Sonntag, 2. Oktober 2016

Das Strahlen von Kinderaugen bringt mehr Licht in unsere Seele, als der hellste Sonnenschein.

Hallo meine Lieben,

uuund schon wieder melde ich mich. Gefühlt jeden Tag, aber ganz so schlimm ist es dann ja doch nicht. Ich glaube, dass, was es so häufig macht, zumindest in meinem Kopf, ist, dass ich den Eintrag meist schon vorher beginne und gar nicht einfach immer runterschreibe. Ich habe viel zu viel Zeit! Aber eigentlich ist es komisch, dass ich euch damit jedes Mal die Ohren vorheule und doch immer was zu schreiben finde. Tatsächlich hatte ich sogar kurzzeitig überlegt, in der Woche noch einen weiteren Post zu schreiben, habe es dann aber doch gelassen. Dementsprechend lang ist auch der jetztige Post geworden und das tut mir schon ein bisschen leid, aber auch nicht so wirklich. Es geht nämlich unteranderem um einen total interssanten Ausflug!

Am Dienstag ging es wieder einmal auf den Markt, Stella und Alina waren mit von der Partie. Wir haben die Mittagshitze abgewartet und sind gegen 16.00Uhr losgekaufen. Dementsprechend war der Markt auch nicht so überfüllt, aber natürlich trotzdem voll. Und man sollte meinen, weil ich doch letzten Donnerstag erst dagwesen bin, dass ich noch ein wenig Orientierung hätte. Aber nein, kein bisschen. Nicht mal drei Minuten und ich hatte schon keine Ahnung mehr, wo wir überhaupt waren, geschweige denn ein Gefühl dafür, in welche Richtung wir mussten, um zu den Stoffen zu gelangen. Erstmal gab es nämlich Gemüse für die WG. Wir haben sogar eine Aubergine gefunden! Ja, darüber freue ich mich... Irgendwie, nachdem wir den Markt nochmal verlassen hatten und uns einen neuen Eingang gesucht hatten, fanden wir auch, was wir suchten. Wunderschöne Stoffe! Da habe ich mir natürlich auch einen gekauft, aus dem ich gerne ein Kleid machen würde. Noch haben wir aber keine Schneiderei ausprobiert, was wir schleunigst ändern müssen.

Der Mittwoch begann früh – um 6.30 Uhr. Wann bin ich das letzte Mal um diese Uhrzeit aufgestanden? Ich habe keine Ahnung. Brot holen, frühstücken und fertig machen. Dann ging es los. Gesammelter yovo-Ausflug zu der 'Krankenstation' von Avenir Enfance - bei der auch zwei von uns arbeiten – , weil wir alle ein Attest für unsere Aufenhaltsgenehmigung brauchen, die carte de séjour. Für dieses Attest muss unsere Blutgruppe ermittelt werden, wozu heute jeder ein bisschen Blut da lassen musste. In ein paar Tagen habe ich dann eine lebenswichtgie Information mehr. Und es war das erste Mal, dass mir Blut abgenommen worden ist – Mama, Papa, ihr dürft mich gerne korrigieren, aber ich erinnere mich an nichts -, weswegen ich doch besonders nervös war und das dann natürlich auch dem Mitarbeiter mitgeteilt habe, der bei mir Blut abnehmen sollte. Er hat nur gelacht und gemeint, dass es gar nicht so schlimm sei. Und schon war ich fertig. Er hatte recht.
Um 16.00 Uhr war dann das erste Mal unser Ewe-Kurs, den ich auch dringend benötige, wie ich festgestellt habe. Wir werden zweimal die Woche, mittwochs und sonntags, jeweils um 16.00 Uhr für 1,5h lernen. Die erste Stunde war schon echt interessant, ich brauche aber noch ungefähr 100 mehr, bis ich irgendwas vernünftig kann. Trotzdem war es total cool und ich freu mich total auf die nächsten Stunden. Einige von uns werden auch einen Französischkurs machen bzw. wir wollen den erstmal ausprobieren – freitags um 7.00Uhr morgens, damit man danach direkt zur Arbeit fahren kann.

