Hallo meine Lieben,
uuund schon wieder melde ich mich.
Gefühlt jeden Tag, aber ganz so schlimm ist es dann ja doch nicht.
Ich glaube, dass, was es so häufig macht, zumindest in meinem Kopf,
ist, dass ich den Eintrag meist schon vorher beginne und gar nicht
einfach immer runterschreibe. Ich habe viel zu viel Zeit! Aber
eigentlich ist es komisch, dass ich euch damit jedes Mal die Ohren
vorheule und doch immer was zu schreiben finde. Tatsächlich hatte
ich sogar kurzzeitig überlegt, in der Woche noch einen weiteren Post
zu schreiben, habe es dann aber doch gelassen. Dementsprechend lang
ist auch der jetztige Post geworden und das tut mir schon ein
bisschen leid, aber auch nicht so wirklich. Es geht nämlich
unteranderem um einen total interssanten Ausflug!
Am Dienstag ging es wieder einmal auf
den Markt, Stella und Alina waren mit von der Partie. Wir haben die
Mittagshitze abgewartet und sind gegen 16.00Uhr losgekaufen.
Dementsprechend war der Markt auch nicht so überfüllt, aber
natürlich trotzdem voll. Und man sollte meinen, weil ich doch
letzten Donnerstag erst dagwesen bin, dass ich noch ein wenig
Orientierung hätte. Aber nein, kein bisschen. Nicht mal drei Minuten
und ich hatte schon keine Ahnung mehr, wo wir überhaupt waren,
geschweige denn ein Gefühl dafür, in welche Richtung wir mussten,
um zu den Stoffen zu gelangen. Erstmal gab es nämlich Gemüse für
die WG. Wir haben sogar eine Aubergine gefunden! Ja, darüber freue
ich mich... Irgendwie, nachdem wir den Markt nochmal verlassen hatten
und uns einen neuen Eingang gesucht hatten, fanden wir auch, was wir
suchten. Wunderschöne Stoffe! Da habe ich mir natürlich auch einen
gekauft, aus dem ich gerne ein Kleid machen würde. Noch haben wir
aber keine Schneiderei ausprobiert, was wir schleunigst ändern
müssen.
Der Mittwoch begann früh – um 6.30
Uhr. Wann bin ich das letzte Mal um diese Uhrzeit aufgestanden? Ich
habe keine Ahnung. Brot holen, frühstücken und fertig machen. Dann
ging es los. Gesammelter yovo-Ausflug zu der 'Krankenstation' von
Avenir Enfance - bei der auch zwei von uns arbeiten – , weil wir
alle ein Attest für unsere Aufenhaltsgenehmigung brauchen, die carte
de séjour. Für dieses Attest muss unsere Blutgruppe ermittelt
werden, wozu heute jeder ein bisschen Blut da lassen musste. In ein
paar Tagen habe ich dann eine lebenswichtgie Information mehr. Und es
war das erste Mal, dass mir Blut abgenommen worden ist – Mama,
Papa, ihr dürft mich gerne korrigieren, aber ich erinnere mich an
nichts -, weswegen ich doch besonders nervös war und das dann
natürlich auch dem Mitarbeiter mitgeteilt habe, der bei mir Blut
abnehmen sollte. Er hat nur gelacht und gemeint, dass es gar nicht so
schlimm sei. Und schon war ich fertig. Er hatte recht.
Um 16.00 Uhr war dann das erste Mal
unser Ewe-Kurs, den ich auch dringend benötige, wie ich festgestellt
habe. Wir werden zweimal die Woche, mittwochs und sonntags, jeweils
um 16.00 Uhr für 1,5h lernen. Die erste Stunde war schon echt
interessant, ich brauche aber noch ungefähr 100 mehr, bis ich
irgendwas vernünftig kann. Trotzdem war es total cool und ich freu
mich total auf die nächsten Stunden. Einige von uns werden auch
einen Französischkurs machen bzw. wir wollen den erstmal
ausprobieren – freitags um 7.00Uhr morgens, damit man danach direkt
zur Arbeit fahren kann.
