebste Grüße einer-Abenteuer-erlebenden,


Mara <3

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