Am Donnerstag war die nächste réunion in meinem Projekt, die schon deutlich interessanter war als die letzte. Vorher, als Sjard und ich ankamen, kam uns ein Jugendlicher entgegen, mit dem ich noch nicht geredet hatte – trotzdem hieß es 'bonjour Mara'. Verwirrt gingen wir also ins Gebäude, wo die anderen schon waren. Eingeschlossen aller Eltern und Jungs, die in diesem Jahr neu in das centre kommen. Sie mussten sich nämlich einzelnd vorstellen. Heißt, wir Mitarbeiter saßen im Büro und nacheinander kamen die Jungs mit ihren Eltern zu uns. Es wurden alle grundsätzlichen Fragen geklärt, also warum sie ins centre kommen und welchen Jahrgang sie dann in der Schule besuchen werden und so weiter und so fort. Sobald zu ewe gewechselt wurde, konnte ich natürlich nichts verstehen – sooo viel habe ich dann am Mittwoch doch noch nicht gelernt –, aber es war trotzdem total interssant zumindest einen Teil der Jungs schon mal zu sehen. Immerhin kann ich jetzt schon zwei Namen zuordnen. Gut, es gibt den Namen doppelt und es sind die beiden Kleinsten, aber an irgendwas muss man sich ja auch orientieren. Am Montag sollen wir wieder hin, um unseren Direktor besser kennenzulernen und um über unsere Arbeitszeiten zu reden, ich bin gespannt, wie das wird.

Der Freitag war super vollgepackt. Schon um 7.00Uhr morgens war der Französischkurs – warum nochmal hatte ich mich beschwert, dass ich am Mitwoch um 6.30Uhr aufstehen musste, heute war es 6.00Uhr –, der echt Spaß gemacht hat. Wir waren nur fünf Leute, weswegen wir viel reden konnten, was ja auch Sinn der Sache ist. Danach sind Alina und ich zur Bank, wir brauchten Geld für die carte de séjour. Bei der ersten waren zu viele Leute, also ging es zur zweiten. Danach haben wir Marmelade eingekocht und waren bei einer Schneiderei, um die ersten Sachen in Auftrag zu geben – Ergebnisse werden natürlich präsentiert, wenn sie da sind. Abends kamen vier der Jungs vorbei. Eigentlich wollten wir mit ihnen in eine Bar, aber letztendlich haben die Jungs für uns gekocht und wir hatten ein super interssantes Gespräch! Erst war es ein bisschen komisch, jeder hat von sich erzählt und wir Mädels sollten anfangen, ohne, dass wir so recht wussten, was wir sagen sollten. Später aber gab es super interssante Diskussionen über Fernbeziehungen, die Unterschiede von Beziehungen in Deutschland und Togo, Freundschaften, Gleichberechtigung und so weiter und so fort. Es war total schön, weswegen ich dann auch nicht mehr in die Bar gegangen bin.

Am nächsten Morgen ging es nämlich wieder früh los. Ich durfte fast ausschlafen, bis 6.45Uhr. Um 7.40Uhr haben wir uns nämlich auf den Weg zu Paul gemacht, bei dem wir mal zum Essen eingeladen waren. Er ist bei der Organisation, SEDOTogo, die er zusammen mit Freunden gegründet hat, um Kindern in Togo zu helfen. Sie konzentrieren sich im Moment auf das kleine Dorf Agové und verteilen Dort Spielzeug, Schulsachen und andere nützliche Dinge. Und am Samstag durften wir, dass heißt Katharina, Alina, Cindy, Patricia und ich, mitfahren, was mehr als interessant war. Im Dorf haben wir den Dorfältesten, den chef, kennengelernt, mit den Kindern getanzt und gespielt, interessante Diskussionen geführt und natürlich auch die mitgebrachten Dinge verteilt. Ich habe selten so viele glückliche Kinderaugen gesehen, wie an diesem Tag.
Wir hatten nicht genügend Spielzeug für jedes Kind, was dort war, also haben wir ausgelost, wer eines bekommen wird. Das Spielzeug hing an einer Konstruktion runter und den Kindern wurden die Augen verbunden und sie haben sich blind eines ausgesucht. Es war so schön, ihr Strahlen zu sehen, als sie entdeckt haben, welches Spielzeug sie haben.
Auch sonst haben wir unglaublich tolle Leute kennengelernt, die sich für SEDO Togo engagieren.
Am meisten beeindruckt mich an dieser Organisation einfach, dass es aus einer kleinen Idee entsprungen ist und jetzt so viel bewirkt. Mit wenigen Mitteln. Solltet ihr also irgendwie helfen wollen, ihr wisst aber nicht wie, kann ich euch SEDO nur empfehlen! Mein Platz hier ist begrenzt, aber ich werde sicher nochmal ausführlicher über die Organisation schreiben.