Am Donnerstag war die nächste réunion
in meinem Projekt, die schon deutlich interessanter war als die
letzte. Vorher, als Sjard und ich ankamen, kam uns ein Jugendlicher
entgegen, mit dem ich noch nicht geredet hatte – trotzdem hieß es
'bonjour Mara'. Verwirrt gingen wir also ins Gebäude, wo die anderen
schon waren. Eingeschlossen aller Eltern und Jungs, die in diesem
Jahr neu in das centre kommen. Sie mussten sich nämlich einzelnd
vorstellen. Heißt, wir Mitarbeiter saßen im Büro und nacheinander
kamen die Jungs mit ihren Eltern zu uns. Es wurden alle
grundsätzlichen Fragen geklärt, also warum sie ins centre kommen
und welchen Jahrgang sie dann in der Schule besuchen werden und so
weiter und so fort. Sobald zu ewe gewechselt wurde, konnte ich
natürlich nichts verstehen – sooo viel habe ich dann am Mittwoch
doch noch nicht gelernt –, aber es war trotzdem total interssant
zumindest einen Teil der Jungs schon mal zu sehen. Immerhin kann ich
jetzt schon zwei Namen zuordnen. Gut, es gibt den Namen doppelt und
es sind die beiden Kleinsten, aber an irgendwas muss man sich ja auch
orientieren. Am Montag sollen wir wieder hin, um unseren Direktor
besser kennenzulernen und um über unsere Arbeitszeiten zu reden, ich
bin gespannt, wie das wird.
Der Freitag war super vollgepackt.
Schon um 7.00Uhr morgens war der Französischkurs – warum nochmal
hatte ich mich beschwert, dass ich am Mitwoch um 6.30Uhr aufstehen
musste, heute war es 6.00Uhr –, der echt Spaß gemacht hat. Wir
waren nur fünf Leute, weswegen wir viel reden konnten, was ja auch
Sinn der Sache ist. Danach sind Alina und ich zur Bank, wir brauchten
Geld für die carte de séjour. Bei der ersten waren zu viele Leute,
also ging es zur zweiten. Danach haben wir Marmelade eingekocht und
waren bei einer Schneiderei, um die ersten Sachen in Auftrag zu geben
– Ergebnisse werden natürlich präsentiert, wenn sie da sind.
Abends kamen vier der Jungs vorbei. Eigentlich wollten wir mit ihnen
in eine Bar, aber letztendlich haben die Jungs für uns gekocht und
wir hatten ein super interssantes Gespräch! Erst war es ein bisschen
komisch, jeder hat von sich erzählt und wir Mädels sollten
anfangen, ohne, dass wir so recht wussten, was wir sagen sollten.
Später aber gab es super interssante Diskussionen über
Fernbeziehungen, die Unterschiede von Beziehungen in Deutschland und
Togo, Freundschaften, Gleichberechtigung und so weiter und so fort.
Es war total schön, weswegen ich dann auch nicht mehr in die Bar
gegangen bin.
Am nächsten Morgen ging es nämlich
wieder früh los. Ich durfte fast ausschlafen, bis 6.45Uhr. Um
7.40Uhr haben wir uns nämlich auf den Weg zu Paul gemacht, bei dem
wir mal zum Essen eingeladen waren. Er ist bei der Organisation, SEDOTogo, die er zusammen mit Freunden gegründet hat, um Kindern in Togo
zu helfen. Sie konzentrieren sich im Moment auf das kleine Dorf Agové
und verteilen Dort Spielzeug, Schulsachen und andere nützliche
Dinge. Und am Samstag durften wir, dass heißt Katharina, Alina,
Cindy, Patricia und ich, mitfahren, was mehr als interessant war. Im
Dorf haben wir den Dorfältesten, den chef, kennengelernt, mit den
Kindern getanzt und gespielt, interessante Diskussionen geführt und
natürlich auch die mitgebrachten Dinge verteilt. Ich habe selten so
viele glückliche Kinderaugen gesehen, wie an diesem Tag.