Das Zimmer von Alina und mir. Sie schläft links, ich rechts. Den Schrank und den Stuhl teilen wir uns :)

Die Kinder bestaunen die Spielzeuge, bevor ausgelost worden ist, wer eines bekommt. 

Wer ist denn dieser yovo dahinten? Das habe ich mich auch gefragt, kurze Zeit später haben alle yovos mitgetanzt. :)

Unsere Balkonaussicht, die eine. Ich dachte, ihr solltet davon auch mal ein Bild bekommen

Hups, das Pflaster nach dem Blutabnehmen. Da war ein Stück Watte zwischen, deswegen der Huckel. Übrigens haben alle in der WG ein Fuß-und/oder Armband mit der weißen, grünen und gelben Wolle - und vier der Jungs.


Und was gaaanz anderes. Toofan wird hier so ungefähr immer gehört und seine Lieder laufen in den Bars und Clubs rauf und runter - und im Alltag eigentlich auch. Falls ihr also ein bisschen von der togoischen Musik hören wollt, könnt ihr gerne hingehen. Ich wäre zu gerne dabei! ;)

Kälte-Moment der Woche: Gänsehaut, ein Gefühl, dass wir mir fremd vorkommt und ich definitiv nicht in Lomé erwartet hätte. Und doch, nach drei Stunden in dem Büro, dass mit der Klimanalage super runtergekühlt wurde, bekam ich eine Gänsehaut.

Arzt-Moment der Woche: Da wird der Arm doch tatsächlich mit einem Gummihandschuh abgeklemmt, um das Blut abzunehmen – wer hat das schonmal gesehen? Klappt aber kann ich euch sagen...

Spontanste-Momente der Woche (ja, zwei): Hier klingelt man einfach, wenn man vorbei kommen will und wenn dann jemand Zeit hat, ist es gut und wenn nicht, dann halt nicht. Zwei Abende hintereinander kamen ein paar der Jungs vorbei. Und beides Mal entwickelte sich das zu total interessanten Gesprächen, von denen ich so einiges mitnehmen konnte.

Grüner-Moment der Woche: Um den zu verstehen, muss man wissen, dass wir hier praktisch von Tomaten und Tomatenmark leben, was bedeutet, dass die Soßen eigentlich immer rot sind. Dienstag aber kamen vor allem grüne Paprika und Aubergine in den Gemüsetopf – und ja, auch ein bisschen Tomaten – und das viele grün hat uns echt geflasht.

Busfahrt-Moment der Woche: Erst nachdenklich am Fesnter liegend und keine fünf Minuten unterhalte ich mich mit Cindy und Paul – nicht dem Paul, der die Organisation gegründet hat, sondern ein anderer – auf Englisch. Made my day kann ich euch nur sagen! Ich bin doch im Englischen deutlich sicherer. Hat Paul auch gemeint, ich rede plötzlich so viel. Im Französischem fehlen mir dazu einfach zu viele Vokabeln.


Stromausfall-Moment der Woche: Bisher habe ich einen miterlebt, und kaum waren die Jungs am Freitag da, fiel der Strom aus. Natürlich, als sie noch am kochen waren. Schnell unsere Lampen rausgeholt und es konnte weitergehen. Ewig kam der Strom nicht wieder und als er dann wieder da war, habe ich mich schnell in die Küche gestellt und abgewaschen. Keine fünf Minuten, nachdem ich fertig wieder bei den anderen saß, fiel der Strom wieder aus.

Ein Dank an alle, die bis zum Ende gelesen haben! Ich melde mich bald wieder, dann mit neuen Erkenntnissen von der Arbeit und auch hoffentlich meinem ersten geschneidertem Kleid!

Liebste Grüße einer-ziemlich-gut-ihre-Tage-füllenden-und-immer-wieder-neue-Dinge-erlebenden,

Mara <3

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