Wir hatten nicht genügend Spielzeug
für jedes Kind, was dort war, also haben wir ausgelost, wer eines
bekommen wird. Das Spielzeug hing an einer Konstruktion runter und
den Kindern wurden die Augen verbunden und sie haben sich blind eines
ausgesucht. Es war so schön, ihr Strahlen zu sehen, als sie entdeckt
haben, welches Spielzeug sie haben.
Auch sonst haben wir unglaublich tolle
Leute kennengelernt, die sich für SEDO Togo engagieren.
Am meisten beeindruckt mich an dieser
Organisation einfach, dass es aus einer kleinen Idee entsprungen ist
und jetzt so viel bewirkt. Mit wenigen Mitteln. Solltet ihr also
irgendwie helfen wollen, ihr wisst aber nicht wie, kann ich euch SEDO
nur empfehlen! Mein Platz hier ist begrenzt, aber ich werde sicher
nochmal ausführlicher über die Organisation schreiben.
Das Zimmer von Alina und mir. Sie schläft links, ich rechts. Den Schrank und den Stuhl teilen wir uns :) |
Die Kinder bestaunen die Spielzeuge, bevor ausgelost worden ist, wer eines bekommt. |
Wer ist denn dieser yovo dahinten? Das habe ich mich auch gefragt, kurze Zeit später haben alle yovos mitgetanzt. :) |
Unsere Balkonaussicht, die eine. Ich dachte, ihr solltet davon auch mal ein Bild bekommen |
Kälte-Moment der Woche: Gänsehaut,
ein Gefühl, dass wir mir fremd vorkommt und ich definitiv nicht in
Lomé erwartet hätte. Und doch, nach drei Stunden in dem Büro, dass
mit der Klimanalage super runtergekühlt wurde, bekam ich eine
Gänsehaut.
Arzt-Moment der Woche: Da wird der Arm
doch tatsächlich mit einem Gummihandschuh abgeklemmt, um das Blut
abzunehmen – wer hat das schonmal gesehen? Klappt aber kann ich
euch sagen...
Spontanste-Momente der Woche (ja,
zwei): Hier klingelt man einfach, wenn man vorbei kommen will und
wenn dann jemand Zeit hat, ist es gut und wenn nicht, dann halt
nicht. Zwei Abende hintereinander kamen ein paar der Jungs vorbei.
Und beides Mal entwickelte sich das zu total interessanten
Gesprächen, von denen ich so einiges mitnehmen konnte.
Grüner-Moment der Woche: Um den zu
verstehen, muss man wissen, dass wir hier praktisch von Tomaten und
Tomatenmark leben, was bedeutet, dass die Soßen eigentlich immer rot
sind. Dienstag aber kamen vor allem grüne Paprika und Aubergine in
den Gemüsetopf – und ja, auch ein bisschen Tomaten – und das
viele grün hat uns echt geflasht.
Busfahrt-Moment der Woche: Erst
nachdenklich am Fesnter liegend und keine fünf Minuten unterhalte
ich mich mit Cindy und Paul – nicht dem Paul, der die Organisation
gegründet hat, sondern ein anderer – auf Englisch. Made my day
kann ich euch nur sagen! Ich bin doch im Englischen deutlich
sicherer. Hat Paul auch gemeint, ich rede plötzlich so viel. Im
Französischem fehlen mir dazu einfach zu viele Vokabeln.
Stromausfall-Moment der Woche: Bisher
habe ich einen miterlebt, und kaum waren die Jungs am Freitag da,
fiel der Strom aus. Natürlich, als sie noch am kochen waren. Schnell
unsere Lampen rausgeholt und es konnte weitergehen. Ewig kam der
Strom nicht wieder und als er dann wieder da war, habe ich mich
schnell in die Küche gestellt und abgewaschen. Keine fünf Minuten,
nachdem ich fertig wieder bei den anderen saß, fiel der Strom wieder
aus.
Ein Dank an alle, die bis zum Ende gelesen haben! Ich melde mich bald wieder, dann mit neuen Erkenntnissen von der Arbeit und auch hoffentlich meinem ersten geschneidertem Kleid!
Liebste Grüße einer-ziemlich-gut-ihre-Tage-füllenden-und-immer-wieder-neue-Dinge-erlebenden,
Mara <3
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